Foto: Wilhelma Stuttgart
Wilhelma
Eine Kreuzung aus Limette und Kumquats ergab die Limequats. Die angehende ZierpflanzengärtnerinDebora Dörrer präsentiert die Früchte der drei Zitruspflanzen
Während die scharfe Kälte noch einmal ins Neckartal zurückkehrt, lässt das milde Klima im Wintergarten der Wilhelma mediterrane Gefühle aufkommen.
Bei der Schau der Zitruspflanzen, die gerade im Zoologisch-Botanischen Garten in Stuttgart angelaufen ist, zieht der liebliche Duft der Grapefruit-Blüten durch die historische Gewächshaushalle. Zwischen Bananenstauden und Palmen pranken zugleich in praller Farbpracht die saftigen Früchte einer Vielfalt von Zitruspflanzen. Denn diese Rautengewächse tragen Blüten und Früchte zugleich. 24 Arten und Sorten sind nun bis Mitte April zu sehen – und zu riechen.
So markant strahlen die Früchte, dass Farbtöne nach ihnen benannt sind, wie Zitronengelb und Orangerot. Doch hält die Schau auch Überraschungen bereit: „Erstmals zeigen wir die Rote Zitrone“, sagt Debora Dörrer, die als angehende Zierpflanzengärtnerin die Sammlung mit betreut. „Noch sind ihre Früchte quietschgelb, während des Reifens werden sie aber kräftig rot.“ Eine weitere Neuerung sind die Limequats: „Sie sind als Kreuzung aus Limette und Kumquats entstanden“, erklärt Dörrer. Alle drei Pflanzen können hier betrachtet werden.
Ohnehin sind viele der beliebten Zitrusfrüchte, die im Obsthandel erhältlich sind, Kreuzungen. Die Grapefruit etwa ist aus Orange und Pampelmuse entstanden, die weniger bekannte Ugli dagegen aus Pampelmuse und Mandarine. Wie man Zitruspflanzen veredeln kann, erläutern Infotafeln in der Ausstellung. So lässt sich zum Beispiel auf den Stamm der Bitterorange (Poncirus trifoliata), die sehr widerstandsfähig ist, der Edelreis – also der Trieb – einer weniger robusten, aber wesentlich schmackhafteren Sorte, wie der Apfelsine, pfropfen.
Züchtern entwickeln die Pflanzen auf diese Weise schon seit Jahrhunderten weiter. Inzwischen kennt man 31 Arten und Hunderte von Sorten. Bekannt sind die Zitruspflanzen seit der Antike. Araber brachten die ersten Gewächse aus Asien mit nach Afrika und Europa. Größere Mengen trugen später dann die Schiffe der portugiesischen Seefahrer im 15. und 16. Jahrhundert zu uns.
Lange Zeit waren diese Multitalente unter den Nutzpflanzen in erster Linie wegen der ätherischen Öle unter ihrer wachsigen Außenhaut gefragt: zur Herstellung von Heilmitteln und von Düften, die zudem vor Insekten schützen. Erst später entdeckte man sie als leckeres Obst. Die aktuelle Schau runden Pflanzen ab, die zwar nicht zu den Zitrusgewächsen gehören, deren Namen aber auf Zitrusfrüchte verweisen. Oft finden sie wegen eines ähnlichen Aromas Verwendung. Bei Zitronengras, Zitronenthymian oder Zitronenverbene etwa sind es die Blätter, die als Duftstoff, Gewürz oder Tee genutzt werden.