Die Direktkandidaten des Wahlkreises 268 Hohenlohe - Schwäbisch Hall im MORITZ-Kurzinterview.
Steckbrief
Name: Valentin Christian Abel
Geburtstag: 7.2.1991, Künzelsau
Wohnort: Westernhausen
Studium/Ausbildung: M.Sc. Betriebswirtschaftslehre (Mannheim / Edinburgh / Maastricht)
Derzeitiger Beruf: Kaufmännischer Angestellter
Interview
1. Welche Schlagzeile möchten Sie am Montag, den 25,. September, bei Ihrer Frühstückslektüre in der Zeitung lesen?
Gekommen um zu bleiben – Freie Demokraten feiern fulminantes Comeback
2. Aufhalten, aufschieben oder auflösen: Wie sieht Ihr Lösungsansatz beim Thema Flüchtlingsstrom aus?
Unser mittelfristiges Ziel muss es sein, Menschen in ihren Heimatländern ein gutes Leben zu ermöglichen – frei von Terror, Verfolgung und Armut. Dazu müssen wir zuvorderst unsere diplomatischen Bemühungen in den Krisenregionen intensivieren, aber auch jene Länder unterstützen, die aktuell die meisten Flüchtlinge beherbergen. Abgesehen davon gilt es, durch intelligente Entwicklungshilfe wirtschaftliche Fluchtursachen zu bekämpfen. Für mich heißt das Bildungsinvestitionen aber auch eine Stärkung der lokalen Infrastruktur. Wichtig hierbei ist, dass diese Hilfe immer an Bedingungen geknüpft sein muss: Wahrung der Menschenrechte, Aufbau einer effizienten lokalen Verwaltung, Good Governance. Schließlich müssen wir Europäer aber auch Handelshemmnisse gegenüber Entwicklungsländern abbauen, die diese wirtschaftlich massiv zurückwerfen. Nur dann können wir nachhaltig für eine Verringerung des globalen Flüchtlingsstroms sorgen.
3. Was muss getan werden, um die Bürger vor Terror zu schützen? (Stichwort „Innere Sicherheit“)
Ich glaube nicht, dass aus immer neuen Überwachungsgesetzen und eingriffen in unser aller Privatsphäre automatisch Sicherheit entsteht. Bevor Anis Amri den schrecklichen Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt verüben konnte, war er bereits seit 14 Monaten aktenkundig – und hatte ebenso viele Identitäten. Was wir eher brauchen ist eine bessere Vernetzung der Sicherheitsbehörden in Deutschland, besonders aber auch in Europa. Terroristen halten sich nicht an Gesetze; wir können also nicht erwarten, dass sie sich an Ländergrenzen halten. Neben mehr Zusammenarbeit brauchen wir aber vor allem auch gut ausgerüstete Polizisten vor Ort. Genau hier haben wir in der Vergangenheit aber an der falschen Stelle gespart. Wer täglich seine leibliche Unversehrtheit für unsere Sicherheit riskiert, darf mit Fug und Recht erwarten, dass wir ihm die beste zur Verfügung stehende Ausstattung bereitstellen. Denn: nur durch mehr Präsenz können wir Verbrechen verhindern. Maßnahmen, die Bürger unter Generalverdacht stellen oder in höchstpersönliche Bereiche eindringen – Vorratsdatenspeicherung und Staatstrojaner – lehne ich entschieden ab.
4. Brexit und die Wahl von Macron: Welche Rolle soll Deutschland künftig in der EU einnehmen?
Ich denke, die eigentliche Frage müsste lauten, welche Rolle die EU in der Welt einnehmen sollte. Der Brexit war für das Projekt Europa eine massive Zäsur und für viele der Beginn einer Sinnkrise. Klar ist: beide Seiten werden Nachteile aus dem Austritt der Briten haben, letztere wahrscheinlich besonders. Aber wir dürfen nicht in Resignation versinken. Denn der Brexit kann auch eine Chance sein. Die vielen Ausnahmen, die die Briten seit den 1970er-Jahren bei der EU ausgehandelt haben, sind meines Erachtens eine der Ursachen für den gegenwärtigen Status der Union, in der viele Länder nur auf ihren eigenen Vorteil erpicht sind. Mit der Wahl des liberalen Macron haben wir Europäer nun eine historische Chance. Zusammen mit Frankreich können wir an einem demokratischeren Europa arbeiten, das näher am Bürger ist. Das sich nicht in der Regelung der Saugleistung von Staubsaugern verliert, sondern dessen Strukturen das Arbeiten an den wirklich großen Themen ermöglichen, die aktuell noch viel zu kurz kommen in der Europäischen Union: Umwelt-, Energie- und Sicherheitspolitik.
5. Trump und Erdogan: Wie sollte sich Deutschland Ihrer Meinung gegenüber den USA und der Türkei in Zukunft verhalten?
Diese Frage ließe sich leichter beantworten, wenn die Führer dieser Staaten einen klaren Kurs verfolgen würden. Fakt ist aber, dass in der Türkei und insbesondere den Vereinigten Staaten politische und diplomatische Geisterfahrer an der Macht sind. Dass wir einmal in die Situation kommen, gegenüber der Türkei die Einhaltung von Demokratie und Menschenrechten einfordern zu müssen, kann nach den letzten Jahren keine Überraschung sein. Dass wir dies aber mittlerweile gegenüber den USA als der ältesten Demokratie der Welt tun müssen, ist schockierend. Gehör werden wir nur finden, wenn wir Europäer mit einer einheitlichen Stimme sprechen. Und die muss die Überzeugung in die Welt tragen, dass ein Zurück in den Nationalismus eine einzige Katastrophe wäre ob der globalen Herausforderungen, die vor uns liegen.
6. Ungebildet, ausgebildet oder eingebildet: wie sieht Ihr Lösungsansatz beim Thema Bildungspolitik aus? (einheitl. Bildungssystem, Fachkräftemangel, Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Kita, Kita- /Hochschulgebühren)
Angela Merkel hat Deutschland zur „Bildungsrepublik“ ausgerufen – aber welche Konsequenzen hatte das? Das Kooperationsverbot verbietet dem Bund immer noch, den Ländern in der Bildung unter die Arme zu greifen. Das Abitur ist in jedem Bundesland unterschiedlich viel wert. Und welchen Respekt wir Schülern und Studenten tatsächlich entgegenbringen, wird beim Blick in die Bausubstanz vieler Schulen deutlich. Für mich ist eines ganz klar: Baden-Württemberg konkurriert nicht mit dem Saarland und Brandenburg um die hellsten Köpfe, sondern Deutschland als Ganzes mit China und Indien. Deswegen muss Bildung eine gesamtstaatliche Aufgabe werden, mit einheitlichen Standards, die sich an den jeweils höchsten aktuellen orientieren. Wir müssen unseren finanziellen Verpflichtungen endlich nachkommen und bei den Bildungsausgaben vom Mittelfeld in die Weltspitze aufschließen. Wo andere Länder mit Smartboards und Tablets interaktives Lernen ermöglichen, verhaften deutsche Klassenzimmer noch immer in der Kreidezeit – das muss sich schleunigst ändern! In der Schule setzen wir aber eigentlich schon fast zu spät an, denn gerade das Vorschulalter hat für die Kindesentwicklung eine enorme Bedeutung. Ziel muss es also sein, mit einer flächendeckenden Versorgung mit Ganztags-Kindergartenplätzen und geschulten Erzieherinnen Kindern schon früh Freude am Lernen zu vermitteln.
Welchen Bildungsweg sie dann einschlagen hängt von vielen Faktoren ab. Wir dürfen nur nicht den Fehler machen, von jedem Kind das Abitur zu erwarten. Gerade die handwerkliche und berufliche Bildung ist entscheidend für die wirtschaftliche Stärke unserer Region und bietet tolle Zukunftschancen – sie zu stärken ist deshalb entscheidend.