Sonja Grau
Sonja Grau
Hüte sind ihr Markenzeichen, Mode ist ihre Leidenschaft. Als Stil und Modeexpertin genießt die in München beheimatete Sonja Grau, die auch gerne als Personal-Shopperin gebucht wird, nationale und internationale Anerkennung. Sie kennt die Trends und weiß wie jeder seinen eigenen Stil entwickeln kann. Im Gespräch mit MORITZRedakteurin Simone Heiland gibt sie Tipps für die festliche Zeit.
Frau Grau, ist festliche Mode zu Weihnachten und Silvester überhaupt noch ein Thema?
Ja, auf alle Fälle. Ich erkenne sogar einen Aufwärts-Trend. Die Menschen verspüren wieder Lust auf Mode und Stil. Gerade auch die jüngere Generation sendet diese Signale.
Worauf wird heute Wert gelegt, wenn es heißt, sich ausgehfein zu machen?
Auf Kleidung, die chic und individuell ist. Es wird dabei aber sehr wohl darauf geachtet, dass die Modelle auch im Alltag Einsatz finden können. Stil ist - gottseidank - wieder ein Thema geworden. Bei Männern geht der Trend hin zu einer chicen Kombination - angelehnt an den Casual-Look. So ist z. B. eine Kombination aus cognacfarbener Cordhose, einem Sakko in braun-grünblauem Karomuster, einem weißen Hemd und einem flotten Lederschnürer sehr angesagt und salonfähig. In diesem Jahr ist aber auch der Samtanzug bei den Herren - in nachtblau oder einem Beerenton - top. Bei Frauen ist das Samtkleid in kurz oder lang ein sehr angesagter festlicher Begleiter. Kombiniert mit Stiefel, Stiefelette, Pumps, Sandalette oder auch Ankle-Boot mit dicker Profilsohle. Aber auch der maskuline Look wird die Frauen an den Festtagen begleiten: Smoking mit weißer Bluse und Krawatte oder Bluse mit Vollants sind sehr trendy. Auch Leder in Kombination mit Karo liegt im Trend. Jugendlichen gefallen z. B. Kombinationen aus karierter Hose und unifarbenem Jacket oder Blouson. Bei allen Trägern, egal ob jung oder älter, sind modische Hoodies, also Kapuzenoberteile, in sehr edlen Materialien, wie etwa Kaschmir, sehr gefragt.
Wie findet man seinen ganz eigenen Stil?
In dem man mit ein wenig Fingerspitzengefühl in sich hinein hört und insgesamt eine gesunde Selbstwahrnehmung hat. Durch die Kleidung sollte man dann versuchen, seine ureigenste Persönlichkeit zu unterstreichen, denn dazu ist sie da. Ein wenig nachdenken, was man gerne tragen würde, was einem aber auch zur Statur steht. Auf keinen Fall sollte man irgendwelche Vorbilder nachahmen. Sehr wohl kann man sich aber an Idolen orientieren und daraus seinen ganz eigenen, individuellen Stil kreieren.
Worauf achten Sie in der Begegnung mit anderen Menschen zuerst?
Auf das Ganze. Dann kommen die Augen, denn sie sprechen in der Regel Bände und geben viel Aufschluss über den Menschen, seine Persönlichkeit und seinen Charakter. Man kann so auch sehr schnell erfahren, ob der Mensch mit der Kleidung, die er trägt, authentisch ist oder sich verkleidet.
Früher galt die Regel: Perlenketten trägt man niemals am Tag, nur am Abend. Wie ist das heute?
Perlenketten sind für mich auf alle Fälle die unkomplizierten Begleiter schlechthin und damit generell immer und überall - auch tagsüber - einsetzbar. Unabhängig vom Alter der Trägerin. Der Oma-Charakter, der ihnen lange anhaftete, ist schon lange überholt.
Zurzeit ist der »Ironie Trend« angesagt – auch bei Prominenten. Ich bezeichne das einfach als gruselig schlechten Geschmack, auffallen um jeden Preis. Was glauben Sie steckt hinter solchen Massenphänomenen?
Ich denke, dass dieser Trend genau in die Stimmung vieler Menschen passt und einfach den Nerv der Zeit aufgreift. Schließlich kann man mit nichts anderem als mit der Mode ein so breitflächiges Statement abgeben. In der Regel gelingt es mit Trends ins Gespräch zu kommen. Letztlich gelangt jeder Trend irgendwann in irgendeiner Form wieder aus der Versenkung ans Tageslicht. Das ist einfach so.