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Jedem Lebensalter der richtige Style. Mit ein paar Grundregel ist das einfacher zu bewerkstelligen, als Mann denkt
Viele glauben, dass Männermode ein ganz einfaches Ding wäre, es quasi unmöglich ist, sich schlecht zu kleiden. Ganz falsch, denn nicht nur bis, sondern auch ab einem bestimmten Alter ist Männermode ein Haifischbecken.
Wer mal ein paar Minuten Zeit hat, der stelle sich in Stuttgarts Innenstadt und betrachte für einige Augenblicke die Männerwelt vom modischen Standpunkt. Was fällt auf? Man wird eine Menge Kerle sehen, die entweder zu jugendlich gekleidet sind oder, überspitzt ausgedrückt, wie ihr eigener Uropa herumrennen. Zugegeben, es ist nicht ganz einfach, einen Mittelweg zu finden. Aber was gibt es zu beachten und zu vermeiden?
Golden Rule #1: Altersgemäß
Es gibt mehrere Mode-Altersgrenzen im Leben eines Mannes: 30 und 55. Warum ausgerechnet diese Geburtstage? Ganz einfach, weil sie signifikante Einschnitte darstellen. Wer in den späten Teenagerjahren oder den Twenty-Somethings steckt, darf sich wie ein Jugendlicher kleiden. Umgekehrt kann es aber auch schnell vorkommen, gerade wenn man noch recht „jungenhaft“ wirkt, dass man beispielsweise für einen klassischen Herrenanzug zu jung aussieht.
Natürlich geht auch der umgekehrte Weg: Wer etwa schon die 40 deutlich überschritten hat, dazu aber immer noch die Hosenbeine pinrolled trägt, wirkt einfach nur wie ein „Berufsjugendlicher“, der nicht akzeptieren will, dass er aus dem Alter raus ist. Hier ist Stuggi einmal mehr ein gutes Beispiel, denn gerade wegen der vielen jungen Männer auf den Straßen versuchen viele ältere Semester, ob gewollt oder ungewollt, sich anzupassen.
Doch wo einige Dinge der Sub-30er Mode auch mit 4 vor dem Alter noch gehen, ist bei 55 generell Schluss damit. Ein etwas älterer Artikel fordert gar, dass in dem Alter selbst kurze Hosen im Schrank bleiben sollten.
Die Golden Rule #1 besagt deshalb, dass man(n) bei der Kleiderauswahl immer sein Lebensalter im Blick behalten und sich nie zu sehr davon entfernen sollte.
Altersbrecher #1: Jeans
Eigentlich kann man gar nicht in Worte fassen, welches Glück Männer haben, dass Levi Strauss und Jacob Davis die Jeans erfanden. Denn über alle, heute sogar höchste, Altersgrenzen hinaus, wirkt die Jeans niemals unpassend und ist sogar in der Lage, sämtliche Anlässe zu überbrücken. In der ausgewaschenen Variante kann man damit ebenso vortrefflich auf der Couch herumliegen wie man mit Edeljeans erst den Business-Casual-Look wirklich komplettiert.
Was nur bis 30 geht:
- Modische Farben
- Pinrollen
- Ungewöhnliche Schnitte
- Löcher
Was ab 30 geht:
- Normale Schnitte
- 50 Shades of Blue (und Grey)
- Hosenträger
Man(n) sieht es bereits: Je älter, desto konservativer. Das soll natürlich nicht heißen, dass man sich ab 30 gar nicht mehr jugendlich kleiden darf, aber man sollte es ein wenig zurückschrauben.
Was dazu passt: Das geniale an Jeans ist, dass es tatsächlich praktisch nichts gibt, das nicht dazu passen würde, das gilt sowohl für die Schuhe als auch sämtliche Oberteile und Jacken. Allein deshalb ist sie die ideale Universalwaffe im männlichen Kleiderschrank.
Altersbrecher #2: Karohemd
Man erkennt Kleidungsstücke, die keine Altersgrenzen haben, daran, dass sie schon seit Jahrzehnten weitgehend unverändert bestehen. Ausnahmen wie der Trenchcoat (der wiederum erst ab 30 seriös wirkt) bestätigen diese Regel. Dabei gilt: Ob normaler Stoff, Seersucker oder Flanell, karierte Hemden sind zeitlos, Punkt. Und im Gegensatz zur Jeans gibt es hier auch keine Alters-Trennung, sondern nur eine Aneinanderreihung cooler Karo-Looks, die in jedem Alter gehen:
- Bis auf den zweitobersten Knopf geschlossen, mit oder ohne hochgerollte Ärmel
- Locker um die Hüfte, um sich der Temperatur anzupassen
- Als Zwiebellook-Element über Longsleeve und T-Shirt aber unter der (offenen) Jacke
- Smart-Casual unter einem Sweater oder Pullunder
In diesen Varianten können Männer sämtlicher Altersstufen Karohemden tragen und wirken dabei nie irgendwie gezwungen oder zu lässig. Doch auch hier gibt es eine Ausnahme: In die Hose stecken sollte man das Karohemd nur jenseits der 30 – und selbst dann nur, wenn es zum in-die-hose-Stopfen geschneidert wurde.
Was dazu passt: Karohemden wirken für sich alleine schon ziemlich cool. Offen getragen können sie sehr gut mit T-Shirts kombiniert werden, diese sollten dann aber keinesfalls selbst stark gemustert sein. Bei den Hosen kann man wiederum auf Jeans oder Cargohosen setzen, Chinos gehen auch immer.
Golden Rule #2: Hüte sind kein Kleidungsstück (mehr)
Dieser Punkt wird so manchen Hipster hart treffen. Aber es ist leider eine modische Realität der 2010er, dass Hüte, egal ob Fedora, Bowler oder australischer Busch-Schlapphut schlicht und ergreifend weg vom Fenster sind. Wer jung ist, kann sie sowieso nur ironisch tragen und auch wer jenseits der 30 einen coolen Don-Draper-Look ausführen möchte, sollte sich ins Gedächtnis rufen, dass Mad Men in den 60ern spielt – auch Don würde heute ohne Kopfbedeckung in sein Werbebüro stolzieren. Und je mehr der Hut nach Wildwest-Romantik aussieht, desto mehr sollte man sich auch die Frage stellen, ob man in Möhringen lebt, oder irgendwo in der Prärie.
Die Golden Rule#2 gilt allerdings nur für Hüte mit umlaufender Krempe. Schiebermützen und Caps sind ausgenommen.
Altersbrecher #3: T-Shirts
Wäre dieser Artikel in den 50ern geschrieben worden, gäbe es diesen Punkt nicht, denn damals waren T-Shirts absolut nur eines, Unterwäsche. Doch wie so vieles hat sich auch das T-Shirt zum Allrounder gewandelt, dabei gibt es je nach Alter nur weniges, was beachtet werden muss:
Was nur bis 30 geht:
- Extreme Farben
- Tiefe Ausschnitte
- Riesen Markenlogos
- Lifestyle-Motive
- Lustige Sprüche
Was ab 30 geht:
- Einfarbige Shirts
- Edel-Shirts
- Poloshirts
Verhältnismäßig neu hinzugekommen sind indes Band-Shirts. Denn selbst die älteren Semester können heute auf T-Shirt-würdige Musiker ihrer Jugend zurückblicken. Die einzige Ü-30-Regel lautet, dass es eine bekannte Band sein sollte.
Was dazu passt: Was die Jeans bei den Hosen ist das T-Shirt bei der Oberbekleidung, also eines für alles. Mit Sakko sieht das T-Shirt ebenso passend aus, wie für sich allein zu kurzen Strandhosen. Das einzige No-Go sind T-Shirts über Hemden.
Altersbrecher #4: Lederjacke
Wenn es ein Stück gibt, das selbst noch dem kindergesichtigsten Jung-Mann ein ebenso cooles Aussehen verleiht, wie einem faltigen Rentner, dann ist das die Lederjacke. Man darf gern selbst die Probe machen: Shia LaBeouf etwa, der trotz der Tatsache, dass er 30 ist, ohne seinen Vollbart sehr jugendlich wirkt, geht als echter Fashionista selten ohne Lederjacke aus dem Haus. Und ein in Würde gereifter Bruce Willis wirkt durch die abgewetzte Jacke nochmal männlicher.
Hauptsächlich wirken Lederjacken aber weniger durch das Material so alterslos, sondern durch die Kombination aus zurückhaltenden Schnitten und gedeckten Farben – braun und schwarz gehen fast immer und obwohl ein Uralt-Klassiker wie die A2 als Fliegerjacke entstand, würde sie heute wohl kaum noch wer damit in Verbindung bringen, sondern einfach einer coolen Jacke, die an jedem gut wirkt.
Was dazu passt: Die Lederjacke ist „mächtig männlich“, dementsprechend sollte auch der restliche Look gestaltet werden. Mit Jeans und Hemd wird daraus ein Dreigestirn für praktisch jede Situation. Wer es lässiger mag, trägt eine Kapuzenjacke darunter und lässt die Kopfbedeckung über den Kragen hängen.
Golden Rule #3: Sneaker sind schwierig
Wer unter 30 ist, darf diese Goldene Regel überlesen. Wer aber vor 1987 geboren wurde, sollte aufmerksam sein. Die Sneakerwelt ist heute so gigantisch wie kaum eine andere Schuhart, vielleicht abgesehen von den hochhackigen Ladies-Klassikern. Das aber macht diese Schuhe zur Krux, denn es passiert schnell, dass man sich Sneaker kauft, die an jedem jungen Studenten klasse aussehen, aber an einem reifen Mann einfach deplatziert wirken. Dabei gilt vor allem, dass „richtige“ Turnschuhe jenseits der 30 nur noch beim Sport gehen. In den USA gibt es sogar den spöttischen Begriff der Dad Shoes – reife Männer, die zur Jeans helle Turnschuhe tragen.
Die Golden Rule #3 besagt also, dass der „Sportlichkeitsgrad“ der Sneaker, die man auf der Straße trägt, mit zunehmendem Alter abnehmen sollte.
Altersbrecher #5: Cargohosen
Man nehme eine Stoffhose, nähe an die Oberschenkel zwei mehr oder weniger geräumige Taschen und fertig ist die Cargohose. Und obwohl auch deren Wurzeln, wie bei so vielen männlichen Kleidungsstücken, im Worker- bzw. Militärbereich liegt, ist sie gleichsam auch das zweite Beinkleid dieser Liste, das die Generationen verbindet.
Was nur bis 30 geht:
- Baggy-Schnitte
- Hauteng
- Extrem große Taschen
- Tarnmuster
- ¾-Schnitte
Was ab 30 geht:
- Kleinere Taschen
- Erdtöne
- Praxis-Applikationen (Knieschoner, weitere Taschen etc.)
Was dazu passt: Mit Stiefeln macht man auf Cargohosen grundsätzlich nie etwas falsch, wer es allerdings nicht auf den Military-Look abgesehen hat, sollte die Hosenbeine nicht in die Stiefelschäfte stecken. Für die jüngere Generation wirken erdfarbene Cargos und weiße Sneaker einfach nur genial.
Golden Rule #4: Ein Muster ja, mehrere Muster No
Auch wenn so manche Modeströmung etwas anderes diktieren mag und in der Damenwelt grundsätzlich andere Regeln gelten, so gilt doch, dass ein gutgekleideter Mann, ungeachtet seines Alters, immer nur ein gemustertes Kleidungsstück trägt. Um das auf die Praxis umzulegen, bedeutet das:
- Kein Flanell-Karo zur Tarn-Cargo
- Kein kariertes Sommerhemd zur karierten Short
- Kein gepunktetes Hemd zum Nadelstreifen-Sakko
- Keine wildgemusterten Sneaker zur karierten Cargohose
Wer allzu Probleme damit hat, diese Regel einzuhalten, sollte wenigstens dafür sorgen, dass er nicht Muster an Muster trägt, sondern die Reihenfolge „Muster-Unifarbe-Muster“ einhält, also beispielsweise buntgemusterte Sneaker, einfarbige Hose und darauf gepunktetes T-Shirt.
Fazit
Gerade Stuttgart macht es durch seinen vergleichsweise niedrigen Altersdurchschnitt schwer, sich als Mann ein zeitloses Beispiel zu nehmen. Die U-30-Generation schaut sich ihre Looks voneinander und aus dem Web ab, die älteren Semester folgen häufig der Masse. Solange man allerdings auf einige Grundelemente achtet und die wichtigsten Regeln befolgt, kann es durchaus einfach sein, sich modisch und altersgemäß zu kleiden. Mann muss nur akzeptieren, dass es Styles gibt, die nur in einer bestimmten Altersgruppe gut aussehen.