Dessous
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Verführerische Unterwäsche, präsentiert an sexy Silhouetten - diese Verkaufsstrategie funktioniert nicht mehr. Das zeigte sich schon im Jahr 2018 und wird 2019 eine noch größere Rolle spielen. Der Dessousmarkt muss sich neu orientieren, wenn er den Bedürfnissen von Frauen weiterhin gerecht werden möchte. Denn Unterwäsche sollte nicht für das Unterwäschemodel produziert werden, das viel Sport treibt und eine strenge Diät hält, sondern für die Kundinnen - und diese sind groß oder klein, dick oder dünn. Vor allem sind ihnen mittlerweile Tragekomfort und Nachhaltigkeit wichtiger als Sexappeal.
Größeninklusivität
Seit einigen Jahren wächst der Markt für Plus-Size-Mode rasant und ein Ende ist nicht abzusehen - im Gegenteil. Modestars wie Ashley Graham und viele andere Frauen haben mit ihrer selbstbewussten Präsenz in den sozialen Netzwerken die Vorstellung davon, was schön ist, komplett verändert. Denn sie zeigen sich so, wie sie wirklich sind; sie zeigen, dass sie hübsch sind, auch wenn sie nicht dem Schönheitsideal entsprechen - groß, schlank, Kurven nur an den "richtigen" Stellen. Plus-Size-Frauen haben es satt, von der Modeindustrie vergessen zu werden, schließlich wollen sie ihrer Leidenschaft für Modetrends ebenfalls frönen. Und nicht zuletzt möchten sie schöne, modische und vor allem perfekt sitzende Lingerie tragen, die sowohl sicheren Halt als auch hohen Tragekomfort bietet. Dass auch Dessous in großen Größen sexy, trendy und ausgesprochen komfortabel sind, beweist zum Beispiel die Kollektion von Ulla Popken.
Nachhaltigkeit
Ein weiterer Aspekt, der die Kaufentscheidung der Kundinnen maßgeblich beeinflusst, ist die Nachhaltigkeit eines Produkts; immerhin empfinden laut horizont.net inzwischen 70 Prozent der Kunden das Thema Nachhaltigkeit - sowohl in ökologischer, ökonomischer als auch sozialer Hinsicht - als relevant. Dazu zählen unter anderem ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen, soziales Engagement in den Produktionsländern sowie die Verwendung von umweltfreundlichen Technologien und Materialien. Allerdings beträgt der Anteil von Dessous an nachhaltiger Bekleidung bisher erst 2,4 Prozent - in diesem Segment ist also noch viel Luft nach oben.
Komfort und Female Empowerment
Vor einigen Jahren noch war es den Kundinnen vor allem wichtig, dass Dessous verführerisch sind - dafür war es den meisten ganz egal, ob das Höschen zwickte oder der Stoff unbequem war. Heute kaufen viele Frauen statt BHs mit drückenden Bügeln lieber bequeme Bralettes - 2018 verzeichneten bügellose BHs ein Umsatzwachstum von 14 Prozent. Auch Stringtangas sind aktuell weniger beliebt, stattdessen tragen Frauen heute bevorzugt bequeme Pantys.
Weiterhin setzen die Kundinnen zunehmend auf Marken, die für "Female Empowerment" stehen. Ein starkes Zeichen setzt die Marke thinx, die menstruationssichere Unterhosen produziert. Sie verspricht, dass Frauen während ihrer Periode auf Tampons, Binden und Menstruationstassen verzichten können - was nicht nur deutlich nachhaltiger, sondern auch kostengünstiger und gesünder ist. Ein zusätzlicher Effekt ist, dass die Frauen ihren Körper bewusster wahrnehmen. Ein weiterer Pluspunkt für thinx: Die Marke setzt sich weltweit dafür ein, dass auch Mädchen und Frauen Zugang zu Hygieneartikeln bekommen, die sich keine leisten können.