Illustrationen: Stadt Schwäbisch Hall / Freilichtspiele
Globe Theater
Mitten im Herzen Schwäbisch Halls entsteht ein Theaterbau, der ganzjährig bespielt werden kann und als Anziehungspunkt für Besucher dienen soll. Doch aus den geschätzten 5,2 Millionen Baukosten sind mittlerweile rund 9 Millionen Euro geworden.
»Das Neue Globe wird an prominenter Stelle das Stadtbild über Jahrzehnte und vielleicht darüber hinaus ergänzen. Es ist ein Meilenstein für die Entwicklung der Freilichtspiele und der Kulturstadt Schwäbisch Hall«, so Schwäbisch Halls Oberbürgermeister Hermann-Josef Pelgrim über das mehrstöckige, regensichere und temperierbare Freilichttheater, das aktuell auf dem Haller Unterwörth gebaut wird. »Für die Freilichtspiele ist das neue Globe ein Quantensprung, es ist eine Zeitenwende. Es wird ein Theater mit Dach geben, das trotzdem den Charakter einer Freilichtbühne hat. Durch das schließbare Dach ist eine Winterbespielung möglich. Das bedeutet für uns ein sehr großes Entwicklungspotenzial. Bis dato waren wir ja eine klassische Freilichtbühne mit einem überschaubaren Winterprogramm in der Haalhalle«, führt Jutta Parpart, Geschäftsführerin der Freilichtspiele Schwäbisch Hall, an.
Zeitverzögerung & Kostensteigerung
Die Fertigstellung des Neubaus war für den Sommer 2018 geplant, sodass die Freilichtspiele das neue Globe bereits in der kommenden Spielzeit mit den ersten Produktionen eröffnen können. Doch das es bei dem zeitlich eng getakteten Bauprojekt zu einer Verzögerung im Ablaufplan kommt, ist schon länger klar. Noch bevor die Bauarbeiter anrückten, kristallisierte sich heraus, dass die Kalkulation für das neue Globe-Theater nicht aufging. 2016 hatte der Gemeinderat den Neubau mit geschätzten Kosten vom 5,2 Millionen Euro beschlossen, die Bauarbeiten sollten dann im Februar 2017 beginnen. Doch schon vor der Grundsteinlegung im Mai 2017 rechnete die Stadtverwaltung damit, dass die Kosten ca. 7,5 Millionen Euro betragen werden.
Jetzt die erneute Hiobsbotschaft: Auch diese Kostenschätzung musste nach oben korrigiert werden. Nach einer aktualisierten Schätzung liegen die zu erwartenden Gesamtkosten nun bei rund 9 Millionen Euro. Doch was sind die Gründe für die Mehrkosten und wer trägt diese? »Bedingt durch deutliche qualitative Verbesserungen bei der Bühnentechnik, dem Schallschutz und der Außenbeleuchtung sowie eine ganzjährige Bespielbarkeit, kam es im Vergleich zur ersten Grobplanung zu Kostensteigerungen. Ebenfalls schlugen baukonjunkturelle Preiserhöhungen zu Buche. Deshalb beschloss die Stadt im März 2017, den Zuschuss an den Bauherrn Freilichtspiele Schwäbisch Hall e.V. als Ausgleich für die Kostensteigerungen um 500.000 Euro anzuheben. Die zweite, durch die florierende Baukonjunktur bedingte Kostensteigerung, zeichnete sich im November 2017 nach der Vergabe von 70 Prozent der Bauleistungen ab«, so Franziska Hof, Pressesprecherin der Stadt Schwäbisch Hall. »Noch bis August lag das Bauprojekt nach Vergabe von 50 Prozent der Leistungen im Kostenrahmen von 7,5 Mio. Euro«, berichtet Projektleiter Dieter Koch. In der Folge sei es bei den wichtigen Gewerken für Dach und Fassade sowie der Konstruktion des Zuschauerraumes allerdings zu deutlichen Preissteigerungen gekommen. Zum Jahresende stiegen die Angebotspreise noch einmal dramatisch an. »Der Grund für die Mehrkosten ist die absolut explodierende Baukonjunktur. Das war im Frühjahr so nicht absehbar«, meint Jutta Parpart.
Aktuell bessere Verhandlungsposition
Auch Thomas Preisendanz, Gemeinderatmitglied der Stadt Schwäbisch Hall, ehemaliger Schulleiter des Haller Gymnasiums St. Michael und Fraktionsvorsitzender der FDP, sieht die gestiegenen Kosten als im Vorfeld nicht kalkulierbar an: »Der Grund für die Preiserhöhungen liegt nach meinen Informationen, Nachfragen und Recherchen nicht an einer künstlich zu niedrig gerechneten Schätzung, um damit den Bau durch den Gemeinderat zu drücken. Ich habe bereits sehr eng mit dem für das Globe zuständigen Mitarbeiter der städtischen Bauverwaltung zusammengearbeitet und dabei erfahren, dass dessen Berechnungen absolut seriös und nachvollziehbar waren. Deswegen hatte und habe ich keinen Grund, an den Berechnungen zu zweifeln«. Auf die Nachfrage, wie sichergestellt wird, dass sich die Kosten nicht noch weiter drastisch erhöhen, fährt er fort: »Ich bin der begründeten Hoffnung, dass die Baukosten insgesamt leicht unter dem jetzt beschlossenen Rahmen von 9 Millionen gehalten werden können, weil der Zeitdruck für die Fertigstellung aufgehoben und damit die Verhandlungsposition bei Ausschreibungen eventuell verbessert werden kann«.
Erhöhung des Finanzrahmens
Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 4. Dezember einer Erhöhung des Finanzrahmens mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Da die Freilichtspiele Schwäbisch Hall die gestiegenen Baukosten nicht aus eigener Kraft stemmen können, sichert die Stadt Schwäbisch Hall eine Kreditaufnahme der Freilichtspiele über eine Bürgschaft in Höhe von bis zu 3 Millionen Euro ab. Zugleich wurde nach Angabe der Stadt entschieden, den laufenden jährlichen Zuschuss für die Freilichtspiele für die Zins- und Kredittilgung 2018 um 90.000 Euro und ab 2019 um 180.000 Euro zu erhöhen. Daraus errechnet sich ein Gesamtzuschuss für 2018 von 620.000 Euro und 2019 in Höhe von 730.000 Euro. Die Finanzierung für den Fortgang des Baus ist somit sichergestellt. Doch stellt sich nun die Frage, ob nun an anderer Stelle Gelder gestrichen werden müssen, um diese Erhöhung gewährleisten zu können. »Die abgeschlossenen Haushaltsberatungen haben ergeben, dass wegen des Globes keine Einsparungen beschlossen wurden. Eher wurden vom Gemeinderat mehr Ausgaben und Investitionen beschlossen, als es der Haushaltsentwurf der Verwaltung vorsah. Es muss auch beachtet werden, dass der Bau des Globes wesentlich vom Verein der Freilichtspiele gestemmt werden muss, der über einen eigenen Haushalt verfügt. Durch eine professionelle ganzjährige Bespielung und Vermarktung des Globes darf mit höheren Einnahmen für die Freilichtspiele gerechnet werden, die bei der Bedienung der Zinsen und der Tilgung der zur Zeit extrem günstigen Darlehen helfen werden. Hilfreich sind auch der Millionenzuschuss des Landes und Zusagen von Sponsoren«, erklärt Thomas Preisendanz die Kostenverteilung.
Aktueller Stand der Bauarbeiten und Ausblick
Die Geldfrage ist damit zunächst geklärt. Die Eröffnung des Globe Theaters ist, vorallem bedingt durch die winterlichen Witterungen, jedoch noch nicht terminiert. Rund 70 Prozent der Arbeiten sind bereits vergeben. Die Betonarbeiten für den Rohbau sind bis auf ein paar kleinere Restarbeiten fertiggestellt. Aktuell werden im Untergeschoss Heizung, Elektro und Sanitär installiert. »Wir haben gehofft, dass wir das Dach vor dem Winter schließen können, bis jetzt (Stand 13.12.17) ist es aber noch offen. Diese Tatsache führt dazu, dass wir den angedachten Eröffnungstermin im August 2018 nicht einhalten können. Je schneller das Dach geschlossen werden kann, desto besser kann der Innenausbau über den Winter vonstatten gehen. Einen genauen Eröffnungstermin gibt der Hochbau momentan nicht an. Wir gehen aber davon aus, dass es nicht 2018 sein wird«, so Jutta Parpart.
Die Freilichtspiele Schwäbisch Hall, die bereits in den Vorbereitungen für ein Shakespearestück zur Eröffnung des Neuen Globes im August 2018 waren, müssen nun natürlich umplanen: »Es war für uns eine große Herausforderung, so kurz vor knapp noch mal alles umzuschmeißen. Der Schwerpunkt des Programms wird nun im Sommer 2018 auf der großen Treppe liegen, wir haben vier Neuinszenierungen und eine Wiederaufnahme geplant