Für die Automobilindustrie war das Jahr 2020 ein katastrophales: Durch Corona brachen die Autoverkäufe drastisch ein, die Zahl der Neuzulassungen sank um fast 700 000 PKW. Doch gleichzeitig erlebte die E-Mobilitätsbranche einen förmlichen Höhenflug: Die Zahl der neu zugelassenen reinen Elektroautos stieg um über 200 Prozent. Alternative Antriebe beanspruchten rund ein Viertel aller Neuzulassungen.
Der Markt für Elektroautos wächst kontinuierlich weiter. So gut wie alle Hersteller haben mittlerweile ein oder mehrere Elektroautos im Sortiment. Diese zeichnen sich zunehmend durch ihre Vielseitigkeit aus; vom Kleinstwagen wie dem Citroën Ami über Sportwagen wie dem Audi e-tron GT bis hin zum großen Elektro-SUV wie der 2021 auf den Markt kommende VW ID.4.
Die E-Mobilität ist längst nicht mehr nur Nischenthema, sondern in der Mitte der mobilen Gesellschaft angekommen, wie auch das Kraftfahr-Bundesamt (KBA) bestätigt. Positive Nutzererfahrungen verlässliche Technologien und ein wachsendes Angebot erleichtern laut KBA-Präsident Richard Damm den Umstieg in die E-Mobilität: »Bei einem anhaltenden Zulassungstrend der Fahrzeuge mit elektrischen Antrieben von rund 22 Prozent wie im letzten Quartal 2020, kann das von der Bundesregierung formulierte Ziel von 7 bis 10 Millionen zugelassenen Elektrofahrzeugen in Deutschland bis zum Jahr 2030 erreicht werden«, so Damm. Gefördert wurde dieser Aufschwung unter anderem auch durch das Maßnahmenpaket der Bundesregierung von 2016, das eine Kaufprämie für Elektroautos (Umweltbonus inklusive der bis Ende 2021 befristeten Innovationsprämie), der Ausbau der Ladeinfrastruktur und ein Beschaffungsprogramm für die öffentliche Hand beinhaltet.
Die Anschaffung von Elektroautos oder Plug-In Hybriden ist längst nicht mehr ein Liebhaberthema, sondern stellt mittlerweile eine ernstzunehmende Alternative zum Verbrennungsmotor dar. Die Technologie steckt nicht mehr in den Kinderschuhen und entwickelt sich beständig weiter. Die Ladeinfrastruktur in Deutschland wird beständig ausgebaut. Neue Produkteinführungen und das ungebrochene Interesse an E-Autos werden auch 2021 für ein großes Absatzwachstum sorgen, sagen Branchenexperten voraus. Der Boom kommt gerade zur richtigen Zeit, denn 2021 treten die strengen CO2-Flottenziele der EU-Kommission in Kraft. Laut diesen dürfen Neufahrzeuge dann im Durchschnitt aller verkauften Fahrzeuge eines Herstellers nicht mehr als 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen.
Hersteller stehen 2021 bei der Entwicklung neuer E-Modelle allerdings vor einer entscheidenden Herausforderung: Aufgrund gesetzlicher Vorgaben müssen ab Juli 2021 alle neu zugelassenen Elektroautos künstliche Geräusche erzeugen, damit Fußgänger und Radfahrer besser geschützt sind. Dafür sorgen soll ein so genanntes Acoustic Vehicle Alerting System (AVAS). Der Ton muss zwischen 56 und 75 Dezibel laut sein und dem eines Verbrenners gleicher Bauart ähneln. Keine leichte Aufgabe. Da die konkrete Gestaltung des E-Auto-Sounds allerdings nicht durch die EU-Verordnung vorgegeben ist, gibt die Regelung den Herstellern die kreative Freiheit, ihrem jeweiligen ein individuelles Sound-Design zu verpassen. Somit werden die Elektroautos direkt einen Wiedererkennungswert haben.