Gerne zur Schule gehen? Für die Grundschüler der Josef-Schwarz-Schule ist das der Fall. Welche Rollen dabei Bilingualität und die Diversität in den Klassenräumen spielen, erklären Lena Dudenhöffer, Komissarische Schulleiterin der Grundschule, und Kevin Helsel, stellvertretender Grundschulleiter.
Wenn man das Stichwort Josef-Schwarz-Schule hört, woran sollte man dann in Ihren Augen denken?
Lena Dudenhöffer: In erster Linie stehen an unserer Schule die Kinder und ihre Bedürfnisse im Vordergrund. Wir möchten sehr individuell arbeiten und jedes Kind mit seinen persönlichen Stärken sehen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Bilingualität von Anfang an, was uns von vielen anderen Schulen unterscheidet. Ebenso ist uns eine ganzheitliche Bildung und Betreuung wichtig, wir bieten auch Freizeitaktivitäten im Nachmittagsprogramm an, die sich an den Interessen der Kinder orientieren und diese fördern und stärken.
Wie sind Sie dazugestoßen?
Kevin Helsel: Ich habe für viele Jahre in Detroit in einer Schule gearbeitet, in der alle Schüler Spanisch als Muttersprache hatten. Die Idee, meine Sprache (Englisch) Kindern mit einer anderen Muttersprache beizubringen, hat mich immer schon interessiert. Die Josef-Schwarz-Schule hat sehr meinen eigenen Interessen und Ideen von Wissensvermittlung entsprochen. Ich unterrichte jetzt schon im vierten Jahr an der JSS, aktuell eine 1. Klasse, arbeite aber auch mit der Führungsebene zusammen.
LD: Ich bin seit 2017 an der Josef-Schwarz-Schule, habe damals als Deutschlehrerin begonnen, weil mich das Konzept einfach angesprochen hat. Mir ist es wichtig, dass die Kinder im Mittelpunkt stehen, man sich Zeit für sie nehmen kann und sie direkt bei ihren Interessen packt. Seit diesem Sommer habe ich die kommissarische Schulleitung der Grundschule übernommen.
Was macht die JSS im Kontext des Bildungscampus so besonders?
LD: Unsere Schule fügt sich einfach wunderbar in das Konzept der ganzheitlichen Bildung und des lebenslangen Lernens, welches im Bildungscampus verankert ist. Als Grundschule geben wir noch einmal einen neuen Input. Ich habe schon aus verschiedenen Richtungen von Kollegen auf dem Bildungscampus gehört, dass sie sich freuen, dass dort morgens mit den kleinen Kindern schon was los ist auf dem Gelände. Das Englische ist ein wichtiger Punkt, der sich auch später im Studium wiederfinden wird. Die meisten Studiengänge auf dem Bildungscampus sind international ausgerichtet. Dafür sind wir, denke ich, eine gute Vorbereitung.
Wie hat sich die JSS seit der Gründung entwickelt bzw. verändert?
LD: 2012 haben wir mit der JSS in Erlenbach angefangen. Hier genießen wir ein großzügiges und zeitgemäßes Schulgebäude mit Aula, modern ausgestatteten Klassenzimmern und Funktionsräumen sowie eine Mensa mit eigener Produktionsküche.
Neben einer Dreifeld-Sporthalle gibt es zudem vielfältig nutzbare Außenflächen für Schulhof, Spielplätze, Kleinsportfeld oder Schulgarten. Vom Unterricht mit dem Kind im Fokus über das gemeinsame Miteinander bis hin zum digitalen Distanzlernen, das sicher durch die Pandemie führt, haben wir uns stets mit Blick nach vorne entwickelt. Wir versuchen immer zu reflektieren und zu lernen, wo sich etwas verbessern lässt, wie wir uns weiterentwickeln können. Aufgrund der großen Nachfrage bauen wir derzeit einen zweiten Standort im Neckarbogen in Heilbronn auf und haben letzten Herbst bereits interimsweise am Bildungscampus mit ersten Grundschulklassen gestartet. In der Ferdinand-Braun-Straße bieten wir eine Eingangsstufe (Reception) an.
KH: Besonders die Qualität unserer Lehrer ist auf einem sehr hohen Standard. Sie sind begeisterte Pädagogen, die es verstehen, die Schüler zu motivieren. Unser internationales Kollegium arbeitet sehr gut zusammen und entwickelt sich und die Schule ständig weiter. Davon profitieren dann wieder die Schüler.
Wie ist die Resonanz von Schülern und Eltern?
LD: Für uns ist es am wichtigsten, dass die Kinder gerne hier zur Schule gehen. Das ist nicht selbstverständlich, gerade wenn wir alle an unsere eigene Schulzeit zurückdenken. Nach den Ferien hören wir regelmäßig von Eltern, dass ihre Kinder es nicht mehr abwarten konnten endlich wieder zur Schule gehen zu können. Sie rennen morgens direkt in die Schule rein, weil sie sich hier wohlfühlen und auch ihre Freunde wiedersehen. Lernen soll ja auch Spaß machen. Wenn die Kinder unsere Unterstützung spüren, entwickeln sie sich von ganz alleine; dann haben wir unsere Arbeit richtig gemacht.
Was waren Aspekte, auf die Sie besonders Wert gelegt haben?
LD: Ein gut ausgebildetes Kollegium ist der Schlüssel zum Erfolg. Wir stecken sehr viel Arbeit hinein, neue Kollegen auszuwählen, die bereits gute Voraussetzungen mitbringen. Unser gut besetztes Klassenlehrerteam ist für eine direkte Arbeit mit den Schülern sehr wertvoll. Hinzu kommen Lerntherapeuten, Schulpsychologen und Coaches, die unsere Arbeit unterstützen. Für das Nachmittagsangebot, das stetig ausgebaut wird, arbeiten wir gerne auch mit externen Partnern zusammen.
KH: Wenn ich mir die Schüler in meinem Klassenraum ansehe, fällt mir auf, dass es eine sehr diverse Gruppe ist. Neben deutschen Schülern haben wir auch Schüler aus anderen europäischen Ländern. Aber auch aus dem internationalen Raum wie Indien zum Beispiel – hier herrscht wirklich eine kulturelle Vielfalt. Als Lehrer habe ich gelernt, wie wichtig es ist, dass sich die Diversität der Gesellschaft auch im Klassenzimmer widerspiegelt. Alle haben unterschiedliche Hintergründe und unterschiedliche Bedürfnisse, auf die ich als Lehrer eingehen muss. Das nehme ich als sehr wertvoll wahr, sowohl für meine persönliche Weiterentwicklung als auch für meine Arbeit als Lehrer, die ich dahingehend immer wieder neu evaluiere.
Generell spielt Internationalität eine wichtige Rolle an der Josef-Schwarz-Schule.
KH: Ganz genau. Als Amerikaner war mir, als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam, gar nicht so genau bewusst, wie vielfältig die ganze Gesellschaft hier ist. Und ich finde es großartig, dass sich das auch so an unserer Schule abbildet. Es ist wirklich toll, weil die Kinder auch voneinander lernen und einen Blick auf unterschiedliche Perspektiven und Hintergründe bekommen, die sich in unserer Gesellschaft finden. Mein eigenes Kind geht ebenfalls auf die Josef-Schwarz-Schule und profitiert von der kulturellen Vielfalt.
LD: Das zeigt sich auch in unserem Kollegium. Jeder bringt seine eigene Kultur und Mentalität mit ein – und das ist für die Kinder ganz wichtig, denn sie lernen auf diese Weise Respekt, Akzeptanz und Empathie.
Spielt auch bei Ihnen das Thema Digitalisierung eine zunehmend wichtigere Rolle?
LD: Ja, und vielleicht sogar schon etwas länger als an anderen Schulen (lacht). Wir nutzen Smartboards im Unterricht und haben Klassensets an Laptops und Tablets. Dabei arbeiten wir sehr projektorientiert, das heißt die Kinder lernen schon ab der 1. Klasse: »Wie hole ich mir Informationen aus dem großen World Wide Web?« Es geht also nicht nur darum, digitale Medien zu nutzen, sondern auch den Umgang damit zu lernen und zu filtern, wem kann ich vertrauen.
Wie sind Sie als JSS mit der Corona-Situation umgegangen?
LD: Es war auch für uns ein Lernprozess; ich möchte nicht sagen, dass alles bei uns von Anfang an glatt gelaufen ist. Wir haben trotzdem alles dafür gegeben, innerhalb von kürzester Zeit auf digitales Lernen umzustellen. Durch die Tools, die wir schon zur Verfügung hatten, waren wir in der Lage, den Unterricht auch digital zuverlässig zu gewährleisten. Trotzdem haben wir gemerkt, dass den Kindern der soziale Aspekt der Schule fehlte. Man möchte sich mit anderen Kindern austauschen, mal mit dem Lehrer reden, will Gefühle, Sorgen oder Ängste ausdrücken. Entsprechend haben wir zusätzliche Zoom-Meetings eingerichtet, bei denen sich die Kinder sehen konnten und in denen es häufig gar nicht so sehr um den Unterricht ging, sondern vielmehr um die Gemeinschaft.
In welche Richtung wird sich die JSS in der Zukunft entwickeln?
LD: Das kurzfristige Ziel ist natürlich erstmal der Aufbau des zweiten Standortes hier in Heilbronn. Da wollen wir selbstverständlich den gleichen hohen Qualitätsstandard, den wir uns in Erlenbach gesetzt und erarbeitet haben, beibehalten. Trotzdem soll es keine reine Kopie werden. Wir haben andere Kollegen, andere räumliche Gegebenheiten. Das ist eine große Herausforderung, der wir uns gerne stellen.
Wie sieht es inhaltlich aus? Gibt es Kooperationen mit anderen Bereichen des Bildungscampus?
LD: Wir sind bereits ausgezeichnete MINT-freundliche- und digitale Schule. Dieses Zertifikat hat man nicht auf Lebenszeit, dafür muss man sich regelmäßig neu bewerben. Coding ist beispielsweise so ein Aspekt, den wir zukünftig noch implementieren wollen, um unsere Schüler noch besser auf die zukünftigen Anforderungen vorzubereiten. Unsere langjährige Kooperation mit der experimenta, die in diesem Bereich führend ist, möchten wir auf jeden Fall weiter ausbauen. Auch die aim ist ein Kooperationspartner, den unsere Lehrer zur Weiterbildung nutzen.
KH: Ich war mit meinen Klassen bereits mehrere Male in der experimenta und der Lerneffekt ist fantastisch. Wir haben mehrere Workshops gemacht, bei denen unter anderem in Gemeinschaftsarbeit eine Brücke gebaut werden musste. Das Lernen ist dort immer mit praktischen Anwendungen in der echten Welt verbunden und das ist sehr wichtig.
Josef-Schwarz-Schule Heilbronn
Bildungscampus 10, 74076 Heilbronn
Fon: 07131-394800, www.josef-schwarz-schule.phorms.de
Die Josef-Schwarz-Schulen sind bilinguale, international orientierte Ganztagesschulen. Träger ist die Bildungsorganisation Phorms Education mit Sitz in Berlin, die deutschlandweit bilinguale Privatschulen und Kindergärten betreibt.