Gerade in der Region Heilbronn-Franken gibt es viele exzellente produzierende Unternehmen, die in ihren Produkt- und Marktsegmenten nicht selten Weltmarktführer sind. Allerdings brauchen auch erfolgreiche Firmen eine Neuausrichtung. Denn künftig wird es darauf ankommen, dass Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes sich in ihrer Wertschöpfungslogik stärker an echten »Digitalunternehmen« orientieren, wie Dr. Bernd Bienzeisler, Leiter Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme, betont.
Digitalunternehmen, wie Amazon, Google oder SAP zeichnen sich durch drei Merkmale aus. Erstens fokussieren sie sich auf digitale Prozessautomatisierung: Alles, was nicht über Software automatisierbar ist, wird vermieden oder ausgelagert, denn Teilautomatisierung führt zu Medienbrüchen und hohen Kosten. Dies verweist auf das zweite Merkmal von Digitalunternehmen: Sie verfügen über eine extrem hohe Datendurchgängigkeit, sodass entlang des gesamten Wertschöpfungsprozesses permanent Daten erzeugt und verknüpft werden können, selbst wenn die Daten zunächst gar nicht benötigt werden.
Damit kommen diese Unternehmen in die »Optionswelt«, das heißt, sie eröffnen sich durch die Nutzung von Daten Möglichkeiten für neue Services und Geschäftsmodelle. Dies verweist auf das dritte Merkmal von Digitalunternehmen: Sie können ihre digitalen Produkte und Leistungen sehr schnell ausweiten bzw. »skalieren«, wobei die Erlöse schneller wachsen als die Kosten.
»Natürlich kann nicht jeder produzierende Mittelständler wie Amazon und Google werden. Aber es geht darum, sich an der Wertschöpfungslogik von Digitalunternehmen zu orientieren und zu prüfen, was auf die eigene Firma übertragen werden kann«, erklärt Dr. Bernd Bienzeisler, Leiter des Forschungs- und Innovationszentrums Kognitive Dienstleistungssysteme. »Wir sehen aktuell drei Ebenen, wo Digitalisierung ansetzen muss.«
Zum einen auf der strategischen Ebene: Hier gelte es eine digitale Unternehmenskultur zu verankern und sich in Ökosystemen neu zu positionieren. Zum anderen auf der Prozessebene: Auf dieser Ebene müssen produzierende Unternehmen mit einer langjährig gewachsenen IT-Infrastruktur beginnen, die Themen Datenerzeugung, Datenverfügbarkeit und Datendurchgängigkeit ab-teilungsübergreifend anzugehen.
Und letztlich bieten auf der Fertigungsebene Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) neue Möglichkeiten, produktionstechnisches Wissen über Software zu digitalisieren und als skalierbare Cloud-Service standortübergreifend verfügbar zu machen.
»Digitalisierung ist kein Hexenwerk, sondern harte und kontinuierliche Arbeit auf allen Ebenen des Unternehmens«, so Bienzeisler »Aber es gilt jetzt die Dinge konsequent anzugehen, wenn man auch in Zukunft vorne mitspielen möchte.«
Fraunhofer IAO Forschungs- und Innovationszentrum Kognitive Dienstleistungssysteme (KODIS)
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