Fachkräftemangel – Deutschland braucht Erzieher
Die Lage hat sich leicht gebessert, trotzdem fehlen in Deutschland immer noch 106.500 Erzieher. Mit gutem Beispiel voran geht Baden-Württemberg: Im Vergleich zu anderen Bundesländern gibt es hier einer der besten Betreuungsschlüssel für unter Dreijährige in Deutschland.
Das Problem kommt nicht von ungefähr
Ein möglicher Grund für den Fachkräftemangel in Deutschland ist die lange, unbezahlte Ausbildung zum/zur Erzieher/-in: So muss nach dem Schulabschluss – Mindestvoraussetzung Realschulabschluss – zunächst zwei Jahre eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistenten gemacht werden, um dann für die Erzieher-Ausbildung zugelassen zu werden – die dann nochmal drei Jahre dauert, von denen in der Regel nur das letzte Praxisjahr bezahlt wird.
Die Personalnot schadet den Erziehern und Kindern
Die aus dem Mangel an Fachkräften resultierende Personalnot kann in den deutschen Kindertagesstätten mitunter drastische Auswirkungen haben, was die Eltern vor gravierende Betreuungsprobleme stellen kann. So müssen regelmäßig in einigen Städten Kitas vorübergehend schließen, weil es bei Krankheitsfällen nicht genügend Kräfte gibt, die einspringen können, wie die Deutsche Presseagentur Anfang des Jahres vermeldete. Hinzu kommt die personelle Belastung für das bestehende Personal: In einigen Bundesländern kommen auf eine Fachkraft bis zu sechs zu betreuende Kinder – eine unmögliche Belastung, die den Erziehern und den Eltern, vor allem aber auch den Kindern selbst schadet.
Baden-Württemberg ist Vorreiter
Eine Lösung für das Problem kommt aus Baden-Württemberg: Hier gibt es seit rund sechs Jahren die sogenannte praxisintegrierten Ausbildung (Pia), die deutschlandweit Maßstäbe in der bezahlten ErzieherInnenausbildung gesetzt hat. Bei Pia bekommen die Auszubildenden rund 1090 Euro im ersten, 1150 im zweiten und 1250 Euro im dritten Ausbildungsjahr.
Dass trotzdem immer noch zu wenig junge Menschen den Berufsweg Erzieher einschlagen, lässt sich in den meisten Bundesländern auf ein Problem zurückführen: Die Verdienstmöglichkeiten sind zu gering. Gewerkschaften wie verdi kämpfen deshalb beispielsweise in Bremen nach wie vor darum, das Berufsbild Erzieher in eine höhere Tarifgruppe zu heben.
Praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin und zum Erzieher (Pia)
Die staatlich anerkannte Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) richtet sich vor allem an Bewerber und Bewerberinnen, die bereits berufliche Erfahrungen oder Abitur/Fachhochschulreife mitbringen.
Die Ausbildung dauert 3 Jahre – parallel an der Schule und in der Praxisstelle. Jedes der drei Ausbildungsjahre umfasst theoretische und praktische Anteile, die entweder wochenweise im Block oder an zwei Tagen pro Woche in der Praxiseinrichtung und drei Tage in der Fachschule absolviert werden. Ein Anerkennungsjahr, wie es bei der regulären Erzieherausbildung erforderlich ist, entfällt bei der praxisintegrierten Ausbildung.