Gleich mehrere Ursachen wirkten sich belastend auf den Ausgleich am Ausbildungsmarkt aus. Im Vergleich zum Vorjahr blieben knapp 200 mehr von den Betrieben bei der Arbeitsagentur gemeldete Ausbildungsstellen am Ende des Beratungsjahres unbesetzt und 35 mehr bei der Berufsberatung gemeldete Bewerberinnen und Bewerber waren zum Bilanzstichtag am 30.09.2020 noch unversorgt.
Der Ausgleichsprozess auf dem Ausbildungsmarkt war im abgelaufenen Beratungsjahr gleich aus mehreren Gründen erschwert“, sagt Martin Scheel, Vorsitzender der Agentur für Arbeit Ludwigsburg. „Bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie war ein Rückgang der Meldungen vor allem bei den Ausbildungsstellen zu verzeichnen. Unternehmen reagierten damit auf die bereits seit Herbst 2019 feststellbare konjunkturelle Abschwächung sowie die Betroffenheit durch den Strukturwandel und die Transformationsprozesse in der Region. Zudem blieben Stellenmeldungen aus Branchen aus, die schon in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten hatten, ihre Ausbildungsplätze mit aus ihrer Sicht geeigneten jungen Menschen zu besetzen“, sagt Scheel. „Mit Beginn der Covid19-Pandemie im März verlangsamten sich darüber hinaus die Vermittlungsprozesse auch auf dem Ausbildungsmarkt merklich. Das Zusammenführen und Zusammenfinden von Bewerberinnen und Bewerbern mit dem passenden Ausbildungsplatz war durch die zur Eindämmung der Pandemie in deren erster Welle getroffenen Maßnahmen erheblich beeinträchtigt. Schulische Prüfungen verzögerten sich zum Teil ebenso wie die Melde- und Auswahlprozesse bei den Unternehmen. Mit den Lockerungen der Maßnahmen nahmen die Stellenmeldungen wieder an Fahrt auf und seit Juni war die Entwicklung von einem Aufholprozess gekennzeichnet. Gleichwohl konnte das Niveau des Vorjahres zum Bilanzstichtag nicht erreicht werden. Zum Bilanzstichtag blieben knapp 200 gemeldete Ausbildungsplätze mehr als im Vorjahr unbesetzt und 35 mehr Bewerberinnen und Bewerber konnten keinen nahtlosen Anschluss nach Ende der Schulzeit zum 30.9. finden. Umso intensiver waren und sind die Bemühungen in der Nachvermittlungszeit“, sagt Scheel. „Und so konnten bis heute bereits 45 der insgesamt 108 zum 30.9. noch unversorgten Bewerberinnen und Bewerber mit einem passenden Angebot unterstützt werden, indem sie entweder in ein Ausbildungsverhältnis oder Studium, eine sozialpädagogisch betreute Einstiegsqualifizierungsmaßnahme oder in eine sonstige von der Agentur für Arbeit geförderte Maßnahme einmünden konnten,“ fasst Scheel den aktuellen Stand zusammen.
Die Ausbildungsstellensituation
Die Unternehmen und Verwaltungen im Landkreis Ludwigsburg meldeten von Oktober 2019 bis September 2020 insgesamt 2.838 betriebliche Ausbildungsstellen. Das waren 354 oder 11,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Bereits im März 2020, also noch vor Ausbruch der Pandemie, waren 319 oder -12,1 Prozent weniger Ausbildungsstellen beim Arbeitgeberservice der Agentur für Arbeit Ludwigsburg gemeldet worden.
Am meisten gesucht wurden im Landkreis Ludwigsburg Auszubildende für die Berufe Kaufmann/-frau im Einzelhandel, zahnmedizinische/r Fachangestellte/r, Kaufmann/-frau-Büromanagement, Fachkraft-Lagerlogistik, Verkäufer/in, Industriekaufmann/-frau, Kaufmann-Groß-/Außenhandel-Großhandel, medizinische/r Fachangestellte/r, Fachinformatiker/in Systemintegration und KFZ-Mechatroniker – PKW-Technik.
Die Bewerbersituation
Im Berichtsjahr 2019/20 haben insgesamt 2.575 Jugendliche und damit 136 oder 5,0 Prozent weniger als im Vorjahr die Ausbildungsvermittlung der Agentur für Arbeit Ludwigsburg bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. „Der Rückgang fiel hier geringer aus als bei den gemeldeten Ausbildungsstellen, obwohl die Schulabgangszahlen rückläufig waren (minus 91 oder 5,4 Prozent zum Vorjahr) und die Schülerinnen und Schüler insbesondere in der Zeit des ersten Lockdowns vor besonderen Herausforderungen standen“, beschreibt Scheel die Situation. „So mussten sich die Schülerinnen und Schüler ad hoc zum Teil monatelang auf das Home- und Online-Schooling um- und einstellen. Hinzu kam die Unsicherheit für viele Abgangsschülerinnen und –schüler, wann und wie genau die Prüfungen erfolgen würden. Diese Themen überlagerten für viele Schülerinnen und Schüler die Frage nach dem Übergang wochenlang zum Teil vollständig. Umso wichtiger war es, die Abgangsschülerinnen und –schüler durch die Expertinnen und Experten der Berufsberatung der Agentur auch während der Schulschließungen weiter bestmöglich zu unterstützen, was auf alternativen Kommunikationswegen, insbesondere telefonisch, gut gelungen ist,“ resümiert der Agenturleiter.
Von allen bei der Agentur für Arbeit Ludwigsburg als Bewerber um eine Ausbildungsstelle gemeldeten Jugendlichen haben 1.465 oder 56,9 Prozent zum Bilanzstichtag eine Ausbildung aufgenommen. Von diesen mündeten 1.356 Bewerberinnen und Bewerber in eine ungeförderte Berufsausbildung und 109 in eine von der Agentur geförderte Ausbildung ein. 433 oder 16,8 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber (letztes Berichtsjahr: 416 oder 15,3 Prozent) wählten den Übergang in eine weiterführende Schule, ein Studium oder ein Praktikum. 123 Jugendliche (Vorberichtsjahr: 111) entschieden sich für gemeinnützige oder soziale Dienste oder begannen eine durch die Agentur für Arbeit geförderte Maßnahme, um im kommenden Berichtsjahr ihre Chancen auf dem Ausbildungsmarkt zu erhöhen. Mit 157 oder 6,1 Prozent nahm schließlich ein kleinerer Teil der Bewerberinnen und Bewerber wie nach dem letzten Beratungsjahr (162 Personen) eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf.
Die Jugendlichen suchten nach geeigneten Ausbildungsplätzen insbesondere in den Bereichen der Produktion und Fertigung, in der Unternehmensorganisation, der Buchhaltung und der Verwaltung, in den kaufmännischen Dienstleistungen und im Handel, gefolgt vom Gesundheits- und Erziehungswesen sowie in den Verkehrs-, Logistik-, Schutz- und Sicherheitsberufen.
Ungleichgewicht auf dem Ausbildungsmarkt zum Ende des Berichtsjahres
Rein rechnerisch kamen im Landkreis auf 100 bei der Arbeitsagentur gemeldete Bewerberinnen und Bewerber 110 registrierte Ausbildungsstellen.
Am Ende des Berichtsjahres 2019/20 waren gleichwohl 108 Bewerberinnen und Bewerber noch unversorgt, 35 oder 47,9 Prozent mehr als letztes Jahr.
Insgesamt 391 Ausbildungsstellen, für die am 30. September 2020 noch Auszubildende gesucht wurden, blieben unbesetzt. Das waren 195 oder 99,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Darunter waren Ausbildungsplätze als zahnmedizinische/r Fachangestellte/r, Bankkaufmann/-frau, Kaufmann/-frau Einzelhandel, Verkäufer/in oder auch Anlagenmechaniker – Sanitär-/Heizungs-/Klimatechnik.
„Für alle noch nicht versorgten Bewerberinnen und Bewerber und die jungen Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen wieder auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle sind, werden die Vermittlungsaktivitäten ebenso unvermindert fortgesetzt, wie für Betriebe deren Ausbildungsstellen wieder frei geworden sind. Dafür stehen wir auch während des erneuten Teilshutdowns in intensivem Austausch mit jeder und jedem Einzelnen und ermutigen beide Seiten, sich auch alternativen Berufszielen beziehungsweise Profilen zu öffnen,“ beschreibt Martin Scheel die Aktivitäten der Arbeitsagentur Ludwigsburg.