Wenn es um Bildungsqualität geht, kann man gar nicht früh genug anfangen. Das ist der Grundsatz der Akademie für Innovative Bildung und Management, kurz aim. Geschäftsführerin Tatjana Linke spricht mit MORITZ über den Anspruch der aim, ihre Bandbreite an Veranstaltungen und ihre Zusammenarbeit mit anderen Institutionen auf dem Bildungscampus.
Was macht die aim aus?
Die aim ist erstmal eine Weiterbildungseinrichtung, die gemeinnützig ist und die von der Dieter-Schwarz-Stiftung finanziert wird. Das besondere an der aim ist, dass wir trotz unserer Gemeinnützigkeit anders als bei vielen anderen Stiftungen nicht an 3 bis 5-jährigen Projekten arbeiten müssen, sondern stattdessen über längere Zeiträume, die wir zum Teil auch selbst bestimmen können, an bestimmten Themen arbeiten und damit auch nachhaltiger wirken können. Ein Beispiel ist die Sprachförderung an der Grundschule, die haben wir so vor 13, 14 Jahren ins Leben gerufen, sie immer weiter und weiter entwickelt, evaluiert. Da gibt es jetzt überhaupt keine Bestrebungen von irgendeiner Seite aus zu sagen, damit ist jetzt Schluss, das habt ihr lange genug gemacht, sondern es geht im Gegenteil darum, eine nachhaltige Wirkung zu erzielen und dauerhaft an den Problemen zu arbeiten.
An wen richtet sich das Angebot primär?
Oh, das ist ganz schwierig zu sagen. Vielleicht kann man das erstmal so einschränken, dass man sagt, es geht uns vorrangig um Bildungschancen für Kinder und Jugendliche und dass wir sie, natürlich insbesondere wenn sie ganz klein sind, nicht selbst erreichen, ist auch selbsterklärend. Wir befassen uns mit der Bildungsbiographie zwischen der Geburt, dem Eintritt ins Berufsleben oder ins Studium. Da gibt es aber auch keinen harten Cut, dass wir sagen, wenn das Studium beginnt, dann sind wir draußen, sondern wir machen auch noch einiges an Vorbereitung und Unterstützung für Studierende, vor allem auf dem Campus aber auch darüber hinaus. Und da geht’s dann im Prinzip darum, diejenigen zu adressieren, die mit den Kindern und Jugendlichen zu tun haben: Das sind am Anfang Krippenerzieherinnen, Eltern, dann sind es Erzieherinnen im Kindergarten, Lehrkräfte, aber auch Ganztagesbetreuung bis hin zu Tageseltern. Wenn die Kinder dann größer werden, kommen sie auch direkt zu uns im Rahmen der Ferienangebote, die wir machen. Und dann begleiten wir sie eben bis zum Eintritt ins Berufsleben oder ins Studium.
Sie konnten sich ja 2017 zertifizieren lassen. Was bedeutet das und wie lief dieser Prozess ab?
Das ist eine ISO-Zertifizierung, die sich auf unsere Arbeitsabläufe bezieht. Wir haben uns damals entschieden, diese Zertifizierung durchzuführen, weil wir uns vorher auch schon besonders intensiv mit diesen Prozessen auseinandergesetzt hatten, da wir mit dem Umzug auf den Campus sehr schnell gewachsen sind und nicht mehr einfach so auf Zuruf arbeiten konnten, sondern eine klare Arbeitsteilung und Spezialisierung brauchten. Das Tüpfelchen auf dem i ist dann sozusagen diese Zertifizierung. Da ging es dann darum, dass wir die Arbeitsabläufe, die wir definiert haben von der Planung der strategischen Vorgaben über die Planung und Durchführung der Veranstaltungen bis zum Abschluss durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, genau angeschaut wurden. Das ist uns gelungen und mittlerweile haben wir sogar eine zweite Zertifizierung durchgeführt, die müsste bald mit der Post kommen (lacht). All diese Prozesse haben ja auch einen Einfluss auf die Qualität der Arbeit, die wir hier verrichten.
Sie haben ja bereits den Umzug auf den Bildungscampus angesprochen. Wie hat sich die aim seit der Gründung entwickelt bzw. verändert?
Sie hat sich ganz, ganz stark verändert. Die aim wurde ja 2002 gegründet aus dem Weiterbildungszentrum der IHK, einfach um dem Fachkräftemangel, der damals schon zu erahnen war, ein Stück weit entgegenzuwirken – auch mit einem ganz starken Fokus auf dem Thema IT. Die aim hieß damals Akademie für Informationen und Management und die Angebote bezogen sich hauptsächlich auf Studierende, denen IT-Seminare angeboten wurden, aber auch für Wiedereinsteiger. Die Welt war damals noch eine völlig andere. Mein Vorgänger aus der Gründungszeit hat aber schnell die Erkenntnis umgesetzt, die damals in jeder Zeitung stand: Wenn man etwas erreichen will, muss man früh beginnen. Er hat dann das Thema aufgegriffen, das damals sehr aktuell war, die Kindertageseinrichtungen nicht mehr nur als Ort der Unterbringung und der Betreuung zu sehen, sondern als Bildungseinrichtung. Da wurde ja der Orientierungsplan entwickelt für Baden-Württemberg und die Fortbildungen zu diesem Plan waren dann auch der Kern, aus dem sich unser gesamtes Programm zur Sicherung nachhaltiger Sicherung pädagogischer Qualität an Kindergärten und Schulen entwickelt hat. Ich bin 2007 zur aim gekommen und das war ein Zeitpunkt, wo alles mehr oder minder aus allen Nähten geplatzt ist. Das war ein Moment, wo man über eine neue Struktur nachdenken musste. Wir haben uns dann zwischen der Stiftung und den Hochschulen positioniert, die diese neuartigen, innovativen Bildungskonzepte entwickeln und die verantwortlich sind für Bildung an der Basis. Wir arbeiten hierbei ganz stark an der praktischen Umsetzung von in Projekten entwickelten Konzepten, um zu vermeiden, dass die dann am Ende ohne pragmatischen Bezug für die Lehrkräfte im Schrank stehen und verstauben.
Sie bieten ein sehr breites Veranstaltungsspektrum. Welche erfahren bei Ihnen besonders großen Zuspruch?
Wir haben drei Punkte, unter denen sich alles, was wir als aim machen, zusammenfassen lassen: Einmal, wie erwähnt, die nachhaltige Sicherung pädagogischer Qualität an Kindergärten und Grundschulen. Da sind Themen von großer Bedeutung, die sich mit der Prozessentwicklung an der jeweiligen Bildungseinrichtung auseinandersetzen – aktuell beispielsweise das Stichwort Digitalisierung. Da ist die Nachfrage rasant gestiegen. Wir geben dabei keinen strikten Plan vor, wie es funktionieren soll, sondern wir helfen den Schulen dabei, ein für sie passendes Konzept zu entwickeln. Das zweite große Thema ist Sprachbildung, Sprachentwicklung mit unserem Programm „Sprache fürs Leben“, das ist ein Grundschulförderprogramm, inzwischen eigentlich das größte und umfassendste Angebot der aim. Wir haben rund 180 Schulen, auch über die Region hinaus, mit ungefähr 400 Sprachförderkräften, die von uns ausgesucht, qualifiziert und begleitet werden und die die Kinder sprachlich individuell fördern. Das dritte Thema ist die Digitalisierung. Da geht es darum, dass wir eigentlich alle Kompetenzen vermitteln wollen, die für das Leben und Arbeiten in der digitalen Welt nötig sind – auch mit einem gewissen Maß an Selbstmotivation, das wir damit vermitteln wollen. Diese Kurse werden aktuell sehr stark nachgefragt. Ergänzt wird das ganze dann noch durch Ferien- und Nachhilfekurse für eher schwache Schüler.
Wie sieht eine solche Veranstaltung bei Ihnen allgemein aus?
Es gibt da schon große Unterschiede zwischen den Kursen. Neben Seminaren, die über anderthalb Tage gehen, haben wir auch längere Lehrgänge, in denen zwischen den Treffen, die theoretisches Wissen vermitteln, dieses Wissen in der Praxis erprobt werden kann. Wir machen beispielsweise Management-Trainings für Leitungskräfte in Kitas und da kann man bei jedem theoretischen Seminar neu reflektieren, was man erlebt hat und bekommt neuen Input. Darüber hinaus gibt es auch Lehrgänge, bei denen wir ganze Arbeitsteams in Kindergärten und Schulen vor Ort schulen. Wir schicken also unsere Dozentinnen und Dozenten weg vom Bildungscampus in die jeweiligen Einrichtungen mit dem ganz großen Vorteil, dass dann auch die Nachhaltigkeit viel größer ist.
Gibt es trotz der Unterschiede Punkte, die Veranstaltungen in der aim vereint?
Auf jeden Fall. Unsere Veranstaltungen sind unentgeltlich, aber nicht kostenlos. Wir erwarten Engagement, Mitarbeit und Mitwirkung, denn unser Erfolg ist letztendlich der Bildungserfolg, der dann bei den Kindern ankommt. Wir versuchen deshalb auch immer, eine gute Verbindung hinzubekommen zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und praktischer Anwendbarkeit im Alltag.
Leider obligatorische Frage: Wie hat sich Ihre Arbeitsweise durch Corona geändert?
Die hat sich drastisch verändert. Am 13. März, als angeordnet wurde, dass Schulen und Bildungseinrichtungen schließen müssen, hatten wir, das müssen wir ehrlich zugeben, schon so eine kleine Schockstarre. Dann haben wir aber stark das weiter vorangetrieben, was wir sowieso schon begonnen hatten, nämlich fast alle unsere Veranstaltungen in den virtuellen Raum zu verlegen. Wir haben keine neuen Konzepte zur Verfügung gehabt, sondern wir haben das, was unsere Veranstaltungen ausmacht, übertragen, das heißt wir haben einen Trainer, der Input gibt und unsere Teilnehmer sehen sich nach wie vor gegenseitig, nur eben virtuell. Inzwischen ist das auch in so ziemlich allen Bereichen gelungen. Da ist auch eine ganz erstaunliche Akzeptanz, für uns war das alles eine große Herausforderung, aber das wurde sehr gut angenommen und wir werden mit Sicherheit auch einige Punkte in Zukunft so beibehalten, zum Beispiel in der Form von Hybridveranstaltungen, die Präsenz- und Digitalkurse kombinieren.
Welchen Stellenwert hat die aim im Gesamtkontext des Bildungscampus?
Ich würde sagen, dass wir zusammen mit der Erzieherakademie, die ja auch bei uns im Haus angesiedelt ist, sozusagen die Basis bilden, weil wir die jüngeren Kinder bei uns haben und somit die Grundlage bilden für das, was dann später daran anknüpft. Wir kooperieren auch regelmäßig miteinander und profitieren durch die räumliche Nähe voneinander.
Gibt es bereits Zukunftspläne?
Was wir verstärkt in den letzten Jahren begonnen haben, waren Kooperationen mit wissenschaftlichen Einrichtungen und die Teilnahme an Forschungsprojekten, immer natürlich mit dem Ziel, so die Qualität unserer Fortbildungen weiterzuentwickeln. Da sind wir immer dran, zu evaluieren, anzupassen und mit Partnern zu arbeiten – zukünftig auch gerne überregional.
Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken gemeinnützige GmbH
Bildungscampus 7, 74076 Heilbronn
Fon: 07131-390970, www.aim-akademie.org
Die Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken, kurz aim, bietet Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen in den Bereichen des frühkindlichen, schulischen, beruflichen und persönlichen Lernens. Das Bildungsangebot der aim richtet sich an pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte, Eltern, Tagespflegepersonen, aber auch Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten. Die erklärte Vision der Akademie: Alle Kinder und Jugendlichen nutzen ihre Bildungschancen. Seit November 2017 ist die aim nach DIN ISO 9001:2015 zertifiziert.