Keine Lehrer, keine Klassenräume: die 42 ist keine gewöhnliche Schule. Stattdessen setzt die neue Coding School auf dem Bildungscampus auf innovative Lernkonzepte, bei denen Schüler gemeinsam Programmieren lernen. Juan Casian, Head of Learning erklärt, warum das so gut funktioniert.
Wie hat deine Karriere im Coding begonnen?
Ich wollte immer schon lernen, wie man programmiert, weil es eines dieser Fähigkeiten ist, die es einem ermöglicht, alles zu machen, was man will – in einer virtuellen Welt kann man alles aus der Vorstellungskraft aus dem Nichts aufbauen. Aber anfangs dachte ich immer, das ist viel zu schwer und wahrscheinlich nur etwas für Leute, die schon fertig studiert haben. Aber dann traf ich auf einer Reise durch San Francisco einen Typen, der von der 42 Schule in Silicon Valley kam. Der erzählte mir etwas von dieser Schule, bei der es keine Lehrer und keine Klassen gibt und das klang total interessant. Als ich also wieder zurück in meine Heimat Mexiko kam, meldete ich mich direkt zur 4-wöchigen Piscine (Auswahl-Bootcamp) bei 42 an. Am Anfang war das noch sehr hart, aber nach diesem Monat wusste ich bereits, wie man in C programmiert, was eine der schwierigsten Programmiersprachen überhaupt war. Da wusste ich, ich kann das schaffen.
Was ist Coding überhaupt? Wie würdest du das einem Laien beschreiben?
Am Anfang geht es ganz simpel darum, dass ein eingegebenes Kommando auf dem Bildschirm erscheint. Von da aus werden die Aufgaben, die man dem Computer stellt, immer komplexer. Man baut Logikprogramme, dann baut man ein Terminal nach, baut eine eigene Website oder stellt eine App wie Tinder nach. Man wächst und wächst immer weiter und am Ende hat man dieses große Portfolio mit all den Dingen, die man selbst gebaut hat, was für spätere Bewerbungen sehr hilfreich ist.
Was waren die größten Schwierigkeiten, mit denen du dich am Anfang auseinandersetzen musstest?
Ich musste mich daran gewöhnen, dass mich bei der 42 niemand unterrichtet. Es ist komplett anders als Schule oder Uni. Man kommt an, bekommt einen Computer und eine PDF mit Aufgaben und Übungen…und dann sitzt man da mit 150 Leuten, wo jeder etwas lernt, aber niemand einem etwas zeigt. Mit der Zeit lernt man dann, wie man sich selbst und in Gemeinschaft mit anderen etwas beibringt, was sehr wertvoll ist.
Wie ging es dann für dich weiter?
Nach der Piscine kam ich direkt ins Kadettenprogramm und für mich ging es darum, so viel wie möglich in möglichst kurzer Zeit zu lernen und zu schaffen. Manchmal habe ich freiwillig bis zu 13 oder 14 Stunden am Tag programmiert. Schließlich wurde ich Botschafter für die 42 Silicon Valley, bei der ich anderen von dem Angebot bei der 42 erzähle. Ein Jahr später bekam ich eine E-Mail von der 42 Heilbronn, in der es hieß: Hey, wir brauchen jemanden, der sich mit der 42 auskennt und technische Fähigkeiten hat, was alles auf mich zutraf. Insofern hatte ich mir gesagt: Warum nicht?
Was macht ein Head of Learning genau?
Ich entwickle Projekte und arbeite mit den Studierenden, um zu sehen, wie man ihre eigenen Projekte noch verbessern könnte. Außerdem sind wir stetig auf der Suche nach Partnerschaften mit verschiedenen Unternehmen, die möglicherweise Praktika oder ähnliches anbieten könnten. Aktuell ist unsere Hauptaufgabe allerdings, die 42 Corona-sicher zu machen. Wir haben eine Online-Piscine gebaut, in der wir die Strukturen unseres Campus auf eine Webplattform übertragen haben. Ich finde, das ist ziemlich cool, es wurde kürzlich am Campus von 42 Sao Paulo getestet und funktionierte wunderbar.
Was gefällt dir am besten an deiner Arbeit?
Ich war immer schon eine Person, die gerne anderen Leuten bei der Entwicklung und beim Wachstum zugesehen habe. Das kann ich bei der 42 Heilbronn tun. Man gibt jemandem, der bei 0 anfängt die Werkzeuge und Hilfen, die er oder sie benötigt und am Ende sieht man, wie aus ihnen kompetente Entwickler geworden sind. Das ist sehr belohnend.
Was sind die Hauptvorteile der 42?
Zunächst mal lernt man zu scheitern. Das lernt man normalerweise an der Universität nicht, da wird direkt Erfolg erwartet. Bei 42 herrscht eine andere Denkweise, die sich auch in der Technologieindustrie widerspiegelt. Man baut ein Grundgerüst und dann baut man darauf auf, scheitert, macht weiter, scheitert, macht weiter, bis es schließlich gelingt. Außerdem lernt man bei uns, kreativ und offen zu denken. Insgesamt arbeitet man in seiner Zeit bei der 42 an rund 250 Projekten und bei jedem einzelnen fängt man mit Nichts an. Das eröffnet eine große Welt der Möglichkeiten. Zum Schluss lernt man bei uns, widerstandsfähig zu werden. Man lernt, zu was man fähig ist, aber man hat auch keine Angst davor, zunächst zu scheitern, was enorm hilfreich ist, sobald man dann in der echten Industrie einen Job hat.
Was muss man als Student*in mitbringen, um an der 42 Erfolg zu haben?
Coding-Erfahrung ist nicht nötig. Jeder kann programmieren, solange er oder sie das richtige logische Denken beherrschen. Dafür gibt es unseren Zulassungsprozess, bei dem man Logik Spiele löst und eben vier Wochen lang das 42-Modell in der Piscine ausprobiert. Und, ganz wichtig: Immer weiterschwimmen, immer am Ball bleiben, immer sein Bestes geben, dann wird alles gut.
Wie hat Corona die Situation an der 42 Heilbronn verändert?
Am Anfang hatten wir noch Sorge, dass es eine zu große Umstellung werden würde, weil bei uns das ganze Prinzip auf gemeinsamem Lernen und Zusammenarbeit basiert. Aber in der Online-Piscine von 42 Sao Paulo haben wir festgestellt, dass die Studierenden nach wie vor über Online Meetings gemeinsam an Projekten arbeiten. Es gibt keine anderthalbstündigen Streams, in denen nur eine Person redet, sondern es bleibt alles praxisbezogen.
Was ist für die Zukunft geplant?
Langfristig hat die 42 auf der ganzen Welt expandiert und das wird auch weiterhin der Fall sein. Es geht immer darum, größer zu werden und so vielen Leuten wie möglich die Chance zu geben, in unserer einzigartigen Umgebung Coding zu lernen. Wir haben einen weiteren Campus hier in Deutschland, nämlich in Wolfsburg, und mit dem sind wir im stetigen Austausch und arbeiten viel zusammen. Unser Netzwerk hat auch das Ziel, den Studierenden hier in Heilbronn die Möglichkeit zu geben, sich auch international weiter zu spezialisieren und zu lernen, wenn sie das wollen. Wir programmieren auf der ganzen Welt.
42 Heilbronn gGmbH
Bildungscampus 9, 74076 Heilbronn
E-Mail: hello@42heilbronn.de, www.42heilbronn.de
Die 42 Heilbronn ist eine innovative, renommierte Programmierschule in Vollzeit, die ihren Sitz im Herzen Heilbronns hat. Hier werden traditionelle Lernmethoden hinterfragt, stattdessen wird eine branchenführende Ausbildung ohne Lehrende, Kurse und Bücher angeboten. Der erste Campus der 42 Programmierschule wurde 2013 in Paris eröffnet Inzwischen ist das Konzept in ein weltweites Netzwerk aus über 30 Programmierschulen mit über 10.000 Studierenden gewachsen. In Deutschland wird 2021 ein zweiter Campus in Wolfsburg eröffnet.