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Wasser: Elixier des Lebens
Woher kommt das Wasser, das in Stuttgart als Mineralwasser zu Tage tritt?
Das Stuttgarter Mineralwasser hat einen langen unterirdischen Weg hinter sich. Das Quellwasser wird durch versickernde Niederschläge im Gebiet des Oberen Gäus zwischen Gärtringen, Sindelfingen und Renningen neu gebildet. Aufgrund der Gesteinsformation kann das niedergehende Regenwasser rasch in das geküftete Kalkgestein einsickern. Das neu gebildete Karstgrundwasser gelangt in einem Zeitraum von 15 bis 20 Jahren allmählich nach Osten beziehungsweise Nordosten unter dem westlichen Filderraum und dem Stuttgarter Talkessel hindurch nach Bad Cannstatt. Aus diesem Gebiet stammen ca. 95 Prozent des gesamten Mineralwassers.
Wenn es die Stadt dann erreicht, aus wie vielen Quellen sprudelt das Mineralwasser in Stuttgart?
Die Stuttgarter Mineralquellen mit einer Schüttung von mehr als 500 Litern pro Sekunde, das sind ungefähr 44 Millionen Liter pro Tag, bilden das größte Mineralwasservorkommen Westeuropas. Etwa 225 Liter pro Sekunde sind durch 19 artesische Brunnen gefasst und werden hauptsächlich in den drei Stuttgarter Mineralbädern genutzt. Das nicht gefasste Mineralwasser gelangt über Verwerfungszonen in die Talkiese der Neckaraue oder direkt in den Neckar.
Tritt an allen Quellen das gleiche Mineralwasser zu Tage oder gibt es Unterschiede?
Als Produkt der Mischung von Karstwasser, Gips- und Solewasser finden wir in Bad Cannstatt und Berg Wasser mit beträchtlichen Unterschieden an gelösten Feststoffen und Kohlensäure. Man spricht von niederkonzentrierten und hochkonzentrierten Mineralquellen. Zu letzteren zählen die Leuze- und Inselquelle im Leuze Mineralbad, die Veielquelle und die Wilhelmsbrunnen 1 und 2 im MineralBad Cannstatt und die Quellen im Mineral-Bad Berg. Sie sind alle als Heilquellen staatlich anerkannt. Ihr Gehalt an gelösten Feststoffen liegt zwischen vier und sechs Gramm pro Liter, der Kohlensäuregehalt erreicht bis zwei Gramm pro Liter. Zwei weitere Heilquellen sind die Gottlieb-Daimler-Quelle und Hofrat-Seyffer-Quelle im MineralBad Cannstatt, die mit 35 Gramm pro Liter Lösungsinhalt stark natriumchloridhaltige Sole erschließen.
Was macht ein Mineralwasser zum Heilwasser?
Die gelösten Mineralien müssen in einer bestimmten Konzentration und Zusammensetzung vorhanden sein. Andere Stoffe dürfen nicht oder nur in geringen Mengen vorhanden sein, die unbedenklich sind. Hinzu kommen dann verschiedenen Aspekte der Heilwirkung des Mineralwassers. Sind alle Kriterien erfüllt, wird das Prädikat »staatlich anerkannte Heilquelle« erteilt.
»wie schwimmen in einer Sprudelflasche«
Wie wirkt sich denn ein Bad im Mineralwasser auf die Gesundheit und den Körper aus?
In allen drei Mineralbädern gibt es Schwimmbecken mit naturbelassenem, das heißt ungechlortem, Mineralwasser. Schwimmen in einem Mineralwasserbecken ist wie schwimmen in einer Sprudelflasche. Durch verschiedene körpereigene Mechanismen hilft das Mineralwasserschwimmen bei Herz-, Gefäß- und Kreislauferkrankungen, Magen-/Darmerkrankungen, rheumatischen Erkrankungen, Erkrankungen der Haltungs- und Bewegungsorgane, Erkrankungen des Nervensystems, psychosomatischen Erschöpfungszuständen, bei allgemeinen Schwächezuständen und bei Rekonvaleszenz.
Haben die verschiedenen Quellen unterschiedliche Effekte?
Grundsätzlich haben die verschiedenen Quellen die gleichen Heilanzeigen. Dies kann aber aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung einzelner Mineralquellen variieren. Ratsam ist es jedenfalls, bei bestehenden Erkrankungen vor einem Besuch der Mineralbäder den behandelnden Arzt zu befragen.
Welche gesundheitlichen Effekte kann man erzielen, wenn man das Mineralwasser trinkt?
Aufgrund der natürlichen Inhaltsstoffe soll das hochkonzentrierte und kohlensäurereiche Heilwasser nicht wie normales Trinkwasser zum täglichen Gebrauch verwendet werden. Je nach Krankheitsbild, insbesondere bei Magen- oder Darmerkrankungen, ist es angezeigt, das Mineralwasser in nicht zu großen Mengen zu trinken. Hinweise dazu sind an den Trinkbrunnen angebracht, auch hier sollte bei Bedarf der behandelnde Arzt befragt werden. Bei richtiger Anwendung tragen die Heilquellen zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens, zur Linderung verschiedener Beschwerden oder zur Verbesserung der körperlichen Konstitution bei.
Was geht im Körper vor, wenn man das Mineralwasser trinkt oder darin schwimmt?
Die einzelnen Stoffe in den Mineralwässern gelangen beim Schwimmen über die Haut ins Kapillarsystem des Körpers. Das Mineralwasser, vor allem das darin gelöste CO2 und die Mineralien, bewirken beim Schwimmen eine stärkere Durchblutung des peripheren Systems. Das heißt, nach ungefähr einer halben Minute zeigt sich ein angenehmes Wärmegefühl auf der Haut. Durch die gesteigerte Blutzirkulation gelangen die Mineralien über das Kapillarsystem in die Zellen und über den Blutkreislauf in die entsprechenden Körperregionen und Organe. Dort können die Mineralien dann ihre Wirkung entfalten, egal ob beruhigende, anregende oder wohltuende Heilwirkung. Trinkt man das Wasser, hilft es speziell bei Magen-Darm-Beschwerden, denn beim Trinken gelangen die Mineralien direkt in den Verdauungstrakt und können so ihre Heilwirkung entfalten.