Krav Maga
Karate, Kung-Fu, Aikido und noch unzählige mehr. Spricht man von Kampfkunst, denkt man automatisch an Fernost. Doch der Horizont geht noch weiter. Zum Beispiel nach Israel, wo Krav Maga entwickelt wurde, ein modernes Selbstverteidigungssystem. Was hat es damit auf sich? Und welchen Fitnessfaktor hat die Sportart? Das hat MORITZ-Redakteur Christoph Schwärzler getestet.
»Das nenn ich Einsatz, Respekt«, lacht Trainingscenter-Leiter Abdullah Bingöl, als ich ihm im Trainingsraum des Kanto Sports erzähle, dass ich für eine Reportage über Krav Maga da bin. Das hätte mich eigentlich schon stutzig machen sollen, aber der Reihe nach. »Macht bitte mit, so gut ihr könnt, geht an eure Grenzen, aber nicht darüber hinaus«, eröffnet Abdullah das Training. Schnelle Bewegungsabläufe, schnelle Übungswechsel und viele Wiederholungen beim Aufwärmen zeigen Wirkung und mir wird schnell klar, warum Krav Maga in der Fitnessszene so großen Anklang findet. Nach kürzester Zeit läuft mir der Schweiß in Strömen, Arme und Beine werden schwer wie Blei. »Schalte mal einen Gang zurück«, rät mir Abdullah. Schon nach dem Aufwärmprogramm hätte ich eigentlich genug. Die sauerstoffarme Luft im Trainingsraum gibt mir den Rest und schickt meinen Kreislauf in den Keller. Eine kleine Verschnaufpause tut Not. Im zweiten Teil steht dann eine Technikeinheit auf dem Programm. Dabei geht es ruhiger, aber nicht weniger konzentriert zur Sache.
Angriffe abwehren
Tritt- und Schlagtechniken sowie die Simulationen realer Bedrohungen stehen auf dem Plan. Mein Gegner versucht, einen Schwinger von rechts anzubringen. Mit einer schnellen Bewegung wehre ich den Angriff ab und kontere mit einem Schlag auf den Kopf. Naja, schnell ist relativ, so schnell es mit müden Armen eben geht. Nur die Deckung oben zu halten, erfordert schon einige Mühe. Doch keine Müdigkeit vorschützen, nach diesem eher ruhigeren Zwischenspiel heißt es zum Ausklang dann nochmal alles geben. Es folgt der Drill.
Was nach Kasernenhof klingt, ist die Möglichkeit, sich nochmal richtig auszupowern. An sechs Stationen gilt es Schnapptritt & Co. noch einmal zu üben und zwar mit vollem Einsatz. Also auf die Pratzen, was die müden Knochen hergeben. Auf das vereinbarte Kommando »Attacke« schmeißt mein Gegenüber die Pratzen dann weg und attackiert mich mit einem Schwinger. Wie vorhin trainiert, wehre ich den Schlag ab und kontere auch gleich. Ich bin selbst erstaunt, wie selbstverständlich der Bewegungsablauf abrufbar ist. Und dann ist das Training so schnell vorbei wie es begonnen hat. Nach 90 Minuten bin ich nassgeschwitzt und angenehm ausgepowert. Ein Ziehen im Schulterbereich kündigt schon jetzt den kommenden Muskelkater an, aber das Training selbst hat richtig viel Spaß gemacht. Krav Maga ist zwar ein Kampfsport, bei dem viel auf die Ausübung der richtigen Bewegungen geachtet wird. Aber auch zur Steigerung der eigenen Fitness ist er mehr als eine Alternative.