Mikroskop
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Die Darmflora besteht aus Billionen von Mikroorganismen und ist dafür verantwortlich, dass es unserem Magen-Darm-Trakt gut geht. Die Zusammensetzung der Mikroorganismen bestimmt, wie gut die Nahrung verdaut wird und der Körper wichtige Nährstoffe aufnehmen kann. Eine gesunde Darmflora wirkt sich aber nicht nur auf das Verdauungssystem aus, sondern auch auf die Psyche, wie eine aktuelle Studie bestätigt.
Darm-Hirn-Kommunikation hält Forschung auf Trab
Schlafstörungen, Magen- und Darmprobleme, Kopfschmerzen und allgemeine Abgeschlagenheit - dies alles sind Symptome, die mit einem kranken Darm einhergehen. Der Darm gilt als Zentrum unseres Körpers; sein Zustand wirkt sich unmittelbar auf das Immunsystem und zahlreiche weitere Organe und Körperfunktionen aus. Ist das Gleichgewicht der Darmflora gestört, kann es zu zahlreichen Beschwerden kommen - die im schlimmsten Fall sogar chronische Erkrankungen zur Folge haben. Und nicht zuletzt beeinflusst das Gleichgewicht des Darms auch die psychische Gesundheit.
In einer aktuellen Studie konnten belgische Forscher nachweisen, dass das Vorkommen bestimmter Gruppen von Darmmikroben eng mit dem allgemeinen Wohlbefinden sowie dem Risiko für Depressionen verbunden ist. Außerdem fanden sie heraus, dass viele Bakterien des Darm-Mikrobioms neuroaktive Stoffwechselprodukte freisetzen. Viele dieser Stoffwechselprodukte wirken sich als Neurotransmitter entweder positiv oder negativ auf die Psyche aus.
Wie genau der Stoffwechsel der Darmmikroben und die psychische Gesundheit zusammenhängen, ist in der Mikrobiomforschung ein vieldiskutiertes Thema. Bisher wurde die Darm-Hirn-Kommunikation überwiegend an Tieren und kaum an Menschen erforscht. Die Arbeitsgruppe des belgischen Forschers Raes hat in ihrer Studie die Daten von rund 1.054 Belgiern ausgewertet. Dazu führten sie eine vollständige Analyse der Darmflora der Probanden durch. Eine solche Analyse ist inzwischen auch für Privatleute möglich, die mehr über den Zustand ihrer Darmflora wissen möchten. Bei Biomes etwa lassen sich die Utensilien für die Probenentnahme bequem online bestellen und auch die Ergebnisse der Untersuchung stehen dem Kunden online zur Verfügung.
Den Forschern standen aber noch weitere Informationen zur Verfügung - zur psychischen Gesundheit, dem emotionalen Befinden und dem sozialen Leben der Probanden. Die anschließenden Untersuchungen zeigten, dass zwischen der Diagnose von Depressionen und verminderten Keimzahlen von Bakterien der Gattungen Coprococcus und Dialister ein enger statistischer Zusammenhang besteht.
Weitere Ergebnisse der Untersuchung weisen darauf hin, dass im Darm zahlreiche neuroaktive Verbindungen produziert werden. Die Forscher waren außerdem daran interessiert herauszufinden, welche Keimarten solche Moleküle freisetzen, verändern oder abbauen. Wären diese bekannt, ließe sich eine nicht intakte Darmflora als Ursache einer psychischen Störung (leichter) erkennen und gezielt behandeln. Noch fehlt den Forschern allerdings der definitive Nachweis einer solchen ursächlichen Beziehung.
Gesunde Darmflora braucht Gleichgewicht
Dass eine gesunde Darmflora sehr stark von der Lebensweise eines Menschen abhängt, braucht dagegen keinen zusätzlichen wissenschaftlichen Nachweis - dieser Umstand ist längst bewiesen. Wer sich gesund ernährt, viel trinkt und sich ausreichend bewegt, fördert die Gesundheit seines Darms. Hingegen kann langanhaltender Stress die Zusammensetzung der Darmflora stark verändern und zu Magen-Darm-Beschwerden führen. Eine gesunde Lebensweise, eine ausgewogene Ernährung sowie unterstützend die Einnahme von Probiotika bringen den Darm wieder ins Gleichgewicht und steigern damit das psychische und physische Wohlbefinden. Länger anhaltende Magen-Darm-Beschwerden sollten Betroffene allerdings immer von einem Arzt abklären lassen.