Ayurveda Alex Steinle
Ayurveda ist eine traditionelle indische Heilkunst und bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie »Wissenschaft vom Leben«. Aus dieser Gesundheitslehre, die ein langes und gesundes Leben fördern soll, entspringt eine Reihe ganzheitlicher Massageanwendungen. Ob dabei Körper und Geist in Einklang kommen, das hat unser Redakteur Alexander Steinle am eigenen Leib erfahren.
Ayurveda – alleine schon der Klang birgt etwas Mystisches, Geheimnisvolles. Höchste Zeit, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Dass es eine alte indische Lehre vom gesunden Leben ist, kann man überall nachlesen. Doch wie wirkt sich das aus? Ayurvedische Massagen wurden beispielsweise in den vergangenen Jahren immer beliebtere Anwendungen in Wellness-Centern.
Ich befinde mich im Fellbacher Freizeitbad F3, wo »Kahraman Massage« zu Hause ist. Zu Beginn bin ich überrascht, denn vor aller Praxis kommt die Theorie. Mein Doscha soll bestimmt werden.
Die ayurvedische Lehre besteht aus drei Konstitutionstypen mit unterschiedlichen Temperamenten und Lebensenergien, den Doschas. Menschen, die eher dem »Vata« zuzuordnen sind, benötigen eine sanfte Massage, um sie zu erden. »Pitta«-Typen benötigen eine Massage mit mittlerem Druck, »Kapha« eine kräftige. Ich werde irgendwo zwischen »Pitta« und »Kapha« eingeordnet, damit bin ich einverstanden, es darf ruhig etwas kräftiger sein. Dies und etwaige körperliche Probleme im Vorfeld geklärt, geht es auf die Massagebank.
Fließende Bewegungen
Fabian Wartner, der Kahraman-Betriebsleiter, wird mich behandeln. Auf dem Bauch liegend werde ich am gesamten Körper eingeölt und bekomme ich eine – wie man es im Fachjargon nennt – »ganzheitliche« Massage, die sich von den bisher erlebten unterscheidet. Mein Masseur geht nicht, wie ich es gewohnt bin, auf einzelne Partien des Körpers ein, sondern behandelt diesen in seiner Gesamtheit. In fließenden Bewegungen gleiten seine Hände unter angenehmem Druck vom kleinen Zeh über den Rumpf bis in die Fingerspitzen. »Entlang der Meridiane«, wie ich später erfahre. Diese sind unsichtbare Energieleitbahnen im Körper, die auch in der Akupunktur eine entscheidende Rolle spielen. Es fällt mir leicht, mich fallen zu lassen und den Kopf auszuschalten. Schwieriger ist dies in Rückenlage, wenn der Therapeut die für Ayurveda typischen Massagetechniken einsetzt, unter den Rücken greift und meinen Torso in wellenartigen Bewegungen hin und her bewegt. Im ersten Augenblick verkrampf man, weil man diese Bewegungen nicht gewohnt ist und der Körper instinktiv Gegenbewegungen einleitet. Aber nach und nach legt sich das. Und genau da liegt das Geheimnis der Ayurveda-Massagen. Man muss vertrauen, man muss sich fallenlassen können. Das gelingt nicht sofort und kaum hat man es geschafft, loszulassen, ist die eine Stunde auch schon vorbei. Beim zweiten Mal bin ich dann klüger und sicherer. Beim zweiten Mal wird es besser. Aber auch so fühle ich mich nach der Massage entspannt. Und seltsam fit. Als hätte man bei mir irgendwo Energiereserven freigelegt. Ich gehe dann gleich ein paar Bahnen im Wasser ziehen. Alexander Steinle