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Karen Stahl
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Karen Stahl
Kaum eine Sportart erfreut sich größerer Beliebtheit als das Laufen. Selbst bei widrigstem Wetter kann man überall Jogger sehen, die etwas für ihre Gesundheit tun. Karen Stahl von Stahl Sport in Böblingen ist selbst Läuferin und sprach mit MORITZ-Redakteur Christoph Schwärzler über den (Wieder-)Einstieg in den Laufsport, Motivation und die richtige Ausrüstung.
Wenn man sich fürs Laufen als Sport entschieden hat, oder nach einer Pause wieder mit dem Laufen anfängt – was sollte man unbedingt beachten?
Man sollte langsam anfangen, wohldosiert und sich nicht zu viele Trainingseinheiten zumuten. Wichtig ist, nicht übermotiviert ranzugehen. Zwei bis drei Mal pro Woche trainieren ist ein guter Einstieg.
Man denkt ja, Laufen ist simpel. Man schnürt die Schuhe, sucht sich eine Strecke und läuft einfach los. Ist das so tatsächlich sinnvoll oder sollte man vorher einen Laufeinsteigerkurs machen? Was bringt ein solcher Kurs?
Prinzipiell gilt wirklich: Schuhe an und los. Eigentlich sagt einem der eigene Herzschlag, wann es zu viel wird. Bei einem sinnvollen Lauftempo sollte man sich nebenher noch unterhalten können, das heißt also nicht zu schnell in die Belastung reingehen.
Wenn ich das Ganze unter Anleitung mache, ist das natürlich professioneller. In einem Kurs bekomme ich zusätzliche Tipps, etwa wie ich nebenher auch noch etwas für die Stabilität meines Körpers tun kann oder zum Herzfrequenztraining. Wobei ich für den Anfang tatsächlich auch einfach mal nur loslaufen kann.
»Für den Einstieg fürs Nordic Walking entscheiden«
Laufen soll gesund sein, die Kondition verbessern und Spaß machen. Ist Laufen für jeden als Sport geeignet?
Man muss schon eine gewisse körperliche Verfassung dafür mitbringen. Für manchen ist sicherlich der Einstieg über das Nordic Walking sinnvoller, um in den Ausdauersport reinzukommen. Da hat man eine geringere Belastung für den Körper, speziell für die Körpergelenke. Beim Laufen kommt bei jedem Schritt das Vier- bis Fünffache des Körpergewichts auf den Fuß. Das müssen der Körper und die Gelenke auch erstmal verkraften. Wenn man jetzt leicht adipös ist, sollte man langsamer anfangen und sich für den Einstieg fürs Nordic Walking entscheiden. Da hat man nicht diesen schweren Fall in den Schritt, kann Gewicht reduzieren und die Gelenke an die Belastung gewöhnen. Das kann man dann steigern und ins Laufen übergehen.
Nach einer gewissen Zeit lässt die Motivation für eine Sportart der Regel nach, man wird nachlässig und früher oder später lässt man es ganz bleiben. Kennen Sie Tricks und Tipps, wie man sich motiviert halten kann?
Ich finde es immer gut, wenn man sich mit jemandem verabredet und sich ein gemeinsames Ziel setzt, beispielsweise die Teilnahme an einer Laufveranstaltung. Man sollte seine Ziele auch nicht zu hoch setzen und etwa erwarten, dass man sofort extrem an Gewicht verliert. Das ist natürlich mit viel Trainingsfleiß verbunden. Die meisten lassen sich dann auch abschrecken und erwarten, dass sie nach kurzer Zeit schon die Pfunde purzeln sehen. Manchmal ist eher das Gegenteil der Fall. Durch das Training werden Muskeln aufgebaut, und Muskulatur wiegt mehr als das überschüssige Fettgewebe. Ich muss mindestens ein viertel oder halbes Jahr regelmäßig laufen, damit ich auch einen Trainingserfolg sehe.
»Das Schuhwerk ist das A uND O«
Gerade jetzt, wenn es kalt ist, gewinnt meist der innere Schweinehund und man bleibt lieber auf dem Sofa als durch verschneite Wälder zu rennen. Sollte man sich aber doch überwinden – was ist beim Laufen im Winter zu beachten?
Man sollte darauf achten, dass es kein Glatteis gibt, weil der Fuß sehr schnell wegrutscht. Stürze auf Steißbein, oder auch mal Rücken oder Hinterkopf kommen dann immer mal wieder vor. Deshalb sollte ich nicht gerade in der ganz eisigen Zeit mit dem Training beginnen. Sinnvoll ist es, im Frühjahr loszulegen und die länger werdenden Abende auszunützen. Auf das richtige Schuhwerk sollte man im Winter natürlich besonders achten. Das ist sowieso das A und O beim Laufen. Und eben gerade wenn die Wege verschneit sind oder man in unwegsamem Gelände unterwegs ist, braucht man die richtigen Schuhe, das heißt, in diesem Fall mit Profil.
Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand des Läufers ist logischerweise der Schuh. Welche Eigenschaften muss ein guter Laufschuh haben?
Ein Laufschuh muss eine gewisse Dämpfung bieten und muss an die jeweilige Fußform und Körperstatik angepasst sein. Hat man beispielsweise einen breiten Vorfuß, muss man eben auch einen Schuh haben, dessen Sohle diese Eigenschaften besitzt. Oder wenn man als Frau eine schmale Ferse hat, dann braucht man auch einen Schuh mit einer schmalen Fersenkappe, damit das Laufen auch Spaß macht. Schließlich kommt auch noch die Gesamtstatik des Körpers zum Tragen. Hat man etwa nicht genug Kraft in der Körpermitte, um ein Umknicken auszugleichen, benötigt man einen Schuh, der einen dabei unterstützt. Deshalb empfehle ich jedem, der anfängt zu laufen, sich seinen Schuh im guten Fachhandel auszusuchen, um keine Verletzungen zu riskieren.
»Man sollte ausprobieren«
Kommt man in ein Sportgeschäft, wird man von den Wänden voller Schuhe förmlich erschlagen. Wie findet man in dieser riesigen Auswahl den richtigen Schuh?
Dabei helfen verschiedene Analysenverfahren. Einmal die Fußanalyse. Dabei wird der Fuß ohne Schuhwerk angeschaut und man erkennt Besonderheiten, etwa einen breiten Fuß oder eine schmale Ferse. Dann die Analyse auf dem Spiegeltisch. Da kann man schön zeigen, wie sich der Druckpunkt am Fuß verhält. Dabei sieht man genau, ob der Fuß mehr nach innen kippt oder ob er schön plan parallel stehen bleibt. Und zuletzt die Analyse mit dem Laufband. Hier kann man den Schuh tatsächlich in der Laufbewegung sehen und man merkt, wie der Schuh beispielsweise in der Standphase steht. Und nicht zuletzt sollte man den Schuh ausprobieren. Das ist viel aussagekräftiger, als nur im Laden von einem Fuß auf den anderen zu steigen.