1 von 2
Teakwondo Bastian Dörr
2 von 2
Taekwondo Bastian Dörr
Taekwondo – alle haben es schon einmal gehört, wenige es bisher ausprobiert. MORITZ-Redakteur Bastian Dörr wagte sich in die Welt der Handkanten, Drehungen und Körperbeherrschung – und war positiv überrascht.
»Kampfsport? – Ich?«, schoss es mir durch den Kopf, als mich Elöd Oberst in sein Taekwondo-Studio im Heilbronner Weipertzentrum einlädt. Klar, als Kind der 80er bin ich mit Karate Kid quasi groß geworden und den schlaksigen Gang des Hauptdarstellers hatte ich auch drauf und so kämpfen wollten wir alle – aber reicht das für Taekwondo? Für einen Fußballer, der so manche Schlacht auf dem grünen Rasen ausgetragen hat und nun auf gediegenem Altherrenniveau kickt, sollten erste Versuche im Taekwondo demnach kein Hindernis darstellen, so meine Gedanken im Vorfeld.
Zu einer gründlichen Vorbereitung also schnell google bemüht und mich mit diesem Sport beschäftigt und mir gefällt das, was ich da lese. Um mit dem Taekwondo-Training zu beginnen, sind weder Vorkenntnisse in anderen Sportarten noch besondere Beweglichkeit oder ein bestimmtes Alter Voraussetzung. Es ist für alle Altersstufen zwischen 6 bis 60 Jahren geeignet. Taekwondo ist ein System der waffenlosen Selbstverteidigung, dessen Ursprungsland Korea ist. Dieser Sport wird von variationsreichen Techniken mit allen Teilen der Hände, Arme, Beine und Füße erlernt und dient damit in erster Linie der Persönlichkeitsentfaltung des einzelnen. Taekwondo bedeutet wörtlich übersetzt: Weg des Fußes und der Hand. Klingt gut, dachte ich. Soweit die Theorie.
Mein Trainer Elöd Oberst hat im Alter von 14 Jahren mit Taekwondo begonnen, ist 5. Dan und Träger des schwarzen Gürtels und betreibt Taekwondo seit 30 Jahren. Derzeit unterrichtet er rund 140 Schüler in allen unterschiedlichen Altersklassen.
Anfängliche Schwierigkeiten legen sich
»Alles klar bei dir?«, begrüßt er mich zu Trainingsbeginn, nichtsahnend, dass er mich das in den kommenden 60 Minuten noch öfters fragen muss. Die Trainingsgruppe der Anfänger besteht aus sechs männlichen und zwei weiblichen Teilnehmern, alle im typischen Taekwondo-Anzug gekleidet. Alleine optisch steche ich mit meinem Adidas T-Shirt und typischer Fußballerjogginghose heraus.
Los geht es mit leichtem Aufwärmen. Hüpfen und strecken, Stretching, Stabilisationsübungen, dann geht es über in »sanfte« Kampfbewegungen. Die Fäuste werden vor den Körper gestreckt, Kicks kommen hinzu. Elöd hat mich genau im Blick und korrigiert mich bei jeder Übung.
Schwierig wird es für mich, als Kombinationen aus Kicks und Schlägen hinzu kommen. »Hochspringen, zweimal Handkante in der Luft« – Elöd macht es vor und alle ihm nach. »Kick, drehen, Kick« – alle folgen ihm außer mir – mir ist es auf einmal schwarz vor Augen. Ein Päuschen ist angebracht. Solange dürfte es auch nicht mehr bis zum Trainingsende dauern, ist mein Gedanke. Der Blick auf die Uhr lässt mein ohnehin farbloses Gesicht noch blasser werden – 20 Minuten sind erst um. »Dörr, du alte Luftpumpe, was hast du dir da angetan?«, schiesst es mir in Kopf. »Alles klar bei dir?«, fragt Elöd. »Mach lieber mal eine Pause. Wenn du wieder kannst, steig ein«. Eine gute Idee.
Weiter geht es unter meinen wachsamen Augen. Jeweils zwei üben zusammen, einer davon hat einen Handschuh an, der andere schlägt und tritt mit Kombinationen dagegen. Mit ein wenig Abstand betrachtet, sehen die Bewegungen sehr ästethisch aus, wenn man es kann, denk ich mir. Es kommt nicht auf die pure Kraft an, die Technik macht diesen Sport reizvoll. Aber ob das auch etwas für einen Bewegungslegastheniker wie mich ist? Zumindest habe ich für mich ein wichtiges Element des Taekwondo entdeckt – nur mit körperlicher Fitness kann man die Kombinationen aus Drehungen, Schlägen und Kicks fehlerfrei meistern.
Ich will es wieder wissen und signalisiere meine Bereitschaft zur Fortsetzung. »Geht es wieder?«, fragt der Trainer. Natürlich - ich will weitermachen.
Mir wird Achim als Trainingspartner zugeteilt. Ich hebe den Handschuh, auch Pratze genannt, er kickt, macht eine Drehung, kickt und zum Schluss setzt er einen Faustschlag. Wow, das war cool. Ich will das auch machen. Was folgt, ist ein schlechter Kick, eine Drehung, die peinlicher nicht sein kann, ein Kick an meinem Gegenüber vorbei und ein Faustschlag ins Nirvana, so dass sich selbst der ansonsten ernste Achim ein Lächeln nicht verkneifen kann. Zum Glück kommt Elöd und zeigt es mir nochmal in seiner ruhigen und souveränen Art. Zu Elöd sei an der Stelle gesagt, dass er jeden Einzelnen genau beobachtet, korrigiert, Übungen vormacht – und das alles mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Also weiter mit den Übungen. Mein Ehrgeiz ist geweckt ... bis zur nächsten Übung. »Kick rechts, Drehung, Kick rechts, Drehung, Kick mit der Ferse«. Langsam mache ich es nach, Achim erklärt es mir, dann versuche ich es nochmal. Und dann – beim dritten Anlauf habe ich das Gefühl, dass es annnähernd richtig ausgeführt war. Ein tolles Gefühl!
Danach üben wir zwei Selbstverteidigungsgriffe. Mein Gegenüber hebt mich an der Schulter, ich lege meine Hand auf seine, fasse mit der anderen mein Handgelenk und ziehe durch die Hebelwirkung meinen Gegner auf den Boden.
Bei der zweiten Übung hebt der Gegner mein Handgelenk – durch eine Drehung des selbigen und eine Aufwärtsbewegung befreie ich mich leicht aus der Umklammerung. Beide Übungen sind sehr beeindruckend und leicht umzusetzen.
Respektvoller Umgang
Am Ende des Trainings stellen wir uns in den Kreis und verbeugen uns respektvoll zur Mitte – ich habe es überstanden und bin stolz auf mich.
Stolz, weil ich nach anfänglichen Schwierigkeiten immer besser ins Training gefunden habe und es wirklich Spaß gemacht hat. Taekwondo hält, was es verspricht und es ist wirklich für jedes Alter geeignet – da bin ich mir sicher.