Das Herz rast. Die Hände zittern und die Knie fühlen sich weich an. Vor Arztbesuchen ist vielen Menschen unwohl. Nicht nur aus Furcht vor schlechten Diagnosen oder Schmerzen während der Behandlung. In manchen Fällen auch aus Angst, Kontrolle abzugeben und jemand anderem ausgeliefert zu sein. Auch negative Erfahrungen aus der Vergangenheit können am Unwohlsein schuld sein. Woran die Angst auch liegt: Für niedergelassene Ärzte sind ängstliche Patienten eine Herausforderung. Wie hilft man ihnen am besten dabei, ihr ungutes Gefühl zu überwinden?
Eine Frage der Kommunikation
Einige ängstliche Patienten sind sensibel, andere um ihre Gesundheit besorgt und von der Beschäftigung mit Krankheiten eingenommen. Welche Befürchtungen und Ängste es auch sind: Ärzte müssen sie ernst nehmen und empathisch mit ihnen umgehen. Gleichzeitig vermitteln sie im Idealfall Kompetenz, damit sich Patienten in ihrer Praxis besser aufgehoben fühlen. Ein ruhiger, persönlicher Ton ist im Umgang mit ängstlichem Klientel ebenso entscheidend, wie Offenheit und eine klar verständliche Sprache. Außerdem zeigen Ärzte am besten, dass sie sich bewusst Zeit für ängstliche Patienten nehmen. In Gesprächen sollten sie ihnen das Gefühl geben, wirklich zu zuhören. Wichtige Instrumente für die Arzt-Patienten-Kommunikation sind im Falle ängstlicher Patienten
- Nachfragen, die von Interesse an der Person des Gegenübers zeugen
- Verständnisformulierungen zur Vermittlung ehrlicher Anteilnahme
- Beruhigungsappelle, die dem Patienten Sicherheit vermitteln
- Persönliche Formulierungen, die den Arzt menschlicher wirken lassen
- Positives Feedback, das Zuversicht gibt
- Konkret und verständlich formulierte Fachinformationen
- Perspektivwechsel mithilfe von Formulierungen wie: „Mir würde es ähnlich gehen“
Indem Ärzte ihren ängstlichen Patienten in der Kommunikation Zuversicht vermitteln, verbessern sie nicht nur ihre psychische Lage. Erwiesenermaßen können positive Emotionen das Immunsystem stärken und reduzieren außerdem das Schmerzempfinden.
Seit Corona: Immer mehr Angstpatienten
Ängstliche Patienten hat es schon immer gegeben. Trotzdem ist die Angst vor dem Arztbesuch seit der Coronakrise umso verbreiteter. Aus Furcht vor Infektionsrisiken nehmen zahlreiche Patienten trotz Beschwerden kaum noch Arztbesuche wahr. Vorsorgeuntersuchungen werden verschoben, oder abgesagt. Teils mit gesundheitsschädlichen Folgen. Um Patienten mit Infektionsängsten das Leben zu erleichtern, können niedergelassene Ärzte digitale Konsultationsmöglichkeiten wie Video-Sprechstunden nutzen. Außerdem vermitteln sie Betroffenen am besten, dass das Infektionsrisiko innerhalb der Praxis dank gestiegener Hygienestandards geringer ist, als oftmals vermutet.
Bloß keine überfüllten Wartezimmer mehr! Vor allem die Warteräume der Praxis fürchten viele Patienten, die ihre Arzttermine wegen COVID-19 absagen. In diesem Kontext können Online-Terminplaner hilfreich sein, über die sich das Wartezimmer in Echtzeit verwalten lässt. So werden Patienten rechtzeitig per Kurznachricht informiert, falls sich Termine verzögern. Zu überfüllten Warteräumen kommt es dadurch seltener.
Was tun bei Patienten mit Arztphobie?
Von „normalen“ Ängsten ist die Arztphobie zu unterscheiden. Hierbei handelt es sich um eine phobische Störung, die Menschen von Arztbesuchen abhält. Je länger ein Patient bereits an der Arztphobie leidet, desto weniger lässt sich das Problem ohne Psycho-, Hypnose- oder Verhaltenstherapie lösen. Niedergelassene Ärzte können Patienten mit der Störung höchstens bei der Angstbewältigung helfen, indem sie sie an kompetente Therapeuten überweisen. Ein hilfreicher Ansatz zur Überwindung der Phobie ist beispielsweise die Hypnosetherapie.
Arztphobien vorbeugen! Ärzte und Ärztinnen können mit ihrem Patientenumgang dazu beitragen, dass künftig weniger Menschen an Arztphobien leiden. Meist basieren phobische Störungen dieser Art nämlich auf traumatischen Erlebnissen innerhalb von Kliniken und Praxen, die Betroffene nicht überwunden haben.
Was tun bei Patienten mit Arztphobie?
Von „normalen“ Ängsten ist die Arztphobie zu unterscheiden.