2020 gründete Katja Wagner aus Ansbach das Start-up Label »myturns« für recycelte Sneaker und Kleidung. In den letzten Jahren wuchs das Label zu »Turns« heran und ist nun dabei, sich vom Direktvermarkter zum Dienstleister für Altkleider-recycling umzuwandeln. Im Interview spricht Katja Wagner über die Entstehung und das Konzept des Projekts.
Wie entstand die Idee zu »myturns«?
»myturns« wurde 2020 gegründet, damals noch von mir alleine, mit dem Gedanken, dass wir recy-clingfähige Mode brauchen. Es hat sich dann weiterentwickelt, als ich gesehen habe, dass der Recylingfähigkeitsansatz noch zu oberflächlich ist. Im folgenden Jahr kam meine Partnerin Angelique Thummerer dazu, die genau die Kompetenzen mitbrachte, die mir fehlten, und wir haben angefangen, unser Recyclingkonzept weiterzuentwickeln.
Was hat es mit dem Namenswechsel auf sich?
Die ursprüngliche Überlegung war: Ich als Individuum muss mich drehen, »myturns«, damit das Ganze funktioniert. Wir haben dann aber festgestellt, dass es nicht der kleine Endverbraucher ist, der sich drehen sollte, sondern eine ganze Industrie, die sich bewegen muss, um wirkliches Recycling von Alttextilien zu ermöglichen. Es ist nicht die Sache eines Einzelnen, sondern die Sache einer kooperativen Bewegung. Deswegen der Wandel von »myturns« zu »Turns«.
Wie kann man sich das Verfahren zum Textilrecycling vorstellen?
Wir sammeln Alttextilien und sortieren nach Phasern und Farben, so weit das möglich ist. Sortenreine Ware lässt sich besser recyceln, mit 100% Baumwolle oder 100% Polyester können wir zum Beispiel sehr gut arbeiten. Daraus entstehen dann sehr hochwertige neue Garne, allerdings noch unter Beimischung von Neuware, einfach weil die Qualität von Alttextilien derzeit noch so schlecht ist, dass das leider immer noch nötig ist.
Was hat es mit der aktuell laufenden Neuausrichtung auf sich?
Wir sind derzeit noch als Endkundengeschäft tätig, das wird sich aber ändern, wir werden künftig als Dienstleister fungieren. Die meisten Alttextilien gibt es bei den großen Unternehmen. Wir nehmen diese Alttextilien an, von allen Marken, die man so kennt, verarbeiten sie zu Garn und verkaufen das wieder an Unternehmen. Das wird unser neues Kerngeschäft, wir wollen weg vom Verkauf von fertigen Produkten.
Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Wir werden hoffentlich ziemlich zügig wachsen und Kapazität aufbauen, sodass wir in Sachen Textil-
recycling mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen können, was man aus unserem Garn machen kann. Wir möchten zeigen, dass es kein Nischenprodukt mehr ist. So wollen wir uns als Service- und Ansprechpartner etablieren. Finales Ziel ist es, dass in Deutschland keine reine Neuware mehr angeboten wird, sondern dass jedes Kleidungsstück einen Recyclinganteil enthält.
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