Corvette C7 GT3-R des Callaway Competition Teams Leingarten.
2014 gewann Markus Pommer den deutschen Formel-3-Cup. Anschließend wechselte der aus Erlenbach stammende Rennfahrer zum GT-Sport – 2019 fahren er und sein Partner Marvin Kirchhöfer für das Callaway Competition Team aus Leingarten die Corvette C7 GT3-R im ADAC GT Masters 2019. Im Interview erzählt er Andreas Wolf vom MORITZ von seinem Ziel für die aktuelle Saison.
Wie kamst Du zum Rennsport?
Zum Rennsport kam ich durch meinen Vater, der ist früher als Student Kart gefahren und hatte immer schon Interesse an diesem Sport. Als ich vier oder fünf Jahre alt war, hat er mich im Urlaub einfach mal mitgenommen und ich bin dann zum ersten Mal gefahren. In Heilbronn haben wir dann weitergemacht, ich bin kleine Rennen gefahren, habe am Junioren-Training teilgenommen und dann mit acht Jahren das erste Renn-Kart bekommen. Und dann ging es auch schon professionell los, wir waren dann jedes Wochenende und jeden Dienstag auf der Rennstrecke. Das ging dann immer weiter, erst kam die deutsche Meisterschaft im Kart, dann die italienische, dann die Europameisterschaft; das volle Programm. Mit 15 oder 16 – das war 2007 – bin ich dann in den Automobilrennsport, Formel BMW, gewechselt. Dann kam Formel 3, Formel 2 und letztendlich bin ich dann im GT-Sport gelandet.
Markus Pommer im Cockpit.
Was siehst Du als deinen ersten Erfolg?
Mein erster großer Erfolg war, als ich die süddeutsche Meisterschaft im Kart gewonnen habe. Mein erster Sieg im Automobilsport war 2008 bei den ADAC Formel Masters.
Und was war Dein größter Erfolg?
Mein größter Erfolg war, als ich bei Formel 3 deutscher Meister wurde und ein Rennen in der Formel-3-Europameisterschaft gewonnen habe.
Was bedeutet der Motorsport für Dich?
Eigentlich alles, das ist eine Lebenseinstellung, da muss man alles drauf abstimmen, man muss in Form bleiben, sich vorbereiten, Sponsor-Termine absolvieren, man ist viel unterwegs und muss auch in Beruf und Studium alles darauf abstimmen.
Wie kann man sich dann Deinen Alltag vorstellen?
Inzwischen arbeite ich im Familienunternehmen meines Vater, aber nicht Vollzeit. Außerdem studiere ich Immobilienwirtschaft im Master. Ich versuche dann immer, die Prüfungen in die Winterpause zu legen. Ansonsten mache ich jeden Tag Sport. Zuhause habe ich auch einen Simulator, so etwas hat eigentlich jeder Rennfahrer, damit trainiere ich häufig. Direkt vor den Rennen bin ich dann wirklich jeden Tag dran. Außerdem habe ich Glück, dass ich jetzt beim Team Callaway in Leingarten bin, da kann ich schon im Vorfeld Sitz anpassen, Gurte einstellen und ähnliche Vorbereitungsmaßnahmen treffen. Das musste man sonst immer auf der Rennstrecke machen.
Was verbindest Du mit deiner Heimat?
Ursprünglich komme ich aus Erlenbach und wohne jetzt in Neckarsulm, 400 Meter Luftlinie von Audi entfernt. Für mich als Rennfahrer ist natürlich die ganze Automobilbranche rund um Heilbronn und Stuttgart interessant. In der Region sind auch einige Motorsportler, das ist insgesamt eine sehr gute Ausgangslage.
Hast Du unter den Autos, mit denen Du bisher gefahren bist, einen Favoriten?
Das ist schwierig zu sagen, weil sie alle so verschieden sind. Ich bin ja vom Kart-Sport in den Formel-Sport gewechselt, und ein GT-Auto ist dann noch einmal etwas ganz anderes. Was das Fahrtgefühl angeht, macht es mit den Formel-3-Wagen richtig Spaß, weil die praktisch nichts wiegen und auch keine Fahrhilfen haben. Mit einem GT-3-Auto machen die Rennen aber auch Spaß, dort fährt man ja abwechselnd mit einem Teamkollegen. Mit der Corvette bin ich zwar noch nicht so oft gefahren, aber gerade mit ihr macht es sehr viel Spaß, weil sie einen starken Motor mit viel Drehmoment und Leistung hat.
Markus Pommer (rechts) mit seinem Teamkollegen Marvin Kirchhöfer.
Was ist der Unterschied zwischen Kart und Formel 3?
Das Kart ist der Einstieg im Motorsport, damit lernt man die Basics, damit hat fast jeder angefangen. Sowohl das Gefährt selbst als auch die Strecken sind kleiner als beim Formel-Sport, aber die ganzen Grundlagen, zum Beispiel die Ideallinie, wie man eine Kurve fährt, richtig beschleunigt oder mit dem Fahrzeug umgeht, das lernt man alles. Beim Formel-Sport hat man dann ein viel größeres Team um sich, alles ist viel professioneller; man fährt im Rahmenprogramm der DTM oder Formel 1. Da kommt zum eigentlichen Fahren dann noch der ganze Medienrummel dazu und alles ist viel aufwändiger.
Was tust du, um Ausgleich zu bekommen?
Ich habe eine Zeit lang Judo gemacht, aber das habe ich aufgegeben. Ich gehe natürlich ins Fitnessstudio, ich fahre gerne Snowboard, auch wenn ich dieses Jahr noch nicht dazu gekommen bin, und betreibe auch viel Krafttraining. Ich mache für die Rennen viel Sport, das funktioniert aber auch als Ausgleich und ich denke, ich würde so oder so viel trainieren.
Wie hält man sich für die Rennen körperlich fit, gibt es da ein spezielles Training?
Für die Rennen ist vor allem Ausdauertraining wichtig; in einem Cockpit kann es extrem heiß werden, teilweise bis zu 60 Grad. Dann hat man noch den Rennanzug und die Unterwäsche an, dafür muss man konditionell einfach sehr fit sein. Krafttraining sollte man wegen der Nackenbelastung auch betreiben, wobei das im GT-Auto erträglich ist, weil es da eine Servolenkung gibt. Aber im Formel-3- oder Kart-Sport muss man richtig fit sein und sehr viel Kraft- und Gewichttraining machen. Da hatte ich dann einen spezifischen Plan zum Training der Nacken- und Schultermuskulatur.
Was für ein Gefühl hat man, wenn man im Cockpit sitzt?
Da ist es schon extrem eng, die meisten kommen beim ersten Einsteigen nicht rein. Dann wird man auch extrem fest angeschnallt, mit dem Helm hat man wenig Sicht, zusätzlich hat man noch den Head-and-Neck-Support, kann sich insgesamt kaum bewegen und nur in eine Richtung schauen. Es ist auf jeden Fall ein ganz anderes Gefühl als im normalen PKW. Aber das kann man während des Rennens dann alles ausblenden und man lernt auch, damit umzugehen. Die Geschwindigkeiten sind wirklich spektakulär, gerade, wenn man so ein Auto das erste Mal fährt, aber auch daran gewöhnt man sich.
Was erwartet dich in der kommenden Saison, was ist das nächste große Ziel?
Das nächste große Ziel ist der Titelgewinnen; letztes Jahr war ich knapp dran, wir hätten die Meisterschaft gewinnen können, aber dann ist uns einer reingefahren und der Traum war vorbei. Im Jahr davor konnte ich auch bis zum vorletzten Rennen um den Titel fahren, dann hatte ich aber eine Infektion im Magen-Darm-Bereich und konnte das letzte Rennen nicht fahren. Ich war also zwei Mal ganz nah dran, deswegen ist jetzt das große Ziel, den Titel endlich zu erringen. Ich denke, mit Callaway habe ich da eine gute Mannschaft, die diesen Titel auch schon geholt hat. Mein Teamkollege wurde letztes Jahr in der Meisterschaft Dritter, hat schon diverse Titel im Formel- und Kart-Sport und ist ein sehr guter Fahrer. Zusammen sind wir ein gutes Paket, sodass ein Sieg realistisch ist. Bislang sind wir zwar noch kein Rennen zusammen gefahren, aber beim Training läuft bislang alles sehr gut. Wir haben quasi die gleiche Ausbildung genossen; er ist ein Traum-Teamkollege.
Gab es in Deiner Karriere irgendwelche schrägen oder komischen Ereignisse?
Da gab es einiges. 2012 konnte ich beispielsweise ein Qualifying am Nürburgring fast nicht mitfahren, weil die Toilettentür in der Box nicht aufging. Das sind richtig dicke Hochsicherheitstüren, weil in diesen Boxen auch die Autos betankt werden, deshalb musste ich mit dem Brecheisen herausgeholt werden. Der spektakulärste Moment war im chinesischen Macau, die Strecke dort ist ein sehr enger Stadtkurs, da hat es mich mit fast 270 km/h gedreht.