Ende Oktober gewann Firat Arslan mit 53 Jahren gegen den 18 Jahre jüngeren Bosnier Edin Puhalo und wurde so zum ältesten Boxweltmeister der Welt. Im MORITZ Interview erklärt er, wie er sich beim Kampf gefühlt hat, warum er auch jetzt noch in einer echten Top-Verfassung ist und welche Pläne er für die Zukunft hat.
Wie fühlt es sich an die Karriere als Weltmeister zu beenden?
Das ist ein absolut gigantisches Gefühl, das mich sehr stolz macht. Nachdem mein letzter Titelkampf gegen Kevin Lerena im Jahr 2020 durch den unberechtigten Handtuchwurf eines Promoters im Prinzip als Fremdaufgabe beendet worden ist, war mir klar, dass ich noch einmal alles für einen großen Kampf geben möchte. Leider hat Corona viel durcheinander gebracht. Aber die harte Arbeit der vergangenen Monate hat sich einfach ausgezahlt und ich bin sehr erleichtert und freue mich riesig darüber gewonnen zu haben. Im Kampf selbst habe ich mich sehr gut gefühlt, obwohl ich in der ersten Runde ein paar Treffer kassiert habe. Aber ich war über die ganze Kampfdistanz auch mit 53 Jahren einfach der fittere und vor allem der erfahrener Kämpfer und habe, denke ich, sehr verdient gewonnen.
Sie haben Bernard Hopkins, als ältesten Boxweltmeister abgelöst. Seinen Rekord hat er mit 48 Jahren aufgestellt. Wie haben Sie es geschafft so fit zu bleiben?
Ich habe es geschafft, immer meine Form zu halten. Die Fitness aufzubauen ist sehr schwer, aber wenn man immer dranbleibt, dann kann man für sehr lange Zeit sehr fit bleiben. Ich habe eine unheimlich gesunde Lebenseinstellung, vor allem ein guter Schlafrhythmus und die richtige Ernährung können viel bewirken. Aber natürlich hilft mir auch die Sportwissenschaft sehr weiter. Heutzutage gibt es sehr viele Möglichkeiten die Parameter für ein gutes Training besser zu steuern. Auch beim Trainingsablauf selbst plane ich lange Regenerationsphasen ein. Da kann es schon einmal passieren, dass ich 30 bis 60 Minuten nur am Ausradeln bin.
Welche Pläne haben Sie für ihre sportliche Zukunft?
Grundsätzlich wäre ich einer Titelverteidigung nicht abgeneigt, wenn bis ins Frühjahr ein echtes Top-Angebot bei mir ins Haus flattern sollte. Vor allem weil ich aktuell einfach in einer blendenden Verfassung bin. Aber langfristig möchte ich auf meine Sportschule in Göppingen konzentrieren. Ich trainere hier eine Deutsche Meisterin, vier Württembergische Meister und zusätzlich noch einige sehr hoffnungsvolle Talente, die vielleicht langfristig auch den nächsten Karriereschritt schaffen können. Dabei ist es aber ganz wichtig, dass mein tolles Trainerteam und ich uns vor allem an Hobbysportler wenden. Der Boxsport ermöglicht es viel über Disziplin, Respekt, Toleranz und Selbstvertrauen zu lernen und ich hoffe natürlich, dass ich vielen jüngeren und vor allem auch älteren Sportlern ein Vorbild sein kann. Langfristig möchte ich auch eine Firat Arslan Box-Nacht ins Leben rufe um den vielen Talenten und guten Kämpfern in der Region eine Plattform zu bieten, auf der sie zeigen können, was sie draufhaben.
Sportschule Firat Arslan
Maybachstraße 19,
73037 Göppingen