Mit zwei Schokoriegeln begrüßt Marcus Franke, MORITZ-Redakteurin, Sophia Budschewski, in seinem Fitnessstudio in Walldürn. Im Interview verrät der 140 Kilo Mann, warum er Diäten hasst und früher so sein wollte wie Arnold Schwarzenegger.
Du bist der stärkste Mann Deutschlands. Wie fühlt sich der Titel an?
Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich mache schon seit über 20 Jahren Kraftsport. Früher habe ich die Sportgrößen nur aus dem Fernsehen gekannt, jetzt bin ich selbst einer von ihnen. Ich bin sehr dankbar überhaupt die Möglichkeit zu haben bei einem internationalen Wettbewerb mitzumachen.
Hast du noch ein Ziel oder sagst du »ich habe schon alles erreicht«?
Ein Ziel habe ich bereits erreicht: Deutscher Meister der Masters. Den Titel habe ich mir dieses Jahr gesichert. Darauf bin ich sehr stolz. So hatte ich die Chance an der Weltmeisterschaft in Irland teilzunehmen. Dort habe ich den sechsten Platz belegt, das ist ein super Ergebnis.
Gerade bei einer Weltmeisterschaft ist so viel Testosteron in einem Raum. Gibt es Rivalendenken?
Nein, gar nicht. Beim Wettbewerb ist keiner verbissen oder egoistisch, da reicht man sich auch gegenseitig das Magnesium. Abends sitzen auch alle gemütlich zusammen und tauschen sich aus.
»Alle Jungs wollen den dicksten Arm haben«
Warum hast Du mit dem Kraftsport bzw. Strongman angefangen?
Ganz ehrlich: Ich wollte Frauen beeindrucken. Alle Jungs wollen doch den dicksten Arm haben. Mit Anfang 20 wollte ich das auch. Außerdem waren damals Filme mit Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone und Jean-Claude Van Damme sehr beliebt. Ich wollte auch aussehen wie meine Leinwandhelden. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass das so ein Haufen Arbeit ist. Damals dachte ich: »Du gehst zwei Mal ins Studio und schon siehst du aus wie Schwarzenegger.« Damals habe ich mit meinen 1,80 Meter nur 80 Kilo gewogen, heute sind es fast 140 Kilo.
Bodybuilding und Gewichtheben kennt man, Strongman hingegen ist weniger geläufig. Woher kommt diese Sportart?
Der Strongman Wettbewerb ist an die Gladiatorenkämpfe angelehnt. Schon damals ging es darum der Stärkste zu sein. Um diesen zu ermitteln hat man sich auf unterschiedliche Disziplinen festgelegt. Denn jeder der Kraftsport macht, ist in einer bestimmten Disziplin besonders gut. Unter den Strongman Disziplinen sind: Ziehen, Schieben, Heben und Drücken. Unsere Gewichte sind deshalb auch so unhandlich, damit jeder unter den gleichen Voraussetzungen seine Stärke beweisen kann. Es sind vier bis sechs Disziplinen - für jede bekommt man Punkte. Der Beste einen Punkt, der Zweitbeste zwei Punkte und so weiter. Wer am Ende die wenigsten Punkte hat, gewinnt.
Was ist der Unterschied zwischen Bodybuilding und Strongman?
Bei Bodybuilding geht es um Ästhetik, also um einen möglichst schönen, definierten Körper. Beim Strongman ist egal wie du aussiehst, Hauptsache du schaffst es die Gewicht zu heben. Die Leistung steht im Vordergrund.
»Ich glaube ich mache Strongman, damit ich keine Kalorien zählen muss«
Was für eine Rolle spielt Deine Ernährung beim Strongman?
Ich esse gerne alles und viel. Ich konnte noch nie eine Diät machen. Dafür esse ich zu gerne Fast Food, außerdem liebe ich Limonade. Das ist das tolle am Strongman Sport. Hier brauche ich die vielen Kalorien um Leistung zu bringen. Je mehr ich futter, desto mehr Dampf habe ich beim Training. Ich glaube ich mache Strongman, damit ich keine Kalorien zählen muss. Ich freue mich sogar, wenn ich zugenommen habe.
Gibt es Menschen, welche im Alltag deine Stärke auf die Probe stellen?
Klar. Der Klassiker: »Kannst du mir beim Umzug helfen?« Das mache ich allerdings nicht so gerne – ich hasse Umzüge.
Das LKW-Ziehen kennt man aus dem Fernsehen. Was gibt es noch für typische Strongman Disziplinen?
Zu den klassischen Disziplinen zählt der »Farmers Walk«. Hier trägt man links und rechts einen »Koffer« (zwei Gewichte mit Tragegriff, welche bis zu 110 Kilo wiegen), welcher auf eine gewisse Distanz in der schnellsten Zeit getragen werden muss. Eine andere Variante ist die Koffer so weit wie möglich tragen. Eine andere Disziplin sind die »Atlas Stones«. Das sind Kugeln aus Beton mit Eisenkern. Diese werden auf eine bestimmte Höhe angehoben. Außerdem gibt es noch den »Log Lift« (Baumstammstemmen). Hier stemmt man entweder das Maximum oder man legt ein Gewicht fest, wer den Stamm am meisten hebt, hat gewinnt. Dann gibt es noch den »Wheel Flip«, dabei wird ein Reifen (mit bis zu 400 Kilo) um die eigene Achse geworfen. Hier gilt es sechs bis acht Flipps in der schnellsten Zeit zu machen.
Das Anziehen ist dabei das Schwerste, wenn der LKW einmal rollt, dann ist das »Schlimmste überstanden«. Wie bekommst Du den LKW zum Rollen?
Der Trick ist das Schuhwerk. Die meisten Strongman schwören auf Kletterschuhe. Mit diesen hat man den besten Gripp. Dann muss man sich möglichst weit auf den Boden lehnen und mit der Nasenspitze den Asphalt berühren. Dann sieht dann aus wie ein Frosch (lacht).
»Es sieht schon cool aus ein Auto zu ziehen«
Reifen, Bierfässer, Autos – Wieso schleppt ihr so verrückte Gegenstände?
Weil das Gewicht schwer genug sein muss. Im Training ist egal was du schleppst, da wird viel improvisiert. Beim Wettbewerb sind es vor allem Sponsoren, welche das »Gewicht« zur Verfügung stellen. Bei Autos zum Beispiel. Und sind wir mal ehrlich: Es sieht schon cooler aus ein Auto zu ziehen. Ein bisschen Show gehört eben auch dazu.
Fußballer tragen Shorts, Schwimmer hautenge Badeanzüge. Gibt es beim Strongman auch Sportkleidung?
V
orgeschriebene Kleidung gibt es nicht. Beim Training trage ich Sachen, in denen ich mich wohl fühle. Das heißt ein weites T-Shirt. Bei den Schuhen scheiden sich die Geister. Der Eine zieht Funktionsschuhe an, der Andere schicke Markenschuhe, da gibt es keine Regelung. Bei einer Meisterschaft habe ich oft drei bis vier Paar Schuhe im Gepäck, wie eine Frau, die übers Wochenende wegfährt (lacht). Pro Disziplin ziehe ich das passende Schuhwerk an.
Gibt es »No Goes« (wie eine Rote Karte im Fußball)?
Es gibt keine Haltungsnoten. Es zählt nur: Hast du das Gewicht geschafft oder nicht? Nur bei Bammstammstemmen z.B. da müssen beide Arme durchgestreckt sein, sonst zählt der Versuch nicht.
Neben Muskeln und einer gewissen Statur, was braucht man noch um Strongman zu werden?
Man braucht auch Köpfchen. Das braucht man immer, wenn man einen Sport im Profibereich ausübt. Mentale Stärke ist sehr wichtig. Genetik und Disziplin spielen eine große Rolle. Man muss sich richtig ins Training rein knien und darf sich nicht ablenken lassen.
Wie oft trainierst Du in der Woche um so auszusehen?
Dreimal die Woche. Jeden Tag ist ein anderer Bereich dran und es sollte immer ein Tag zwischen jeder Trainingseinheit liegen. An einem Tag wird der Rücken trainiert, an einem anderen Tag mache ich Cardio und so weiter.
Was machst Du als Ausgleich?
Gute und gerne Essen. Und Zigarre rauchen, das ist meine Leidenschaft.