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Mimi Kraus
Sportler, Familien-Vater und Genussmensch – Michael »Mimi« Kraus hat viele Facetten. Im Gespräch mit MORITZ gewährt der Handball-Weltmeister des TVB 1898 private Einblicke in seinen Alltag.
Weltmeister, Championsleague-Gewinner und Pokal-Sieger: Michael »Mimi« Kraus hat eine beachtliche Erfolgsbilanz vorzuweisen. Besonders hell strahlen seine Augen allerdings, wenn er mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf den für ihn persönlich wertvollsten Titel verweist: Familienvater! Im Gespräch mit MORITZ gewährt der wurfstarke Mittelmann des Handball-Bundesligisten TVB 1898 Stuttgart private Einblicke in den Alltag seiner sympathischen kleinen Familie, die sich vor kurzem über erneuten Zuwachs freuen durfte. Neben der bald dreijährigen Tochter und seiner Frau zaubert neurdings auch ein Sohnemann dem Profi-Sportler ein Lächeln ins Gesicht. »Wenn man das erste Mal Familienvater wird, dann relativiert sich doch sehr vieles. Das ist ein Prozess über ein zwei Jahre, in denen es dann einfach ‘Klick‘ macht – dann schüttelt man auch schon mal den Kopf über seine früheren Verhaltensweisen und was man da so alles gemacht hat. Früher hat man sich ja eher so Gedanken gemacht: oh, das ist ja ein tolles Auto oder viel mehr über materielle Sachen und jetzt weiß man, was wirkliche Verantwortung bedeutet. Da werden alle anderen Sachen nebensächlich und man möchte nur, dass es seiner Familie gut geht«, reflektiert Mimi Kraus seine Entwicklung vom jungen Wilden zum verantwortungsbewussten Familienvater – quasi gereift statt pompös bereift. Und so fährt er heutzutage auch wenig überraschend mit einem deutlich familienfreundlicheren Range Rover zum Interview-Termin vor, als mit einem sportlichen Flitzer wie einstmals etwa seinem schlagzeilenschreibenden Porsche. Mit dem neuen Range Rover startet Familie Kraus auch gerne gemütliche Ausflüge ins Grüne: »Als Familie ist unser Lieblingsausflugsziel mittlerweile die Wilhelma – geschuldet dem Fakt, dass unsere Tochter sehr Tier-begeistert ist. Hoch im Kurs steht auch noch ein Ponyhof in Richtung Lenningen, da kann man sich kleine Mini-Ponnys schnappen und mit denen ausreiten.«
Mimi Kraus als "Wildsau"
Doch auch mit 34 Jahren und auch als verantwortungsvoller Familienvater bleibt Michael Kraus einfach »Mimi«. Typ Lausbub eben. Da wird im Trainingslager zur Aufheiterung schon mal die »Wildsau« rausgelassen und den Mannschaftskameraden in bester Pepe Nietnagel Manier Streiche gespielt. Videos auf Facebook dokumentieren die Spaßvogel-Attacken des scheinbar ständig gut aufgelegten und fröhlich grinsenden Handballer. Für Trübsal blasen bleibt im Hause Kraus mit zwei kleinen Kindern ohnehin keine Luft. Und falls den 128fachen Nationalspieler doch einmal etwas der Schuh drückt, dann werden einfach die Laufschuhe geschnürt: »Laufen gehört zum Training für mich natürlich einfach dazu und mittlerweile mache ich es auch gerne, weil es wirklich entspannt. Wenn man 60 Minuten im Wald läuft und an nichts denkt, dann kann man perfekt abschalten.« 20 bis 30 Stunden pro Woche treibt Mimi Kraus aktiv Sport auf Profi-Niveau. Neben dem Mannschaftstraining und den Spielen mit dem TVB in der Handball-Bundesliga heißt das jüngste Steckenpferd des gebürtigen Göppingers CrossFit: »Ich halte mich mittlerweile aber auch viel über CrossFit fit. Das ist eine neue Welle aus den USA – da gibt es jetzt auch die CrossFit-Games und derjenige, der da gewinnt, der gilt als ‘fittest man on earth‘!« Um sich in Shape zu bringen geht es zusätzlich auch noch regelmäßig in die hauseigene Mucki-Budi: »Ich habe mir erst letztes Jahr ein Keller-Gym einbauen lassen – allerdings nicht im klassischen Sinn nur mit einer Hantelbank und einem Laufband oder so, sondern richtig mit einem Rack mit einem kompletten Set von Kurzhanteln bis Langhanteln mit allem drum und dran – und da tobe ich mich dann oft richtig aus!«
"Früher war ich schon ein Hitzkopf"
Und dann gibt es natürlich auch noch das Mannschaftstraining mit dem TVB – je nach Leistung und Ergebnis beim vorausgegangenen Spiel mal mehr oder weniger intensiv: »(Trainer) Markus Baur kann schon Schleifer sein – aber er spricht auch sehr viel mit seinen Spielern. Er ist ein sehr moderner Trainer, der auch viele neue Sachen ausprobiert und auch auf aktive Regeneration setzt. Es gibt auch viele Trainer, die schleifen dich einfach nur rund und wenn Du Schmerzen hast, dann ist das denen egal«, findet er lobende Worte für seinen Trainer – generell eine wichtige Bezugsperson für Mimi Kraus: »Mittlerweile verstehen wir uns sehr gut – sowohl auf dem Spielfeld wie auch privat. Ich weiß, was seine Philosophie ist und was er möchte. Er weiß was ich kann und kennt meine Charakterzüge. Am Anfang war das aber schwer, direkt vom Mitspieler zum Trainer, da sind wir doch einige Male aneinander geraten. Allerdings jetzt im Nachhinein, mit acht Jahren Abstand, muss ich sagen: er hat recht gehabt! Früher war ich einfach ein Hitzkopf, eben ein kleiner Chaot. Umso interessanter ist es jetzt allerdings zu sehen, wie sich alles entwickelt hat. Das ist aber eine sehr angenehme Situation.«
Mimi Kraus – ein kommender Barista
Neben dem schweißtreibenden »Ernst des Lebens« ist für den Profi-Sportler allerdings auch wichtig, einen entspannenden Gegenpol zu haben. Zum Relaxen kommt deshalb auch immer wieder der Genussmensch in ihm zum Tragen. »Ein Geheimtipp für Stuttgart ist der Espressoladen (in der Sophienstraße). Da bin ich sehr gerne. Ein Laden, der hochwertige Siebträgermaschinen verkauft und in dem man seinen Espresso so trinken kann, wie echte Baristas eben den Kaffee machen. Angenehm an dem Ambiente dort ist auch, dass einem die Mitarbeiter an diesen hochwertigen Maschinen den Espresso frisch machen und dabei alles genau erklären. Dort ist eine kleine Bar eingebaut und für Kaffee- oder Espressoliebhaber ist das eine ganz tolle Adresse in Stuttgart. Ich bin mittlerweile auch selbst angefixt, was das Barista sein angeht und bin gerade am kämpfen mit meiner Frau, ob ich mir so eine Siebträgermaschine kaufen darf«, berichtet Mimi Kraus augenzwinkernd. »Die sind allerdings nicht gerade billig. Aber ich bin guter Dinge, dass ich mich da durchsetzen kann. Sie hat mir ja schon einen Barista-Kurs geschenkt, da freue ich mich drauf – denn das ist auch wieder etwas, wo ich wunderbar abschalten kann.« Und wenn bei dem »Wild Boy« dann doch mal wieder der alte Partyhengst durchkommt, dann geht es in Stuttgart meistens donnerstags in die Boa, »weil ich den Betreiber sehr gut kenne und es da immer sehr gut und witzig ist – danach geht es meistens noch ins Dilayla. Wenn wir privat weg gehen, bevorzugen wir kleine Clubs oder Bars, wie etwa die Foufou Bar oder die Milchbar in Kirchheim. Das sind so Anlaufstellen, die mir gefallen.« Auch bei einem guten Essen kann Mimi Kraus wunderbar abschalten: »Natürlich gehe ich auch gerne Essen. Ich bin allerdings ein Fan von unabhängigen kleinen, eher schnuckeligen Restaurants mit maximal 20 bis 30 Plätzen – da bin ich dann richtig gerne. Ich bin da breit gefächert: wenn die Küche und die Qualität passt, dann trifft man mich dort auch!« Auf jeden Fall trifft man Mimi Kraus auch wieder bei den kommenden Heimspielen des TVB 1898 in der Stuttgarter Porsche Arena – dann allerdings wieder deutlich angespannter und hochmotiviert.
Karriere-Highlights:
An den 27. Januar 2007 erinnert sich Mimi Kraus heute noch gerne zurück. Der Ort des Geschehens: Dortmund – Westfalenhalle. Die Handball-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Doch das Wintermärchen scheint nicht recht in die Gänge zu kommen. Das Deutsche Team steht nach der Vorrundenniederlage gegen Polen sportlich mit dem Rücken zur Wand. Die Euphorie im Land hält sich entsprechend noch in Grenzen. Der Traum von Gold scheint in weite Ferne gerückt. Zu allem Überfluss verletzt sich beim wichtigen Hauptrundenspiel gegen Turnierfavorit Frankreich mit Spielmacher Markus Baur drei Minuten nach dem Anpfiff auch noch der Kopf der Mannschaft. Sein Back-Up: Mimi Kraus. Der gebürtige Göppinger spielt sich anschließend vor 12.000 Zuschauern in einen regelrechten Rausch, schießt das französische Star-Ensemble um Karabatic, Narcisse und Omeyer mit sieben Treffern fast im Alleingang aus der Halle. Der verdiente Lohn: die Auszeichnung zum »Player Of The Match«, später eine Berufung ins All-Star-Team der WM und natürlich der Weltmeistertitel mit der deutschen National-Mannschaft. Auch auf Vereinsebene sammelt der gebürtige Göppinger anschließend fleißig Titel. Mit dem HSV Hamburg wird er Deutscher Meister (2011), Supercup-Gewinner (2010) und triumphiert gar in der Championsleague (2013). Mit seinem Heimatverein Frisch Auf Göppingen gewinnt er 2006 bereits den Europapokal und – nicht zu vergessen – im Jahr 2000 als damals 16- jähriger die Wahl zum »Bravo Boy« des Jahres.
Schlagfertig
Kurz vor Schluss. Die Uhr tickt. Der Arm des Schiedsrichters hebt sich: Zeitspiel droht! Sechs schnelle Zuspiele sind noch erlaubt … und Mimi Kraus zeigt sich schlagfertig!
Saisonziel: So schnell wie möglich den Klassenerhalt sichern.
Markus Baur: Ein Trainer, der mich in meiner Spielerkarriere sehr geprägt hat und auch ein Freund.
Die WM 2007: Das Größte, was ich bislang in meiner Sportler-Karriere erlebt habe.
Frisch Auf Göppingen: Mein Geburtsort und Heimatverein, dem ich ein Stück weit immer verbunden bleiben werde.
TVB 1898 Stuttgart: Mein jetziger Verein und mittlerweile auch eine Herzensangelegenheit, weil der Verein sehr professionell geführt wird und ich mir sicher bin, dass der Verein seinen Weg gehen wird - und da versuche ich alles zu investieren, damit das schnellstmöglich klappt.
VfB Stuttgart: Wenn ich richtiger Fußball-Fan wäre, dann wäre ich es wohl vom VfB. Ich bin Fußball-Interessierter, da mich auch eine Freundschaft mit Christian Gentner verbindet und deshalb drücke ich bei den Spielen natürlich immer dem VfB Stuttgart die Daumen.
Mehr zu Mimi Kraus & TVB 1898: www.tvb1898.de