Am Wochenende versammelte sich die Weltspitze der Boulderer in der Porsche-Arena zur 7. Auflage von adidas ROCKSTARS, einem Kletterwettkampf bei dem 80 eingeladene Athleten aus 25 Nationen auf 3800 begeisterte Zuschauer treffen.
Zu adidas ROCKSTARS werden die besten Boulderer der Saison eingeladen. Das diesjährige Starterfeld war das bisher beste in der Geschichte des Events. Alle amtierenden Welt- und Europameister, die Gesamtweltcupsieger der Jahre 2015, 2016 und 2017 sowie fast alle Top 10 platzierten Athleten des diesjährigen Boulder World Cups waren in Stuttgart angetreten, um das begehrte Superfinale zu erreichen.
Den Zuschauern, die in Scharen in die Porsche-Arena strömten, wurde ein buntes Programm geboten, das auch zum Mitmachen einlud, darunter eine ROCKSTARS Challenge, ein Zlagboard Contest sowie eine virtuelle Klettererfahrung mit 3D-Brille, bei der man in die virtuelle Realität einer anspruchsvollen Mehrseillängenroute auf Korsika eintauchen konnte.
Bereits bei der Qualifikation am Freitag überschlugen sich die Ereignisse. Zu den Highlights gehörten die überragenden Leistungen von Makoto Yamauchi (JPN) und Ekateria Kipriianova (RUS), den Siegern der nationalen adidas ROCKSTARS Veranstaltungen in Tokio und Moskau, die zum internationalen Event nach Stuttgart eingeladen wurden. Beide Kletterer qualizierten sich für das Halbfinale, Kipriianova landete am Ende auf Rang 8, Yamauchi zog sogar ins Finale ein und belegte den fünften Platz.
Auch das Halbfinale, das erstmals live übertragen wurde, war aufgrund der hochkarätigen Routen spannend und ereignisreich. Die amtierende Weltmeisterin Petra Klingler (SUI), beeindruckte das Publikum, weil sie trotz Fußverletzung und unter sichtbaren Schmerzen an allen vier Bouldern kletterte, denn “die Probleme haben einfach so cool ausgeschaut, dass ich sie unbedingt probieren wollte.” Das 8-köpfige internationale Routenbauerteam angeführt vom Franzosen Laurent Laporte hatte in allen drei Runden des Wettbewerbs überaus ästhetische und faszinierende Routen gesetzt.
Spektakuläres Finale
Nur die sechs besten Damen und Herren ziehen ins Finale ein und dürfen den Gänsehautmoment miterleben, über den so viele Kletterer weltweit sprechen: wie es ist durch einen dunklen Tunnel aus der Athleten-Lounge hinter der Kletterwand auf die große, 50 Meter breite Bühne ins Scheinwerferlicht zu treten und auf die einmalige Zuschauerkulisse in der Porsche-Arena zu blicken. Das Publikum scheint zum Greifen nah, die Stimmung ist einzigartig. Jeder Finalist wird gefeiert, angefeuert und unterstützt. Das Finale wird im K.O.-Modus ausgetragen. Nur die besten drei dürfen den dritten Boulder klettern, die Top 2 erreichen schließlich das heiß-begehrte Superfinale, in dem sie zeitgleich eine identische Route am sogenannten Superboulder klettern.
Das diesjährige Superfinale der Damen war ein Ausdauer-Taktik-Battle zwischen der adidas ROCKSTARS Siegerin 2012, Alex Puccio (USA) und der Vorjahressiegerin Janja Garnbret (SLO). Beide benötigten mehrere Versuche, um das Boulderproblem zu entschlüsseln und die richtige Sequenz zu finden, die zum Top führt. Am Ende war es Puccio, die noch genug Kraft hatte, sich durch den schweren unteren Teil bis zum Topout zu bouldern und den Buzzer vor Garnbret zu drücken.
Im Superfinale der Herren, in dem sich der Gesamtweltcupsieger 2017 Jongwon Chon (KOR) und der Titelverteidiger und amtierende Weltmeister Tomoa Narasaki (JPN) gegenüberstanden, ging es einzig und allein um Geschwindigkeit. Narasaki verblüffte die Zuschauer mit einer beeindruckenden Demonstration von Explosivität und Koordination, als er in weniger als 16 Sekunden den Boulder im wahrsten Sinne des Wortes hinaufsprintete und die aktuelle Nummer 1, Chon, geradezu stehenließ.
Alex Puccio (USA), adidas ROCKSTAR 2017
„Das Finale hat mich positiv überrascht. Als wir die Finalboulder gemeinsam inspiziert haben, war mein erster Gedanke ‚die schauen alle super cool aus’. Ich wollte sie einfach nur klettern und habe überhaupt nicht an eine Platzierung oder gar ein solches Ergebnis gedacht.
Ich habe nicht damit gerechnet, den ersten Boulder zu flashen. Als ich den koordinativen Zug am Anfang halten konnte, habe ich einfach weitergemacht und kurz darauf war ich schon am Sprung. Als ich den auch noch gehalten habe, konnte ich es kaum glauben und dann war ich bereits am Top.
Auch der zweite Boulder war anders als erwartet. Jeder meinte, das sei ein Boulder im ‚amerikanischen Stil’, aber ich war davon nicht so überzeugt. Ich fühlte mich ziemlich unsicher bei den ersten Zügen, vor allem als ich den hohen Heel Hook setzen musste, um den Bonus zu erreichen. Doch dann gelang mir sogar noch ein Flash und ich war total begeistert, dass ich nun auch den dritten Boulder klettern durfte.
Der Superboulder war allerdings viel schwerer als wir dachten. Janja und ich sind immer wieder abgerutscht. Aber wir haben uns beide Zeit genommen, um die Griffe zu putzen, durchzuatmen und eine kurze Pause zu machen... Als ich endlich den Griff in der Mitte halten konnte, war der Schlüssel, bloß nicht zum Top zu hetzen und keinen Fehler zu machen.
Es fühlt sich wirklich großartig an, adidas ROCKSTARS zu gewinnen. Aber man darf nicht darüber nachdenken, denn jeder kann diesen Wettkampf gewinnen, alle Athleten, die hierhin eingeladen werden, sind überragend und es ist nicht immer die stärkste oder beste Klettererin der Welt, die gewinnt. Es gewinnt die, die an diesem Tag die beste ist und die stärksten Nerven hat. Du brauchst ein bisschen Glück bei den Boulderproblemen und aus meiner Erfahrung weiß ich, dass es allen Wettkampfteilnehmern so geht. Jeder hat die Chance zu gewinnen und jeder ist wirklich stark – heute war wahrscheinlich einfach nur mein Tag.
Nach mehreren Verletzungspausen habe ich meine Herangehensweise ans Klettern komplett geändert. Ich trainiere nicht mehr, sondern ich klettere nur noch draußen. Wettkämpfe stehen für mich an zweiter Stelle. Dadurch gehe ich Wettkämpfe viel befreiter und ohne Druck an. Das tut mir gut.
Das Klettern bei adidas ROCKSTARS muss man einfach genießen, weil alle Boulder so viel Spaß machen – viel mehr als bei den World Cups. Die Organisatoren stecken so viel Zeit und Energie in die Vorbereitung, um diesen Wettkampf für uns so großartig zu machen.“
Tomoa Narasaki (JPN), adidas ROCKSTARS 2017
Die Boulderproblem bei adidas ROCKSTARS liegen mir einfach, im Finale noch mehr als im Halbfinale. Das war für mich viel schwieriger. Aber im Finale habe ich mich sehr wohl gefühlt.
Für das erste Problem brauchten man vor allem Koordination, das ist eine meiner Stärken. Den zweite und dritte Boulder fand ich auch nicht so schwer. Im Superfinale habe ich Visualisierungstechniken angewendet und konnte meinen Körper genauso bewegen, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Um adidas ROCKSTARS zu gewinnen muss man nicht nur den Boulder toppen können, man muss auch schnell sein, und das gibt mir eine Menge Selbstvertrauen. Auch wenn ich nicht gezielt auf Geschwindigkeit trainiere, so konzentriere ich mich beim Klettern und im Training doch sehr auf den Bewegungsfluss meines Oberkörpers – das ist das ganze Geheimnis.“
Janja Garnbret (SLO), 2. Platz adidas ROCKSTARS 2017
„Wir dachten, der erste Boulder wird super schwer, aber es stellte sich heraus, dass er leichter war als erwartet, obwohl er zum Top hin schwerer wurde. Der zweite Boulder war anstrengender, deshalb habe ich ein paar Versuche gebraucht, während der dritte ein Koordinationsboulder war. Ich war wirklich froh, ins Superfinale zu kommen, ich habe ein paar Verletzungen in meinem Handgelenk, was ich am Koordinationsboulder wirklich gemerkt habe, aber es war trotzdem noch perfekt.
Es ist wirklich super cool hier bei adidas ROCKSTARS zu sein. Ich komme jedes Jahr gerne wieder. Die Athleten-Lounge ist viel besser als jede andere Iso auf der Welt und auch der Routenbau ist perfekt. Es ist einfach ein großartiger, phänomenaler Event!“
Jongwon Chon (KOR), 2. Platz adidas ROCKSTARS 2017
„Ich habe das Finale sehr genossen. 2014 war ich ebenfalls im Superfinale zusammen mit Sean McColl und dieses Jahr zusammen mit Tomoa Narasaki. Der Kletterstil, den wir im Superfinale gesehen haben, passt perfekt zu Tomoas Art zu Klettern. Wenn er bouldert, bewegt er sich wie ein Ninja – extrem schnell – dieses Format ist wie für ihn gemacht, außerdem ist er sehr stark.
Ich versuche auch immer, schnell zu sein, aber mein Körper folgt meinem Kopf noch nicht so richtig, vielleicht klappt es nächstes Jahr besser! Vielleicht muss ich das schnelle Klettern etwas mehr trainieren, falls ich nächstes Jahr noch einmal die Gelegenheit bekomme, im Superfinale zu stehen.“
Nonaka Miho (JPN), 3. Platz adidas ROCKSTARS 2017
Das adidas ROCKSTARS Finale hat viel Spaß gemacht und es ist sehr schade, dass ich es nicht ins Superfinale geschafft habe, weil das wirklich mein Ziel, daher bin ich auch etwas enttäuscht. Ich mag einfach alles an diesem Event, die Atmosphäre, die Boulderprobleme, die Zuschauer... einfach alles!“
Kokoro Fuji (JPN), 3. Platz adidas ROCKSTARS 2017
„Ich bin sehr glücklich, es ins Finale geschafft zu haben. Leider hatte ich Schwierigleite mit den Press-Bewegungen am dritten Boulder. Daran werde ich auf jeden Fall arbeiten, um mich nächstes Jahr zu verbessern. Ich mag adidas ROCKSTARS sehr, weil es komplett anders ist als die World Cups, es macht einfach viel mehr Spaß.“
Ergebnisse Herren
1. Tomoa Narasaki (JPN)
2. Jongwon Chon (KOR)
3. Kokoro Fujii (JPN)
4. Dmitrii Sharafutdinov (RUS)
5. Makoto Yamauchi (JPN)
6. Aleksei Rubtsov (RUS)
Ergebnisse Damen
1. Alex Puccio (USA)
2. Janja Garnbret (SLO)
3. Miho Nonaka (JPN)
4. Akiyo Noguchi (JPN)
5. Shauna Coxsey (GBR)
6. Aya Onoe (JPN)