Vor Dieben ist nichts sicher. Wer sein Fahrrad in Sicherheit wähnt, kommt am Ende eines Tages an seinem Fahrrad zurück und muss feststellen, dass der Sattel fehlt, oder die Lichter, oder die Klingel – oder alles davon. Auch vor mutwilliger Zerstörung sind Fahrräder nicht gefeit. Damit ist nun Schluss an ZOB und Plochinger Straße. Die Stadt hat vergangene Woche zwei Fahrradboxen installiert – beide einbruchsicher, wie Stephan Maul, Fahrradbeauftragter der Stadt, erklärt: „Es bräuchte schon ein hohes Maß an Kriminalität, um diese Fahrradkäfige und –boxen aufzubrechen. Außerdem kann man seine Räder selbst in den Soloboxen abschließen.
An beiden Standorten sind je 20 Fahrradstellplätze entstanden. In der Plochinger Straße wurde an der Unterführung Richtung Bahngleise und ZOB ein Käfig aufgebaut, für den zwei KfZ-Stellplätze weichen mussten, „dafür gewinnen wir zwanzig Stellplätze für Fahrräder und E-Bikes“, so Maul. Am ZOB stehen wiederum zwanzig Fahrradboxen, die individuell angemietet werden können. Gabriela Hrcek erklärt das System: „Die unteren Boxen sind mit Steckdosen versehen, sodass E-Bikes beim Zwischenparken aufgeladen werden können.“ Angesteuert werden Käfig und Boxen über die Webseite www.bikeandridebox.de. „Man registriert sich und kann sich dann eine Box aussuchen. Per E-Mail erhält man einen Zugangscode“, so Hrcek weiter. Bezahlt werde über PayPal, Kreditkarte oder SEPA-Lastschriftverfahren.
Falsch machen könne man nichts, so Hrcek. „In den Boxen gibt es eine Notöffnung, sodass man die Box jederzeit auch von innen öffnen kann. Und dank Gasdruckfederunterstützung bekommt man sein Rad ganz bequem und rückenschonend auch in einer der oberen Stellplätzen unter.“
Ein Platz in der Fahrradbox kann für einen Tag, eine Woche, einen Monat oder sogar ein ganzes Jahr gemietet werden. Für einen Tag zahlt man einen Euro, für ein E-Bike einen Euro fünfzig. Die Kosten für eine Woche liegen bei fünf Euro beziehungsweise sieben Euro fünfzig. „Bucht man sich den Stellplatz für einen Monat oder gleich ein ganzes Jahr hat man seine persönliche Fahrradgarage“, sagt Stephan Maul. „Dann kann man auch mal Einkäufe zwischenlagern und hat zu jeder Tages- und Nachtzeit seinen ganz privaten Abstellplatz.“
Andreas Neureuther, Technischer Beigeordneter, freut sich über die hohe Förderung durch das Land Baden-Württemberg: „Die Förderung des Landesgemeindefinanzierungsgesetzes betrug neunzig Prozent. So stemmten wir letztlich lediglich etwa 12.000 Euro aus der Stadtkasse.“ Die Maßnahme sei nur ein Baustein in einem Gesamtkonzept, das weitere klimafördernde Maßnahmen beinhalte. „Wir verfolgen eine ganzheitliche Strategie, die die Gebiete östlich und westlich der Bahngleise, also Mühlstraße, Sigmaringer Straße, den ZOB und die Kalkoferstraße, miteinander verbinden wird.“ Damit werde das Umsteigen vom Rad auf öffentliche Verkehrsmittel noch einfacher und bequemer. Johannes Martin, Leiter des Tiefbauamts, freut sich, dass die Stadt Nürtingen einer Mobilität der Zukunft entgegengeht: „Wir sind intensiv an dem Thema Verkehrswende dran. Dank des Gemeinderats konnten wir hier einen wichtigen Schritt gehen.“ Aber was, wenn die östliche Bahnstadt kommt und der ZOB eine große Baustelle wird? „Die Fahrradboxen sind mobil“, beruhigt Hrcek. „Per Kran sind sie ganz schnell und unkompliziert umgezogen.“