Als Sebastian »Buddy« Faber 2004 bei einem Konzert lautstark in der ersten Reihe mitsang, hätte er sich nicht träumen lassen, eines Tages selbst auf der Bühne zu stehen. Mit MORITZ sprach der Künzelsauer über seine erste Single »Zeile für Zeile«.
Du hast jetzt deine erste eigene Single rausgehauen. Wie fühlt sich das an?
Man spürt ganz klar Stolz und Dankbarkeit. Es ist einfach ultra! Ein tolles Gefühl, sich plötzlich auf Plattformen wie Spotify, Amazon Music oder Apple Musik zu finden, den eigenen Namen einzugeben und dann kommt da dein eigener Song.
Wie lange machst du schon Musik?
Tatsächlich noch gar nicht so lang. Gut, das hört sich jetzt blöd an, immerhin sind es jetzt doch schon 16 Jahre, aber ich habe relativ spät erst angefangen. 2004 hab ich in der ersten Reihe bei einer Coverband einen Song im Publikum mitgesungen und der damalige Sänger dieser Band hatte das wohl gehört und für gut befunden. Der hat mich dann spontan auf die Bühne geholt, hat mir ein Mikrofon in die Hand gedrückt und gesagt »Komm, sing mit!« Danach sind wir ins Gespräch gekommen, ich wurde zunächst als Gastsänger gebucht und von da an gings dann los mit Session-Bandauftritten, eigener Bandgründung und immer so peu à peu nach oben.
War Musik davor schon ein wichtiger Bestandteil in deinem Leben?
Absolut. Musik war seit meinem 10. Oder 12. Lebensjahr ganz wichtig, ich war ein ganz großer Michael Jackson Fan. Mit dem hab ich damals angefangen – vor meinem Stimmbruch – seine Songs daheim lautstark mitzusingen und die Tanzschritte nachzuahmen. Die kann ich jetzt heute so nicht mehr. Den Moonwalk würde ich vielleicht noch hinkriegen (lacht). Als kleiner Junge hatte ich sogar das große Glück, in Hockenheim auf ein Konzert von ihm zu gehen. Das war sehr beeindruckend, auch das ganze Drumherum, die große Bühne, die ganzen Menschen. Ich hatte damals in dem Kiesbett, in dem wir standen, einen Haufen gebaut, auf dem ich dann stehen und über die Leute vor uns drübergucken konnte.
2004 wurdest du dann ja ziemlich ins kalte Wasser geschmissen. Hattest du Gesangsunterricht?
Davor nicht. Seitdem ich ernsthaft selbst Musik mache, war ich auch das eine oder andere Mal bei einem Gesangslehrer. Viele Übungen mache ich aber auch einfach daheim selbst oder direkt vor dem Auftritt – Stimmtraining, mich warm machen und so weiter.
Wie kamst du von Bandauftritten dazu, eigene Solosongs zu schreiben?
Ich hab schon immer irgendwie den Traum gehabt, in der Musik meine eigenen Geschichten, Gefühle und Gedankengänge freien Lauf zu lassen. Ich habe mich aber immer schwer damit getan, Texte zu schreiben und habe immer so ne Art Aufsatz geschrieben. Dann hatte ich zum Glück eine befreundete Kollegin, die Jutta Mesch aus Stuttgart, kennengelernt. Sie und ihr Lebensgefährte hatten gesagt: Hey Buddy, geile Stimme, hast du vielleicht was für eigene Songs, was man mal machen könnte? Daraufhin kam das dann zustande, dass ich gesagt habe: Pass auf, ich schick dir mal meine Texte durch, schau mal, was du draus machen kannst. Und relativ schnell, nach ein paar Wochen, kam der erste Textentwurf zurück. Wir haben zusammen dann erstmal drei Songs gemacht, ich bin öfters nach Stuttgart gefahren, habe im Studio etwas eingesungen, war dann auch bei den Aufnahmen der Musiker dabei. Das war eine tolle Erfahrung.
Wie gehst du beim Schreiben deiner Texte grundsätzlich vor?
Ich schreibe einfach Gedanken direkt auf, so wie sie aus mir herauskommen – das Ganze dann in Form bringen tut ja jemand anderes. Oft suche ich mir ein Thema raus, ein Gedanken, ein Gefühl, etwas das mich betrifft oder in meinem Umfeld passiert – dazu schreibe ich dann auf, was mich daran stört, was ich daran liebe, was ich darüber denke. Diesen Text schicke ich dann raus. Viel passiert tatsächlich bei mir im Auto: Durch meinen Beruf als Veranstaltungstechniker bin ich viel unterwegs und im Auto habe ich meine Ruhe und kann meinen Gedanken freien Lauf lassen.
Was sind Themen, die dir besonders wichtig sind?
Die drei Songs, die wir geschrieben haben, sind vor allem autobiographisch. Zeile für Zeile ist zum Beispiel die Geschichte von mir und meiner Frau, wie wir uns kennengelernt haben, wie schwer es am Anfang noch war, wie wir dann aber doch zusammengekommen sind – jetzt sind wir verheiratet und haben einen Sohn. Mein zweiter Song handelt von einem Freund, der ein sehr schlechtes Verhältnis zu seinen Eltern hatte. Der dritte Song beschreibt, wie wichtig es ist, auch mal Entschuldigung zu sagen, Fehler, die man gemacht hat, gegenüber Freunden, Verwandten, geliebten Menschen einzugestehen. All diese Themen bewegen mich halt sehr, was mein Leben betrifft und was mich prägt.
Gibt es Musiker und Musikrichtungen, die dich für deine eigenen Songs inspirieren?
Ich weiß nicht, ob es in der aktuellen Zeit noch cool ist, diesen Namen zu nennen, aber ich bin ein ganz, ganz großer Xavier Naidoo-Fan. Ich durfte ihn mal kennenlernen, wir haben auch die einen oder anderen Sätze miteinander gewechselt, das ist aber alles schon etwas länger her. Ich kenne ihn nicht so gut, dass ich über diese ganzen Verschwörungstheorien irgendwelche Aussagen treffen könnte, aber als Künstler und Musiker halte ich ihn für einen der besten in Deutschland. Dadurch habe ich auch recht schnell erkannt, dass das Deutschsprachige mein Metier ist. Da fühle ich mich einfach daheim, da bin ich am ausdrucksstärksten und deshalb prägen mich viele deutsche Künstler wie Xavier, Mark Forster oder Gregor Meyle.
Du kommst ja selbst aus Künzelsau. Was bedeutet die Region für dich?
Künzelsau ist für mich tatsächlich Heimat. Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch, bin gerne hier, auch wenn viele sagen, ab 20 Uhr sind die Gehwege hochgeklappt. Ich bin wohl noch einer der letzten Musiker, die in Künzelsau geboren wurden – mittlerweile gibt es da ja kein Krankenhaus mehr. Ich finde es echt schön hier, wir haben tolle Landschaften, man kann lange spazieren gehen und einfach mal den Kopf abschalten.
Was steht musikalisch für dich als Nächstes an?
Bis Ende des Jahres werden noch zwei Songs von mir veröffentlicht. Durch Corona weiß man jetzt nicht, wann ich wieder mit meiner Band Gravity auf der Bühne stehen darf. Ich werde die Zeit nutzen und versuchen, meine Songs noch weiter voranzutreiben und dann definitiv wieder neue Texte schreiben.
Du bist ja nicht nur als Musiker sondern auch als Veranstaltungstechniker stark von der Corona-Krise betroffen. Wie ist deine Sicht auf die aktuelle Lage?
Schwierig. Wir haben ja jetzt das Verbot bis Ende des Jahres, was Großveranstaltungen angeht. Ich bin seit Mitte März zu hundert Prozent daheim, das ist grade echt nicht schön, weil irgendwann möchte man wieder arbeiten gehen. Die Veranstaltungsbranche liegt brach, viele meiner Kollegen und Freunde sind arbeitslos, viele Firmen gibt es bereits nicht mehr, weil sie einfach bankrott sind. Da kann ich noch froh sein, dass ich Kurzarbeitergeld kriege. Es ist sehr traurig, ein bisschen Wut ist auch mit dabei, weil die Politik nicht so zuckt, wie sie eigentlich zucken sollte. Man fühlt sich im Stich gelassen.
Wo willst du als Künstler noch hin? Was wäre dein größter Traum?
Puh, da gibt es so viele Wünsche! (lacht) Ich denke mal, jeder träumt davon, als Solokünstler durchzustarten. Ich würde gerne mal irgendwann auf der Freilichtbühne in Berlin spielen. Das ist einfach die Bühne schlechthin! Ansonsten kann ich mir auch vorstellen, irgendwann in ferner Zukunft einmal Features mit bekannten Musikern zu machen. Sehr gerne würde ich mal Mark Forster kennenlernen und was mit ihm machen – immerhin hat der auch im Januar Geburtstag. (lacht)