Die sensationelle Saison der MHP RIESEN Ludwigsburg findet im Playoff-Halbfinale ihr Ende. Die Schwaben mobilisieren noch einmal alle Kräfte und lassen über 40 Minuten alles auf dem Feld, verlieren die vierte Halbfinal-Partie in und gegen München allerdings 73:82 und damit die Serie 1:3.
Headcoach John Patrick, Physiotherapeut Marco Matthes und vor allem Jordan Hulls konnten vor Spielbeginn mit positiven Nachrichten aufwarten: Der an der Wade verletzte US-Amerikaner meldete sich rechtzeitig einsatzbereit – stand aber erstmals im Saisonverlauf nicht in der Startformation. Wie schon am Mittwochabend war es Jonah Radebaugh, der zu Beginn für Gelb-Schwarz als Guard fungierte. Für die Akzente sorgte allerdings der Veteran: Tremmell Darden besorgte, nach verlorenem Sprungball, den Steal und per Dunking die ersten Punkte. Der auffälligste Power Forward auf dem Parkett war er damit aber nicht. JaJuan Johnson markierte sechs Münchner Zähler in Serie und dominierte mit diesen die Anfangsphase (6:2, 3. Spielminute). Ludwigsburg hängte derweil Robin Amaize und Leon Radosevic zwar je zwei Foulspiele an, kam offensiv aber kaum zur Geltung (11:5, 5.). Der Einsatz stimmte – der Ertrag blieb vorerst aber aus(baufähig). Während sich Lukas Herzog, Oscar da Silva und Hulls jeweils erstmals auf der Anzeigentafel als Scorer eintrugen, blieben die Hausherren im ersten Viertel das bessere Team (20:16, 10.).
Mit einer erhöhten Fokussierung bezüglich der Rebounds starteten die MHP RIESEN gut in den zweiten Abschnitt. Sie gestattetem dem FC Bayern Basketball knapp drei Minuten lang nur einen Korb, markierten selbst immerhin fünf Zähler und zwangen durch ihre nun gezeigte Konsequenz Andrea Trinchieri zur Auszeit (22:21, 13.). Trotz der Ansprache des Italieners waren die Schwaben auch in der Folge spielerisch obenauf und standen defensiv exzellent. Doch sie machten, wie schon am Mittwoch, zu wenig aus ihren Möglichkeiten, schmissen zweifach und unbedrängt den Ball – beim Versuch das Spiel schnell zu machen – fahrlässig weg und mussten deshalb selbst hinter der LED-Bande Platz nehmen (26:25, 15.). Das Geschehen wogte spätestens ab jetzt hin und her. Mehrfach versuchten die Münchner davonzuziehen, mehrfach antworteten die Ludwigsburger erfolgreich. Dennoch lagen sie beim Gang in die Kabinen erstmals deutlicher in Rückstand. Denn sie schafften es nicht das Tempo der Partie vorzugeben – was den Münchnern in die Karten spielte (41:34, 20.).
Ausgleich nach 30 Minuten
Angeführt von Jonas Wohlfarth-Bottermann, der nun unter den Körben ackerte und Yorman Polas Bartolo, der diese Arbeit aus der 6,75-Meter-Distanz veredelte, kamen die Gäste kurzzeitig wie verwandelt aus der Kabine. Doch sie konnten die Energie nicht mit Konstanz kombinieren. Der FC Bayern kam hingegen, in Person von Amaize, zu Korberfolgen – und arbeitete sich wieder zurück ins Geschehen. Erneut war es Johnson der Akzente setzte, erneut waren es die Hausherren, die Fahrt aufnahmen. Wie schon in der ersten Halbzeit mussten die Ludwigsburger nicht abreißen lassen, fanden allerdings nur sehr langsam ihren Rhythmus wieder. Aber: sie fanden ihn – und hängten den Hausherren reihenweise Foulspiele an. In Spielminute 30 powerten sie sich kämpferisch sogar zum Ausgleich (57:57,30.).
Nach einer kräftezehrenden Aufholjagd im dritten Viertel sollte zu Beginn des Schlussabschnitts einmal mehr der Fokus fehlen. Abermals war Amaize der Profiteur. Der 27-Jährige führte seine Farben an diesem Abend an. Die MHP RIESEN bissen sich ein letztes Mal zurück und ließen, wie erwartet und angekündigt, ihr Herz auf dem Parkett. Doch sie mussten weiter und bis auf zehn Zähler abreißen lassen (73:63, 36.) – und kassierten nach einer Patrick-Auszeit die entscheidenden Schläge in die Magengrube. München traf binnen zweieinhalb Minuten fünf Distanzwürfe, entschied durch seine Qualität das Spiel (82:73) und damit auch die Serie (3:1) zu seinen Gunsten.
Mit kurzzeitig hängenden Köpfen – insgesamt aber sehr stolzen Mienen – machten sich die Schwaben noch am Freitagabend auf die Rückfahrt in die Heimat. Sobald die Enttäuschung verdaut sein wird, werden sie auf eine herausragende Spielzeit, wettbewerbsübergreifend 36 Siege, den dritten Tabellenplatz, zahlreiche individuelle Bestleistungen und eine phänomenale Saison zurückblicken können.
Statements und Stats
John Patrick | Headcoach MHP RIESEN Ludwigsburg: „Erst einmal gratuliere ich Andrea Trinchieri und der gesamten Bayern-Organisation! Sie haben die Serie verdient gewonnen. Ich könnte über die ganze Saison nicht stolzer auf mein Team sein, aber heute waren 21 Turnover einfach zu viel. Ich bin sehr stolz, wie wir uns diese Saison präsentiert haben.“
Andrea Trinchieri | Headcoach FC Bayern Basketball: „Das war eine harte Serie gegen einen harten Gegner. In vier Spielen ist es uns nicht einmal gelungen, weniger als 15 Ballverluste zu haben. Das sagt viel über Ludwigsburg. Sie waren verdient Erster nach der regulären Saison und es hat uns besonderen Einsatz gekostet, sie zu besiegen. Natürlich sind wir glücklich, denn wir sind im Finale und mein Team hat die ganze Saison darum gekämpft. Die Endspiele werden etwas Neues für jeden sein, denn durch das Format musst du erst mal durchkommen: Back-to-back, und zwar richtig, mit zwei Spielen in 48 Stunden, ohne Pause."
Für München spielten: Robin Amaize 16 Punkte, James Gist 11, Vladimir Lucic 10, JaJuan Johnson 10 / 8 Rebounds, Nihad Djedovic 9, DJ Seeley 9, Zan Mark Sisko 7 / 7 / 5 Assists, Wade Baldwin 6 / 4 / 5, Leon Radosevic 4 und Sasha Grant.
Für Ludwigsburg spielten: Jamel McLean 17 Punkte, Jordan Hulls 10, Yorman Polas Bartolo 10, Oscar da Silva 9 / 5 Rebounds, Jaleen Smith 7 / 5, Tremmell Darden 6, Lukas Herzog 5, Jonah Radebaugh 4, Jacob Patrick 4, Jonas Wohlfarth-Bottermann 1, Andrew Warren und Johannes Patrick.