Ariel Hukporti hat es jüngst bis in die NBA geschafft, mit Dominykas Pleta und Johannes und Jacob Patrick stehen gleich drei Spieler aus der eigenen Jugend im Kader der MHP RIESEN Ludwigsburg. Das zeigt welche bedeutende Rolle die Nachwuchsarbeit bei den Barockstädtern einnimmt. Seit drei Jahren ist Kheeryoung Rhee für Porsche Basketball-Akademie verantwortlich. Im MORITZ-Interview erklärt der 29jährige Coach worauf es ihm ankommt.
Wie hast du zum Basketball gefunden?
Ich war eigentlich ein klassisch deutsches Fußballkind. Aber der Sport hat mich nicht abgeholt und war mir zu eintönig. Ich war dann mit etwa dreizehn Jahren mit einem Freund unterwegs, der selbst Basketball gespielt hat. Als ich einmal mit zum Training gegangen bin, hat mich der Sport mit seiner unglaublichen Dynamik dann sofort mitgerissen. Nach ein paar Jahren auf dem Platz habe ich gemerkt, dass ich als Trainer viel bewegen kann. Meinen Basketball Trainerwerdegang habe ich beim FC Bayern Basketball begonnen. Dort habe ich von der U13 bis zur ProB die Co-Trainer Position übernommen. In meinem letzten Jahr in München durfte ich in der NBBL dann selbst das Zepter in die Hand nehmen. So kam der Kontakt zu Ludwigsburg zustande. Ich bin jetzt seit zwei Jahren hier und starte in diesem Sommer in meine dritte Saison als Headcoach.
Was ist dir als Trainer besonders wichtig?
Zum einen, und das wurde auch schon während meiner Zeit in München besonders betont, lege ich sehr viel Wert auf Wertschätzung und Respekt. Da bin ich auch, würde ich behaupten, eiskalt und ich würde mich selbst in dieser Hinsicht als ziemlich fordernd bezeichnen. Natürlich versuche ich, viele Werte wie Führung, Stil oder Kommunikation auf allen Ebenen zu verkörpern. Meine Hauptaufgabe ist es aber vor allem Spieler auszubilden, die dann letzten Endes auch in unserer ersten Mannschaft überzeugen können. Aber natürlich kann das im Leistungssport nur einem kleinen Teil aus jedem Jahrgang gelingen. Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass das gesamte Team während der Zeit bei uns gute Erfahrungen auch abseits des Basketballs sammelt.
Was sind die größten Unterschiede zwischen der Jugend- und der Profimannschaft in Ludwigsburg?
Wir versuchen auch mit einem hohen Tempo zu spielen und dadurch ist die Fehlerquote natürlich höher bei den Jugendlichen, weil ihnen die Abgebrühtheit und Erfahrungswerte noch fehlen. Aber wir wollen ähnlich wie unsere erste Mannschaft auf dem Court auftreten. Offensiv haben wir immer wieder andere Looks, weil in unserer Mannschaft natürlich ganz andere Spielertypen zu finden sind als bei den MHP RIESEN. John Patrick und ich sind aber auch beinahe täglich im Kontakt und er legt sehr großen Wert darauf, dass wir die gleiche Verteidigung spielen und das gleiche Mindset und dieselben Prinzipien haben wie die Profis. Vor allem in dieser Hinsicht wollen wir uns in der kommenden Saison noch einmal weiterentwickeln.
Worauf kommt es an, damit ein Nachwuchsspieler in der ersten Mannschaft erfolgreich ist?
Das Wichtigste ist es, dranzubleiben. Es gibt eine gewisse Kurzlebigkeit in der aktuellen Nachwuchsgeneration. Es fühlt sich so an, als ob einige Mannschaften leichter aufgeben und schnell nach Alternativen suchen, wenn der Spielerfolg ausbleibt oder wenn es härter wird. Da muss man lernen sich durchzubeißen. Der zweite für viele Spieler sehr schwierige Aspekt ist es, zu verstehen, dass sie im Profibereich wieder praktisch bei null anfangen müssen. Man muss bodenständig bleiben, lernfähig sein, zeigen, dass man trainierbar ist, und darf die Begeisterung für den Sport nie aus den Augen verlieren.
Hat sich durch die Rückkehr von John Patrick etwas in der Jugendarbeit verändert?
John Patrick ist deutlich kommunikativer. Er war bisher bei jedem Training, das er besuchen konnte, anwesend und hat sich alles sehr genau angeschaut. Er schaut viel nach Talenten und gibt sein Urteil über die Spieler ab. Er ist sehr klar, in dem, was er möchte, gerade was Spielertyp und die Trainingsorganisation angeht. Das ist alles sehr hilfreich und man merkt seine jahrzehntelange Erfahrung. Es freut mich sehr, dass ich in dieser Saison die Möglichkeit bekomme, mit ihm zu arbeiten. Ich denke in dieser Saison wird man den Erfolg dieses neuen Systems gut an der Entwicklung der Spieler ablesen können.
Wie schätzt du den Ludwigsburger Nachwuchs ein?
Uns ist es sehr wichtig, dass wir mit den Jungs arbeiten, die hier aus der Region kommen, natürlich ergänzen versuchen wir auch über die Region hinaus interessante Talente nach Ludwigsburg zu bringen. Ich glaube es gibt viele sehr talentierte Spieler in unseren Mannschaften. Ich sage meinen Jungs aber immer, dass sie der wichtigste Faktor für ihren eigenen Erfolg sind. Es ist besonders wichtig, dass die Jungs eine gute Selbsteinschätzung haben. Da möchte ich auch ein ganz besonderes Lob für mein aktuelles Team aussprechen. Ich kann mich voll und ganz auf die Jungs, die bei mir in der Halle sind, verlassen. Ich bin sehr glücklich darüber, wie das Team in den vergangenen beiden Jahren zusammengewachsen ist und wie sehr sie meine Vision für die Zukunft teilen. Ich bin stolz darauf, wie kompetitiv sie geworden sind, wie sie gemeinsam an den Aufgaben gewachsen sind und wieviel sich alle auch ganz persönlich entwickelt haben. Es freut mich sehr, dass mein Co-Trainer Toni Orlovic und ich auch in der kommenden Saison gemeinsam mit dieser starken Truppe erneut an den Start gehen können.
Welche Ziele hast du für die kommende Saison?
Mein Ziel ist es so viele Spieler wie möglich an den Profikader heranzuführen. Natürlich ist es auch wichtig auf dem Platz gute Ergebnisse einzufahren, weil diese die Entwicklung und den Leistungsstand unserer Spieler am besten veranschaulicht. Aber mein Ziel ist nicht die deutsche Meisterschaft, auch wenn das für mich persönlich ein echtes Highlight wäre. Es geht nicht darum, dass die Jungs jetzt die Titel holen, sondern darum, dass sie lernen zu gewinnen und erfahren, wie sie richtigen Basketball spielen, damit sie mittel- oder langfristig auch im Profibereich bestehen können. Sportlich gesehen haben wir das Team noch einmal stark verjüngt und werden, nachdem wir vor zwei Jahren mit einer U23 und im vergangenen Jahr mit einer U22 Auswahl angetreten sind, in diesem Jahr fast mit einer U20 Auswahl in die Saison gehen. Wir sind also sehr jung in dieser Liga, auch ich bin mit gerade einmal 29 Jahren ein noch recht junger Trainer. Daher wird es zunächst einmal um den Klassenerhalt gehen, aber natürlich ist diese Jugend auch unsere Stärke. Wir sind sehr hungrig, sehr neugierig und wollen uns den Respekt der anderen Mannschaften erarbeiten. Dieser Ansatz, vielen jungen Spielern die Chance zu geben sich zu zeigen, ist sehr herausfordernd, aber natürlich bietet er auch viele Möglichkeiten. Wir wollen, dass unsere Jungs den Ball in den kritischen Situationen, also während der Crunchtime, bekommen und zeigen können, was sie draufhaben. Es gibt viele Rollenspieler im deutschen Basketball, aber Diamanten wie Franz Wagner oder Dennis Schröder entstehen nur unter Druck. Natürlich ist es ein bisschen utopisch auf so eine Karriere zu hoffen, aber meine Zielsetzung ist es unserem Nachwuchs alle Chancen für die Zukunft zu geben.
Was sind deine langfristigen Pläne für deine Trainerlaufbahn?
Ich bin eigentlich niemand, der sich einen Plan für die weit entfernte Zukunft macht, das baut nur unnötigen Druck auf und dann macht mir die Arbeit auch einfach weniger Spaß. Ich schaue von Jahr zu Jahr und versuche das Beste aus dem Team und mir selbst rauszuholen.
Porsche BBA Season Opening
Sa. 7. September, ab 11 Uhr
alle Infos und Termine: mhp-riesen-ludwigsburg.de