Craftbeer Festival
Wenn man in Sachen Bier nicht nur von Pils, Export oder gar schlicht »‘ner Halbe« spricht, sondern Begriffe wie »Grutbier«, »Rauchrohr« oder »Whirly Brain« ins Spiel kommen, ist man in der Welt von Stuttgarts »Bier-Baron« Thorsten Schwämmle angekommen. Dann heißt es im »Kraftpaule« in der Stuttgarter Neckarstraße Platz nehmen und beim genussvollen Craftbeer-Tasting den geistreichen Geschichten des Experten für gut gebrauten Gerstensaft lauschen. MORITZ-Redakteur Andrej Meinzer hat mit Schwämmle, dem Veranstalter des Stuttgarter Craftbeer-Festivals, angestoßen und dabei über die 4. Auflage des Kult-Events geplaudert.
Fangen wir doch einfach mal beimAnfang an: erinnerst Du Dich noch an dein allererstes Bier?
Ja, das war auf einem Maibock-Fest in Renningen im zarten Alter von 13 oder 14. Wir wussten damals allerdings nicht, was ein Maibock ist. Das ging dann natürlich auch direkt schön nach hinten los.
Wann und wie kam es dann zur großen Leidenschaft für das Thema Bier?Bis Mitte 20 habe ich immer mal wieder Bier getrunken, danach kam eine Phase in der ich eigentlich gar keine Lust mehr auf Bier hatte und mehr Wein, Whiskey oder Rum genossen habe. Erst als dann das Thema Craft-Beer aufkam, hatte ich wieder Lust, spezielle Biere auszuprobieren. Wir waren eine Gruppe von zehn Leuten, die jedes Jahr auf Bierreise gegangen sind. Dabei haben wir festgestellt: je kleiner die Brauerei desto spannender wird der Geschmack. Diese Brauer waren für uns greifbar, die hatten was zu erzählen - das war für mich inspierierend.
Wie kommt man auf die Idee, ein Craft-Beer-Festival zu veranstalten?
In Stuttgart gab es keine internationale Bierkultur. Viele Brauereien fanden hier gar nicht statt. Da hatten wir dann eben die Schnapsidee, einfach mal eine Facebook-Veranstaltung mit dem Namen Stuttgarter Craft-Beer-Festival zu erstellen. Das ist dann so durch die Decke gegangen, dass wir nach zwei Wochen über 2000 Zusagen hatten und wir gemerkt haben: jetzt müssen wir es auch wirklich machen.
Und wie setzt man eine solche Schnapsidee dann in die Tat um?
Indem man versucht, innerhalb von zwei Monaten eine Location an den Start zu bekommen! Wir hatten das Glück, dass uns das Wizemann recht kurzfristig aufgenommen hat. Durch den von uns parallel eröffneten Kraftpaule hatten wir auch schon Kontakte zu Brauereien, die dann gesagt haben: in Stuttgart waren wir noch nie, da kommen wir!
Wie hat sich das Festival in den ver-gangenen Jahren weiterentwickelt?
Nachdem das erste Jahr tatsächlich gut gelaufen ist und wir das Limit mit 2000 Besuchern, die wir maximal reinlassen durften, vollbekommen haben, haben wir im nächsten Jahr gesagt: dann nehmen wir noch einen zweiten Tag dazu. Im dritten Jahr haben wir dann die Brauereien-Anzahl aufgestockt.
Was macht den besonderen Reiz desCraftbeer-Festivals aus?
Die Brauereien sind die Stars - quasi die Bands des Festivals. Uns ist wichtig, dass die Brauereien auch wirklich persönlich da sind, nicht nur irgendwelche Mini-Jobber, die Bier verkaufen. Die Brauer als kompetente Ansprechpartner vor Ort.
Dieses Jahr zieht ihr auch erstmals um?
Wir haben mit den Wagenhallen eine zentralere Location, in der wir einfach mehr Platz haben. Wir werden auch einen rießigen Biergarten haben, den wir schön mit Food-Trucks und Sitzmöglichkeiten für ein paar hundert Leute gestalten.
Auf was darf man sich neben den Brauereien und traditionellen Tastings noch freuen?
Auf ein schönes Rahmenprogramm mit Bands und Künstlern! Mein Traum ist es, noch einen kleinen Rummelplatz an den Start zu bekommen. Das Riesenrad hat man mir zwar schon ausgeredet aber »Box-Auto« hätte ich schon gerne. Dazu haben wir noch das Kraftpaule-Thema mit dem starken Mann am Start - also »Hau den Lukas«, Bierkrug-Stemmen und so spaßiges Zeug.
Was sind die kommenden Trends, auf die man sich beim Festival freuen darf?
Dadurch, dass auch das Publikum immer geschulter wird, geht es bei den Brauereien schon in Richtung der neuen Sauer-Biere. Am Anfang war ja immer der Hopfen der große Geschmacksträger - aktuell kommt da mehr die Hefe, die richtig eingesetzt auch sehr viele intensive Geschmäcker entwickeln kann. Und dann - obwohl eigentlich alles immer experimenteller wird - kommen die traditionellen Biere in Neuinterprätationen wieder stärker zurück. Das heißt, ein gut gemachtes Helles oder Lagerbier kommt auch wieder als Trend.
Bei euch treffen sich hauptsächlich Bier-Genießer. Im Vergleich zum gängigen Dorffest dürftet ihr weniger mit Alkohol-leichen zu kämpfen haben, oder?
Unser Publikum ist super. Wir hatten bislang in der ganzen Zeit erst einen Betrunkenen, der im Kraftpaule ein einziges Mal auf die Toilette gekotzt hat. Und auch beim Craft-Beer-Festival gab es bislang nur eine Person, die wir wegen Alkohol rausschmeissen mussten. Wir sind da auch sehr rigoros. Wir wollen, dass es ein Genuss-Fest ist! Wenn jemand aufgrund von Alkohol ausfällig, gewalttätig oder diskriminierend wird, dann ist der auf dem Festival auch nicht erwünscht.
Abschließende Frage: auf welches Bier beim Festival freust Du dich selbst am meisten, auf das Erste beim Fassanstich oder das Letzte »Feierabendbierchen“« wenn die Arbeit getan und alles rum ist?
Da ich bislang tatsächlich jedes Jahr beim Craft-Beer-Festival krank war, immer wegen dem ganzen Stress mit Fieber und einer Erkältung zu kämpfen hatte, habe ich bislang beim Festival selbst noch gar kein Bier getrunken. Daher freue ich mich, wenn ich dieses Jahr überhaupt mal ein Bier beim Festival trinken kann!