Rund 100 Tage dauert es, bis die Trauben nach der Blüte erntereif sind - bei normalem Klimaverlauf. In diesem Jahr beginnt die Weinlese laut Deutschem Weininstitut ab Mitte September - und damit deutlich später als beim frühreifen Jahrgang 2018.
Beim Obst führten der milde Mai und die dann starke Hitze zu Schäden »Insgesamt ist die Rebblüte in diesem Jahr gut verlaufen«, sagt Ernst Büscher vom DWI. Dank guter Fruchtansätze seien die Ertragsaussichten für den 2019er Jahrgang vielversprechend. Ähnlich positiv bewertet Dietrich Rembold die Aussichten für den regionalen Wein. »Die Bestände sind gesund und reifen gut heran«, erklärt der Vorstand der Lauffener Weingärtner. »Im Moment sind wir zufrieden mit dem Wetter. Auf heiße Tage folgen Regentage. Die Trauben lieben die Sonne, aber sie brauchen, wie die Menschen auch, zwischendurch einmal eine Abkühlung und Wasser.« Das wurde allerdings knapp, als in Heilbronn die 40-Grad-Grenze geknackt und in der Umgebung 39,5 Grad erreicht wurden. »Das hat manche Traube gestresst.« Vor allem bei der empfindlichen Trollinger-Traube könnte sich das beim Ertrag bemerkbar machen, denkt Dietrich Rembold. Aber nach der Abkühlung Ende Juli und dem Regen Anfang August sei man zuversichtlich, dass der Jahrgang recht gut werden könnte. Allerdings: »Entscheidend sind die Wochen vor der Lese«, schränkt der Weinexperte ein. Und die beginnt auch in Heilbronn und Umgebung mit den frühen Sorten erst Mitte September. Die Lese der späten Sorten wie Riesling etwa wird sich dann, wenn das Wetter mitspielt, bis Mitte Oktober hinziehen.
Gefahr: Klimawandel
Die immer extremeren Wetterphänomene bereiten vielen Land- und Forstwirten Sorgen. Die Klimaveränderung bringt Schädlinge, Buchen sind derart trocken, dass sie absterben. So teilte die Stadtverwaltung Heilbronn mit: »Die städtische Forstabteilung warnt daher Waldbesucher vor Gefahren durch plötzlich herabfallende Trockenäste. Um das Risiko zu senken, rät die Forstabteilung dazu, unbedingt auf den Wegen zu bleiben und den Aufenthalt unter abgestorbenen Bäumen oder Kronenteilen zu vermeiden.«
Auch der Obstbau ist betroffen
Auch die Obstbauern sind betroffen. »Der feuchte Mai in diesem Jahr hat Reben und Obst zwar gut getan. Allerdings haben sich in der Folge des milden Mais Fruchtschalen herausgebildet, die gegenüber extremer Sonne nicht so gut geschützt waren, wie im letzten Jahr, als bereits der Mai sehr heiß war«, erklärt Dr. Franz Rueß von der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg. »Deshalb war die dann plötzlich einsetzende und extreme Hitze schädlich für die empfindlichen Obst-Sorten.« Zu denen gehört auch unsere wichtigste Apfelsorte, der Jonagold. »Da gab es heftige Schäden. Das wird sich auf die Ernte auswirken«, erwartet Dr. Ruess. Bei den Birnen seien zum Beispiel Klassiker wie die Sorte »Alexander Lukas« betroffen. sg
Bilder: Unsplash