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Hyrrätytö
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Hyrrätytö
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Foto: Kailai Chen
Hyrrätytö
Es gibt wohl kaum jemanden unter uns, der als Kind nicht gerne in den Zirkus gegangen ist. Die vielen exotischen Tiere, die Clowns und Artisten bleiben oft ein Leben lang in Erinnerung. Dass Zirkus aber auch ganz anders geht, beweist Regisseur Stefan Schönfeld mit seiner Inszenierung »Hyrrätytö«. Diese gastiert im Mai im Reutlinger Kulturzentrum franz.K.
In Frankreich hat sich die Kunstform Cirque Nouveau schon seit einigen Jahren etabliert. Der »neue Zirkus« kommt dabei ganz ohne Tiere aus, stellt aber dafür den menschlichen Körper ins Zentrum. Es wird mit Themen und Bildern gearbeitet, der Fokus liegt dabei auf Ästhetik. Dazu wird genreübergreifend die Verbindung zu unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen wie Tanz, Lichtdesign, Objektmanipulation, Akrobatik und allen Arten der Musik gesucht. Die Akteure erzählen auf artistische Weise sehr persönliche Erfahrungen, die komisch sein können, aber auch emotionale Grenzbereiche ausloten. Der Cirque Nouveau ist eine Theatralisierung des traditionellen Zirkuses. Auch hierzulande findet diese neue Kunstform immer mehr Anhänger. Eine dieser spannenden Inszenierungen ist »Hyrrätytö«, auf die sich die Reutlinger freuen dürfen.
»Der Name ist ein Kunstwort und heißt soviel wie ‚Die Tochter des Kreisels‘. Darin fügen acht international ausgezeichnete Künstler zirzensische Disziplinen und Sprache zu einem Stück zusammen«, erklärt Regisseur Stefan Schönfeld. »Es entsteht so eine Inszenierung ohne klassische Struktur und ohne Schranken, stattdessen mit Freiheit sowie weichen und harten Wechseln.«
Die Idee hinter der Aufführung
Vor vier Jahren schlossen sich der Schauspieler und Jongleur Marcus Jeroch, der Diabolokünstler, Performer und Gitarrist Roman Müller, der Schlagzeuger Schroeder und der Produzent und Regisseur Stefan Schönfeld zusammen, um ein eigenes Spektakel aus Text, Zirkuskunst und Musik zu kreieren. Sie nannten das Ergebnis »Hyrrä«, was auf finnisch Kreisel bedeutet. »Wir wollten damals etwas Neues ausprobieren«, erklärt Schönfeld. »Etwas, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Das aktuelle Stück könnte man quasi als Fortsetzung bezeichnen.« Auch hier stehen wieder Artistik, Literatur und Musik im Vordergrund, welche gemeinsam zu einem Gesamtkonglomerat verschmelzen. Verschiedene literarische und textliche Ebenen umkreisen in unterschiedlichen Stilen die zentralen Fragen der Aufführung. Darunter auch bekannte Werke wie Kafkas »Auf der Galerie«. Weitere zentrale Stilmittel der ungewöhnlichen Inszenierung sind musikalische Tempowechsel von rasant bis hin zu gefühltem Stillstand, Dynamik, die oft laut und fein, aber ebenso leise und gewaltig ist. »Unser Stück versteht sich lediglich als die Schwerkraft, die das Ganze zusammenhält, im sichtbaren Mittelpunkt steht der individuelle Künstler, sein Tun, seine Grenzen«, so der Regisseur. Auch wenn sich der Cirque Nouveau einer immer größeren Beliebtheit erfreut, sieht Schönfeld darin keine Konkurrenz zur traditionellen Zirkusform: »Das hat beides seine Daseinsberechtigung und soll auch nicht heißen, dass klassischer Zirkus nicht mehr zeitgemäß ist.«
Soziokulturelle Zusammenarbeit
Dass die aktuelle Produktion »Hyrrätytö« zustande kam, ist einer Gruppe von Überzeugungstätern zu verdanken: Fünf soziokulturelle Zentren aus Baden-Württemberg schlossen sich zusammen, um die Realisierung möglich zu machen. Darunter unter anderem auch das Kulturzentrum franz.K in Reutlingen, wo die Inszenierung vom 21. bis 23. Mai zu bewundern ist. »Wir haben eineinhalb Jahre hart an der neuen Inszenierung gearbeitet und würden uns natürlich wünschen, dass die Besucher genauso viel Spass daran haben, wie wir.« Boris Mönnich
Hyrrätytö Do. 21. und Fr. 22. Mai, 19 Uhr,
Sa. 23. Mai, 20 Uhr, franz.K, Reutlingen
www.franzk.net