Patrick Bopp
Man verabredet sich zum Kaffee, zum Abendessen, zum Sport oder zum Spielen. In Tübingen verabredet man sich jetzt zum Singen – und das höchst unterhaltsam. Patrick Bopp, bekannt als einer der Stimmen der A-capella-Band »Füenf«, lädt alle, die Spaß am Singen, am Ausprobieren und am Experimentieren haben, ins Tübinger Sudhaus zu einer gemeinsamen Singstunde. In dem Fall sind es sogar derer zwei.
Schaltet man heutzutage den Fernseher ein, kommt man früher oder später auf den Gedanken, dass das Singen buchstäblich in aller Münder ist. Castingshows hüben wie drüben, bekannte Musikgrößen singen Songs von Kollegen, jeder – ob gut oder schlecht – fühlt sich scheinbar zu Höherem berufen. Doch es gibt eine große Dunkelziffer derer, die sich einfach noch nicht trauen. Die denken, sie könnten niemals singen – obwohl sie das durchaus gerne täten. Um allen vermeintlichen Konjunktiven eine weitere Daseinsberechtigung zu nehmen, wurde Anfang des Jahres in Tübingen eine neue Veranstaltung ins Leben gerufen: »SingenFürAlle«. Und das »Alle« im Titel ist hier wörtlich zu nehmen.
Einfach nur der Spaß am Singen ist entscheidend
Die Zahl derer, die heimlich unter der Dusche singen, sich aber niemals trauen würde, dies in der Öffentlichkeit zu tun, geht Schätzungen zufolge in die Millionen. Denn mal ehrlich, eigentlich tut das doch jeder, selbst wenn man eher mit dem Gesangstalent eines Rothirsches gesegnet wurde. »Das Format richtet sich auch an alle, die von sich behaupten, keine Stimme zu haben«, sagt Patrick Bopp, Ideengeber und Initiator von SingenFürAlle. Es ist gar nicht wichtig, den richtigen Ton zu treffen. Es ist überhaupt nicht entscheidend, ob man Noten lesen kann. »Der Ausdruck in der Stimme ist viel wichtiger«, sagt Bopp. »Nicht das Was ist wichtig, sondern das Wie.« Leidenschaft und Spaß am Singen sind die Faktoren, die zählen. Dann kommt der Rest schon von ganz allein. Ganz nach dem Motto der Veranstaltung »Aus voller Kehle...für die Seele«. Und wo traut man sich etwas mehr als in der Gruppe mit Gleichgesinnten?
Bei SingenFürAlle steht niemand alleine im Rampenlicht, jeder Besucher ist ein Teil des Ganzen. Musiziert und gesungen wird zusammen mit Patrick Bopp, den viele Kulturinteressierte als Memphis der A-capella-Gruppe »Füenf« kennen, als Zeremoniemeister. Die Songs könnten dabei kaum unterschiedlicher sein. Aus einer Liste von Vorschlägen suchen sich die Besucher ihre Favoriten heraus, äußern Wünsche. Die Auswahl reicht von Udo Jürgens über Queen bis hin zu Rammstein. Wenn dann 200 Kehlen einstimmen, fällt auch beim schüchternsten Menschen die Scheu.
Glückliche Gesichter
Ganz neu ist das Format von »Aus voller Kehle...für die Seele« nicht. Bereits vor rund einem Jahr hat Bopp das Pilotprojekt in Waiblingen gestartet – mit großem Erfolg. Jetzt ist der Trend einige Kilometer weiter südlich auch nach Tübingen geschwappt. Die Premiere am 26. Januar war ein voller Erfolg. »Am meisten hat es mich gefreut, hinterher die vielen glücklichen Gesichter zu sehen«, so Bopp. Auf ähnlich glückliche Menschen freut er sich jetzt auch bei der zweiten Auflage am 15. März. Und wer weiß, vielleicht entdeckt dabei jemand sein heimliches Gesangstalent, bekommt Lust, in einem Chor mitzuwirken und kommt so endlich mal raus aus seiner Dusche. Alexander Steinle
SingenFürAlle: Aus voller Kehle...für die Seele Di. 15. März, 20 Uhr, Sudhaus, Tübingen www.sudhaus-tuebingen.de