In seinem neuen Programm »Schmitzfindigkeiten« hat Ralf Schmitz eine Mission: Der deutsche Erfolgscomedian will beweisen, dass wir alle mehr Spaß im Leben hätten, wenn wir nicht alles so ernst und so genau nehmen würden. Im Gespräch mit MORITZ-Redakteur David Gerhold erklärt er, wie das am besten klappt.
MORITZ: Schmitzfindigkeiten, Schmitzeljagd, Schmitzefrei, Verschmitzt, Schmitz komm raus – musst du deine Karriere irgendwann beenden, wenn dir die Wortwitze zu deinem Namen ausgehen?
Ralf Schmitz: (lacht) Gottseidank nein! Ich habe eine lange Liste mit weiteren Möglichkeiten. Ich bin selbst sehr überrascht, zu Beginn meiner Karriere wollten mich viele überreden, einen Künstlernamen anzunehmen, was ich abgelehnt hatte, denn ich heiße, wie ich heiße. Das hat sich als gute Idee herausgestellt. Damals wusste ich noch gar nicht, wie viele Wortspielmöglichkeiten es mit „Schmitz“ gibt. Mittlerweile ist wirklich eine Art Tradition daraus geworden. Das nächste Programm wird jetzt nicht „Wiener Schmitzel mit Pommes Schmitz“ heißen, keine Sorge.
Dein aktuelles Programm beschäftigt sich mit dem alltäglichen Wahnsinn – was hat dich zuletzt in den Wahnsinn getrieben?
Och, das passiert mir jeden Tag im Straßenverkehr. Da rege ich mich jedes Mal auf, dabei bringt das gar nix. Die allgemeine Egozentrik, die da herrscht, verwundert mich immer wieder, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber darum geht es in meinem Programm eher weniger. Da erforsche ich die Kleinigkeiten, bei denen wir besonders spitzfindig werden – und das prangere ich an. Warum regen wir uns immer so auf, lass doch die anderen so sein, wie sie sind.
Warum, glaubst du, nehmen wir im Alltag alles zu ernst und was kann man dagegen tun?
Viele Dinge wachrufen, natürlich. Natürlich kann man zu mir in die Show kommen und einfach mal ein bisschen abschalten, damit man dann mit neuer Kraft weitermachen kann. Ich glaube, dass wir alle sehr unter Strom stehen. Wenn man sich dann sowieso schon mit so vielen verschiedenen Problemen herumschlagen muss, kann es einfacher sein, andere dafür verantwortlich zu machen, die im Zweifel gar nichts dafür können. Es würde uns das Leben sehr vereinfachen, wenn wir da einfach mal einen Schritt zurückgehen könnten. Es ist Quatsch, sich darüber aufzuregen, wenn jemand anderes sich Butter unter die Nutella schmiert. Du selber musst es ja nicht essen, also lass es doch! Warum muss man ständig bewerten, was die anderen tun? Ein Miteinander ist sinnvoller als ein Gegeneinander.
Du trittst im Januar ja auch in Heilbronn auf – wie schätzt du die Schwaben und ihr Gefühl für Selbstironie ein?
(lacht) Groß. Stark! Ich glaube, das Gefühl ist da. Ich glaube schon, dass sich Schwaben sehr genau angucken, wer kommt da jetzt vorbei und was will der mir erzählen, aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Auftritte in der Gegend immer ein großes Hallo waren. Es geht in meinen Shows ja auch immer darum, dass die Menschen ihre eigenen Erfahrungen mitbringe, dass ich sie interviewe und in die Show mit einbeziehe – manchmal sogar ganze Szenen gemeinsam mit ihnen gestalte.
Das Publikum ist fester Bestandteil deiner Shows – gab es in diesem Jahr eine Interaktion auf der Bühne, die dich besonders überrascht hat?
Da gibt es natürlich zahlreiche und davon eine herauszupicken ist nicht leicht. Es gibt in der neuen Show eine Situation, dass ich ein Interview auf der Bühne führe, auch mit einem älteren Paar, das schon länger zusammen ist – nicht nur gefühlt lange (lacht). Und dann erfrage ich, wie dieses Paar die Zeit miteinander verbracht hat und verbringt. Danach wird eine große Szene gespielt. Dabei erfährt man natürlich viel, auch wie die beiden so ticken. Das ist wahnsinnig spannend. Zuletzt entstand dabei eine Situation, bei der sich beide nicht einig waren, wie lange sie schon zusammen sind. Jeder war felsenfest von der eigenen jeweiligen Meinung überzeugt und die waren kurz davor, sich auf der Bühne zu streiten (lacht). Ich habe irgendwann einfach nur noch zugeguckt.
Welche Erfahrungen hast du aus deinem ersten Ausflug in das Podcast-Business mit Spontanorama mitgenommen?
Ach, das macht auch wahnsinnig viel Spaß! Auch da ist das Spontane wieder Teil der Grundidee. In dem Podcast sprechen wir einfach Menschen auf der Straße an und fragen, ob sie eine Stunde erübrigen können und bei dem Podcast mitmachen möchten. Ich weiß vorher überhaupt nicht, wer dann da an die Tür klopft und der Zuhörer ist live dabei, wenn wir uns das erste Mal begegnen. Dann führen wir ein Gespräch, das sich komplett selbst entwickelt. Dabei kommen die tollsten Dinge raus, ich bin jedes mal wieder begeistert. Jeder Mensch hat etwas, was ihn besonders macht, was ihm vielleicht auch gar nicht so klar ist. Der Podcast gibt mir die Gelegenheit, mehr Zeit mitzubringen und tiefer ins Gespräch einzutauchen, was ich sehr genieße.
Du lachst ja auch sehr gerne – wie sehr war die Sendung „Last one laughing“ in diesem Jahr für dich eine Folter?
Es war eine reine Qual, fürchterlich, wie soll ich das formulieren? Es ist fantastisch und eine Katastrophe. Das ganze Leben lang verbringt man damit, sich zu überlegen, wie man die Leute zum Lachen bringt und dann macht man in dieser Sendung dasselbe – und es lacht niemand. Und man weiß ja warum, das ist ja das Konzept der Sendung, aber die Komikerseele kommt da trotzdem nicht mit klar. Und auf der anderen Seite muss man sich wahnsinnig zusammenreißen, nicht selbst auch nur das Fitzelchen eines Lächelns zu zeigen, während die Kollegen tolle Sachen machen, die wahnsinnig komisch sind, weil man ja nicht rausfliegen will. Es ist, völlig richtig anmoderiert von dir, eine Folter – und trotzdem möchte ich keine Sekunde davon missen.
Neben deinem Hauptberuf Bühne bist du ja in einem festen Angestelltenverhältnis: und zwar als Personal deiner Katze. Was gibt es Neues aus diesem Beruf?
Katzen sind ja Routine-Tiere, das heißt es gibt immer mal Kleinigkeiten, da möchte ich aber keinen Leser mit langweilen – ob jetzt das blaue Bällchen von links nach rechts oder von rechts nach links geworfen wurde oder die durch die Bude rast…
Bei dir ist sehr viel auf Tempo aus – wie kommst du abseits der Bühne „runter“?
Gar nicht! Ich muss gar nicht runterkommen. Es ist ja auch nicht so, dass ich dauerbespaßend durch die Gegend renne, bis die Leute sagen „Oh Gott, ich muss weg!“ Relativ zügig durchs Leben zu gehen, nicht hektisch, das ist alles eine Frage der Sichtweise. Aus meiner Perspektive sind alle anderen langsam (lacht). Ich habe in meinem Programm auch Nummern, die langsamer sind und sich allmählich entwickeln. Es ist nicht die ganze Zeit Dauerfeuer, keine Sorge! Das wärefür alle zu anstrengend – einschließlich mir selbst. Alles ist eine Achterbahnfahrt, im echten Leben auch.
Kannst du einen Ausblick geben, worauf man sich als nächstes bei dir freuen kann?
Worauf man sich am meisten freuen kann, sind die berühmten Sachen, die man noch nicht verraten darf.
Einen Versuch war es wert.
(lacht) Absolut legitim.
Ralf Schmitz: »Schmitzfindigkeiten«
Do. 23. Januar, 20 Uhr, Harmonie, Heilbronn,