»Verwirren ist menschlich« – warum es also nicht gleich auf der Bühne machen? In seinem preisgekrönten Programm spielt der Kabarettist Philipp Scharrenberg mit den Köpfen seines Publikums. Warum die Verwirrung System hat, erklärt er im Gespräch mit MORITZ--Redakteur David Gerhold
»Verwirren ist menschlich« heißt dein aktuelles Programm. Du versprichst zärtliche Mindfucks. Was in Gottes Namen tust du deinem armen Publikum genau an? (lacht) Das hat damit zu tun, dass wir in so einer verwirrenden Zeit leben. Es wird von sehr vielen Seiten versucht, Leute zu manipulieren, Wahrheiten zu verdrehen – nicht zu vergessen die ganze leidige Diskussion um Fake News. Ich finde, da muss man sich gut wappnen. Was ich versuche, ist genau das gleiche mit den Leuten zu machen, während ich aber sage, dass ich das mache. So versuche ich, offen zu zeigen, wie einfach es ist, den Verstand durcheinander zu bringen. Mindfuck ist ein schöner Begriff aus dem Englischen, da gibt es keine gute deutsche Entsprechung. Verwirrung mit System, das ist mein Ziel.
Jetzt sollte man meinen, dass sich Kabarett, das ja oft sehr präzise ist, und Verwirrung ausschließen. Wie spielst du mit diesem Widerspruch? Das tu ich in der Tat. Ich finde immer, Aufklärung ist eine große Vokabel. Aber ein bisschen wirkt das im Hintergrund schon mit. Das eigene Denken muss man trainieren. Wenn man das drauf hat, dann ist man eigentlich schon gegen das Meiste gewappnet. Trotzdem mache ich das natürlich alles mit viel Humor.
Du spielst sehr gerne mit Sprache. Inwiefern ist die deutsche Sprache dazu prädestiniert oder besonders herausfordernd? Boah, spannende Frage! Also ich glaub, sie eignet sich ziemlich gut, weil das Deutsche hat meiner Auffassung nach etwas sehr Präzises, Aufgeräumtes, was manchmal auch in das überkontrollierte Beamtenhafte hineingleitet. Wir haben eine gute Sprache für Bedienungsanleitungen (lacht). Grade wenn eine Sprache so einen etwas irritierenden Gestus hat, bietet sich das natürlich an, das mit Humor von seinem hohen Sockel runterzuholen. Ich jongliere wahnsinnig gerne mit Bildungsgut umher, Anspielungen einbaue, die vielleicht ein wenig Vorwissen benötige – und dann haue ich aber einen richtig üblen Kalauer rein.
Für dein aktuelles Programm wurdest du kürzlich mit dem Deutschen Kabarettpreis ausgezeichnet. Was bedeuten dir solche Preise? Ich weiß auch nicht, wie das passiert ist (lacht). Ich habe immer versucht, nicht so viel auf »solche Preise« zu geben, aber dieser war schon etwas besonderes für mich. Nicht zuletzt, weil die Kulturmaschinerie nach der Pandemie sehr lange gebraucht hat, bis sie wieder angelaufen ist, und da ist so ein Preis natürlich einfach ein Gütesiegel.
Du trittst demnächst in Mosbach auf. Hast du Bezugspunkte zu Baden-Württemberg? Ich habe angefangen in Stuttgart. Bühnentechnisch ist das für mich also Heimat. Ich glaube, ich habe sämtliche Orte mit »-ingen« am Ende durch (lacht).
Philipp Scharrenberg
Fr. 12. April, 20 Uhr, Kulturzentrum fideljo, Mosbach