Deutschlands beliebtester Comedian kommt mit seinem Programm "Männer sind Frauen manchmal aber auch… vielleicht" nach Göppingen und Heilbronn. Barth gibt seine jüngsten Alltagsbeobachtungen auf seine unnachahmliche Weise zum Besten.
Ihr Humor dreht sich um die Klischees zwischen Mann und Frau. Hat sich dieser über die Jahre verändert? Grundsätzlich hat sich alles ja verändert, ja. Das ganze Leben ist Veränderung. Ich habe allerdings vor ein paar Jahren das 20-jährige Jubiläum in der Waldbühne gefeiert. Da habe ich ein Programm gespielt, was 20 Jahre alt war und die Leute haben trotzdem noch gelacht. Ich glaube natürlich schon, dass Humor sich verändert. Aber es gibt einfach Dinge, wie eine gute Platte, wenn ich mir zum Beispiel eine gute Stones oder eine Phil Collins-Platte anhöre, die weiterhin Erfolg haben. Es gibt aber natürlich auch Sachen, wie die Neue Deutsche Welle zum Beispiel, die würde heute nicht mehr den Erfolg haben.
Was macht für Sie gute Comedy aus? Gibt es da eine Grenze, die man nicht überschreiten sollte oder unbedingt überschreiten sollte? Wenn man politisch korrekt sein möchte, dann sind das Nachrichten. Da ist man emotionslos. Comedy funktioniert nur, indem man ein bisschen übertreibt und ein bisschen aneckt. Das ist ja nun mal Comedy. Da gibt es natürlich immer irgendeinen, der sich eventuell angegriffen fühlt. Wenn ich morgen ein Krebsmittel erfinde, womit keiner mehr Krebs hat und ich verschenke das sogar, dann wird es Menschen geben, die das total doof finden, dass ich das mache. Und spätestens die, die an der Pharma irgendwie Geld verdienen. Man schafft es nie, alle Menschen glücklich zu machen. Das geht nicht. Für mich ist gute Comedy, wenn die Menschen lachen. Wenn 500 Leute in einem kleinen Theater sind und nur zehn lachen, dann ist es eine schlechte Comedy. So einfach ist das. Mir muss das ja auch von Kollegen nicht alles gefallen. Wenn ich sehe, dass der Saal tobt und der Saal lacht, dann ist das für mich gute Comedy.
Verträgt sich der schwäbische Humor gut mit der Berliner Schnauze? Verträgt sich sehr gut! Meine ganze Familie väterlicherseits kommt ja aus Schwaben. Daher bin ich von der Kindheit schon... mit schwäbischer Muttermilch kann man...(lacht) Ist nicht ganz so… aber ich bin damit aufgewachsen.
Ich kann das aber auch nicht unterschreiben, wenn Leute sagen, es gibt Nord-Süd-Gefälle oder der Schwabe, der ist so oder so... Überhaupt nicht! Wir haben die größten Erfolge in Baden-Württemberg. Es ist völlig egal wo wir sind: Die Leute lachen. Ich glaube, wenn man das sympathisch macht und wenn das Programm authentisch ist, funktioniert es. Die Leute kennen mich inzwischen. Es ist es ja nicht so, dass ich gerade mit Comedy angefangen habe. Meine Crew und ich machen das jetzt seit 25 Jahren. Wir versuchen wirklich, einen schönen Abend zu gestalten, was uns bislang auch immer gelungen ist.
Woher ziehen Sie Ihre Inspiration? Jeder Comedian hat eine andere Herangehensweise. Ich laufe mit offenen Augen durch die Welt. Ich hatte gestern eine tolle Begegnung mit einer Frau, die gesagt hat: »Es ist so irre, wie sie alles beobachten und wie sie das dann auf der Bühne wiedergeben« Ich glaube, wenn man das kann, dann kriegt man das selber gar nicht mit. Wenn jemand richtig gut Klavier spielen kann und man dem sagt: »Boah, ist irre, was du da machst!« , wird der einen komisch angucken und sagen: »Ja, ich spiele halt Klavier.« Für einen, der aber kein Klavier spielen kann, ist das irre, irre schwierig. Mit der Inspiration ist einfach so, dass sie kommt, wenn ich rausgehe. Und das mache ich halt. Ich stelle mich ja heute auch immer noch bei Curry36 an. Wenn ich mir eine Currywurst hole, habe ich also nicht zwölf Leute Personal, die mir das in meine G-Klasse bringen (die ich nicht besitze), sondern ich nehme ja immer noch am Leben teil. Und das Leben schreibt nun mal die besten Gags.
Sie wurden jetzt aber auch schon öfters kritisiert. Wie bleiben Sie sich trotzdem treu? Naja, wer wurde denn noch nicht kritisiert? Es gibt den Satz, ich weiß nicht, wer den gesagt hat: »Wenn man über Wasser läuft, wird man schreiben, zum Schwimmen ist er zu doof.« Ich glaube, man muss relativ früh lernen, dass es immer Kritiker gibt, die etwas doof finden. Das ist einfach so. Ich mache das, was ich für richtig halte und was ich lustig finde. Ich habe das große Glück, dass ganz viele Menschen das mit mir teilen und sagen: Das ist ein Humor, der mir gefällt. Es gibt natürlich Leute, die finden das nicht gut. Die dürfen sich dann halt keine Karte kaufen und können woanders hingehen. Aber ich kann ja nicht zur AC/DC gehen und sagen, da wird zu wenig Geige gespielt. Dann muss man zu André Rieu gehen, der spielt Geige.
Sie sprechen sich offen gegen das Gendern aus. Was denken Sie, macht Gendern kaputt? Den Humor, die Sprache?
Das kann jeder machen, wie er will. Das ist ja Toleranz. Toleranz ist aber keine Einbahnstraße. Es wird heutzutage immer über Toleranz geredet, aber sind wir wirklich tolerant? Ich glaube nicht. Habe ich keine Luftwärmepumpe, bin ich ein Idiot. Also das ist ja nicht tolerant. Warum soll ich mir jetzt eine Luftwärmepumpe kaufen? Oder ein E-Auto. Ich persönlich finde, wenn man alles betrachtet, ist ein E-Auto für die Welt viel schlimmer als ein sauberer Verbrenner. Das ist aber eine Haltung, die man einfach hat. Und da wird es immer Leute geben, die das anders sehen. Wenn Sie gendern, dann gendern sie halt. Das ist mir völlig Wurst. Nur, es kann ja nicht sein, dass wenn ich nicht gendere, ich dadurch Repressalien zu befürchten habe. Darüber wird ja nicht nur gemunkelt, sondern das wird ja gelebt. Wenn man nicht gendert, werden ganze Anträge, bei der Uni zum Beispiel, nicht bearbeitet. Ich persönlich, gendere nicht und finde, dass gendern keine Gleichberechtigung ist. Gleichberechtigung würde anfangen, wenn man sagt, dass Männer und Frauen überall gleich sind. Es ist doch nur ein Lippenbekenntnis zu sagen: » Komm, wir ändern jetzt ein bisschen die Sprache, dann sind wir doch total tolerant.« Aber ich verstehe das immer noch nicht, warum ein Ost-West-Gefälle in den Gehältern stattfindet. Ich verstehe immer noch nicht, warum Frauen viel weniger Geld verdienen. In demselben Job! Also ich vergleiche nicht Äpfel mit Birnen, sondern im selben Job verdient die Frau weniger Geld als der Mann. Das ist einfach ein Fakt. Warum passt man das nicht an? Das kostet Geld. Das kostet Arbeit und Energie. Da ist es cooler, wenn man gendert. Ich gendere halt nicht. Aber wie gesagt, ich bin nicht dagegen.
Sie befinden sich im Endspurt der alten Tour. Werden schon die neuen Gags ausgetestet oder was darf man erwarten? Es ist in der Tat so. Ich habe jetzt im Sommer die Zeit genutzt und das neue Programm geschrieben. Jetzt werden in der Zugabe der letzten zwölf Termine die neuen Nummern angerissen. Sie werden so ein bisschen getestet, um zu gucken: Geht das in die richtige Richtung? Ist das so lustig wie ich mir das vorstelle? Und das ist ja das Schöne bei der Comedy letztendlich: Ich kann ja nur Dinge schreiben, die ich persönlich ganz lustig finde. Es gibt aber ein amerikanisches Sprichwort, das heißt: Kill your Darlings! Selbst wenn du etwas total toll findest, was die Leute aber nicht lustig finden, dann ist das so und es muss raus. Dafür bin ich mir auch nicht zu fein. Man muss halt daran arbeiten, dass man ein zweistündiges Programm hat, wo die Leute lachen. Das ist mein Job als Comedian.
Haben Sie neben der neuen Tour weitere Projekte, die anstehen? Na, was wir ja glücklicherweise jetzt schon im elften Jahr machen, ist „Mario Barth deckt auf“. Da geht es um Steuerverschwendung, die wir ein bisschen humoristisch aufarbeiten. Da muss ich, leider Gottes, auch nicht lange suchen. (lacht) Das Schöne ist auch, das es ja parteiunabhängig ist. Es ist auch völlig egal, wo es ist, also auch regional unabhängig im Norden, im Süden, im Osten, im Westen, da werden solche Dinge gemacht. Man denkt aber: „Schade, da wurde gerade einfach Geld verbrannt. Dieses Geld hätten wir vielleicht woanders gebrauchen können.“ Die Sendung ist sehr erfolgreich und wir machen sie auch sehr gerne. Und dann geht es natürlich weiter mit meiner neuen Live-Tour.
Wie lange möchten Sie Comedy noch machen? Gibt‘s einen Punkt, wo Sie sagen, okay, das war‘s jetzt? Ich bin schon lange im Geschäft. Im nächsten Jahr sind es 25 Jahre und mir macht es noch Spaß. Ich glaube, man hört auf, wenn man merkt, jetzt wird das hier eine Tortur. Wenn man wirklich sagt: „Ich muss da jetzt hin und eigentlich habe ich gar keinen Bock mehr.“ Ich bin fest davon überzeugt, dass der Zuschauer das auch merkt. Momentan denke ich noch nicht ans Aufhören. Ich hoffe, dass ich noch ganz lange gesund bleibe, das ist ja heutzutage auch ein Riesenthema. Ich werde so lange auf der Bühne stehen, wie die Leute das sehen wollen. Man hört dann halt auch irgendwann auf, wenn keiner mehr eine Karte kauft. Wenn man eine Arena bucht und es sind vier Karten verkauft, dann macht das keinen Sinn und man muss aufhören.
Sa. 9. November, 20 Uhr, EWS Arena Göppingen, So. 10. November, 19 Uhr, Intersport redblue Heilbronn