Helge Thun
In eine bestimmte Schublade kann man Helge Thun nicht stecken – und das will er auch gar nicht. Sicher ist jedoch, dass er sich auf der Bühne wie zu Hause fühlt: egal, ob als Comedian, Zauberer, Moderator, Sänger, Theatersportler oder Slampoet. Und auch als Buchautor macht der sympathische Entertainer eine gute Figur. Das beweist er aktuell mit seiner literarischen Best-of-Sammlung »Wollte Waldemar wegen Wetter warnen«.
Seit mehr als 20 Jahren steht Helge Thun schon auf der Bühne. Am liebsten im Tübinger Sudhaus, wo er seit acht Jahren mit der »Comedy-Stube« die Besucher begeistert. Doch der gebürtige Kieler ist viel mehr als nur ein hervorragender Witzemacher, er ist ein künstlerisches Multitalent. Auf ein bestimmtes Genre will er sich dabei nicht festlegen lassen: »Ich habe selbst immer Probleme damit, dem Finanzamt zu erklären, was ich beruflich mache«, erzählt er schmunzelnd. »Von Haus aus bin ich eigentlich Zauberer. Und dann kam so nach und nach alles weitere dazu.« Heute zählt Helge Thun zu den besten Zauberkünstlern dieses Landes. Allein bei den Deutschen Meisterschaften 1999 heimste er zwei erste Preise, drei zweite Preise sowie die Auszeichnung »Magier des Jahres« ein.
Erfolgreicher Studienabbrecher
Dabei hatte der heute 44-Jährige eigentlich mal ein ganz anderes Berufsziel und studierte an der Uni Tübingen Deutsch und Englisch. Doch statt Seminare und Vorlesungen besuchte er lieber Kurse am Brechtbau Theater und wurde somit zum erfolgreichen Studienabbrecher. Das Bühnenfieber hatte ihn gepackt und seitdem nicht mehr losgelassen. So war er beispielsweise Anfang der neunziger Jahre als Impro-Spieler eines der vielversprechendsten Talente des Tübinger Theatersports und gehört somit zu einem der frühen Mitbegründer dieses Genres in Deutschland. Und egal, mit welchem seiner vielen Talente Helge Thun sein Publikum begeistert, er tut es stets mit sehr viel Witz, Charme und einer fast kindlichen Freude an seinem Beruf. »Die Leute kommen zu meinen Auftritten und zahlen Geld dafür, dass ich mich auf der Bühne ausleben darf. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen.«
Als sein großes Vorbild nennt der sympathische Entertainer den Namen Heinz Erhardt. Besonders dessen Umgang mit Worten und die Art, sie in Reimen zu präsentieren. »Das hat mich schon immer sehr beeindruckt«, erzählt Helge Thun. »Wenn ich einmal angefangen habe zu reimen, dann kann ich nicht mehr aufhören. Das ist wie ein Dauerauftrag an mein Gehirn.« Was lag da näher, als selbst Gedichte zu schreiben und diese auf der Bühne zu präsentieren? Seitdem macht er sich auf alles einen Reim – auf die Bundesländer, die Namen der Nationalspieler oder die Markennamen von Unterhosen.
Bekloppter Buchtitel
Und nach zwei ersten reinen Gedichtbänden vereint er nun in seiner Best-of-Sammlung »Wollte Waldemar wegen Wetter warnen«, die im Februar erschienen ist, zum ersten Mal Poesie und Prosakolumnen, Sketche und Szenen in einem Buch. »Viele Leute denken jetzt bestimmt, was das für ein bekloppter Buchtitel ist. Und sie haben recht … Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich es immer besonders schwer finde, Titel für meine Bühnenstücke oder eben auch für die Bücher zu finden. Und da ich solche Alliterationen gerne mag und der Titel auch gleichzeitig ein Sketch ist, den man im Buch lesen kann, fand ich‘s dann ziemlich passend«, lacht Helge Thun. Premiere in diesem krummen Buch haben auch einige seiner gereimten »Klassiker in 3 Minuten«: Von Schillers »Räubern« bis zu Shakespeares »Sommernachtstraum« wurden ein paar der größten Dramen der Literaturgeschichte von Helge Thun in 66 Zeilen neu gedichtet und verdichtet. Wie kaum ein zweiter Künstler beherrscht Helge Thun das Spiel mit Sprache, Phrasen und komischen Situationen, stets gepaart mit tiefgehender Komik und perfektem Timing – und ist dabei nie um Worte verlegen.