Mit Liedern wie »Nine Million Bicycles« oder »Piece By Piece« wurde Katie Melua zum Weltstar. Nach einer längeren Zwangspause ist die georgisch-britische Sängern nun wieder zurück auf der Bühne. Im Gepäck hat die frisch gebackene Mutter ein neues Album. Mit MORITZ-Redakteur David Gerhold spricht Melua über die Geburt ihres Sohnes, die Entwicklung ihrer Musik und warum sie sich besonders auf ihre Auftritte in Deutschland – unter anderem im Schloss Kapfenburg in Lauchheim – freut.
Wie fühlt es sich an, zurück auf der Bühne zu sein?
Es fühlt sich phänomenal an. Es bedeutet mir die Welt, dass ich wieder live performen kann. Lange hatte ich keine Shows machen können: Erst war da die Pandemie, dann hatte ich mein erstes Baby im letzten November. Das war mir aber ehrlich gesagt gar nicht so unrecht; vor der Pandemie hatte ich so viele Konzerte, so viel permanentes Reisen. Und nach dieser lange Zwangspause weiß ich das alles ganz neu zu schätzen. Dadurch, dass ich jetzt Mutter bin, ist es sehr wichtig geworden, dass ich meine Routen und meine Termine sehr genau plane, damit es nicht zu viel und zu stressig wird – immerhin habe ich ein Baby mit dabei. Und so wird jedes einzelne Konzert so viel wichtiger und einzigartiger und es ist umso wichtiger, dass ich dem Publikum einen besonderen, fantastischen Abend bieten kann.
Warst du nervös, nach so einer langen Pause wieder live vor Publikum zu spielen?
Ein bisschen Angst war da immer mit dabei. Seien wir ehrlich, es ist sehr seltsam, auf eine Bühne vor Tausenden von Menschen zu steigen. Gleichzeitig gibt es heutzutage so viele verschiedene Formen von Entertainment und es hat etwas sehr Schönes, sich gemeinsam an einem Ort zu einer bestimmten Zeit zu versammeln und gemeinsam die Live-Musik zu feiern. Also ja, es kann beängstigend sein, aber ich liebe es. In einer solchen Situation alles richtig zu machen, besonders wenn man um die 22 Lieder pro Abend singt, ist eine Kunst für sich. Glücklicherweise habe ich eine brillante Band, die jedem Moment frisches Leben verleiht. Außerdem ist jeder Ort, an dem wir spielen, anders und besonders und wir versuchen, diese Räume mit unserer Musik auszufüllen – sei es am Schloss Kapfenburg in Lauchheim…oh Gott, hoffentlich spreche ich das richtig aus (lacht)…oder anderswo.
Im Gepäck hast du ein brandneues Album. Machst du dir Sorgen, wie deine Fans die neuen Songs aufnehmen werden?
Weißt du was, es war mal sehr beängstigend. Aber ich habe festgestellt, dass das Publikum offen für neue Erfahrungen ist. Klar, ich spiele immer auch die Klassiker, aber ich versuche das mit dem neuen Material auszubalancieren. Die Fans wollen sehen, glaube ich, dass man nicht in der Vergangenheit steckengeblieben ist. Für mich dokumentieren die neuen Lieder mein aktuelles Leben, sie handeln von meinem Weg zum Mutterwerden, wie man Job und Privatleben verbindet und sich als Künstlerin selbst treu bleiben kann und gleichzeitig eine gute Mutter sein kann. Meine neuen Texte handeln auch von meiner Zeit mit meiner Familie und dem Älterwerden meiner Eltern – also ja, es geht um all das, was wichtiger wird, je älter man wird und das ist sehr wertvolles und wunderschönes Material für meine Musik.
Das Album trägt den Titel „Love & Money“. Was bedeuten dir Liebe und Geld?
Liebe ist ein Thema, das in unterschiedlichen Formen in all meinen Songs auftaucht. Geld ist unterschwellig auch immer da, aber es kann schwierig sein, darüber zu reden, besonders in einem Musikgenre, das nicht Hip Hop ist. Der Grund, aus dem ich diesen Titel gewählt habe, ist dass es das erste Album ist, in dem ich mein Privat- und mein Arbeitsleben gleichermaßen thematisiere. Davor hatte ich immer versucht, die beiden strikt zu trennen – ich wollte nicht, dass das eine das andere beeinflusst. Jetzt weiß ich, dass ich bei dem Versuch beinahe verrückt geworden bin. Immerhin bin ich in beiden Bereichen immer noch dieselbe Person. Meine Arbeit kommt mit mir, auch nach den Konzerten, und ich denke auch zuhause immer über meine Musik nach. Gleichzeitig sind meine Gedanken immer bei meinem Sohn, egal woran ich gerade arbeite. Beruf und Privatleben beeinflussen und inspirieren sich gegenseitig; sie sind komplett ineinandergreifend.
Wie hat die Geburt deines Sohnes deine Musik beeinflusst?
Tatsächlich habe ich die Texte für dieses Album vor der Geburt meines Sohnes fertiggestellt. Der neue Song „Golden Record“ handelt von der Akzeptanz, wo ich in meinem Leben und in meiner Karriere stehe und davon, den Mut zu finden, eine Familie zu gründen. In diesem Prozess habe ich festgestellt, dass ich Angst davor hatte, mich immer um meine Karriere zu kümmern und trotzdem eine gute Mutter sein zu können – der Druck ist sehr hoch. Ein anderer Track wurde von all den Frauen in meiner Familie beeinflusst und wie ich von ihrer Stärke und ihrem Mut gelernt habe. Mit diesem Lied sage ich Danke. Mittlerweile arbeite ich an neuer Musik, die sich explizit mit dem Mutterwerden auseinandersetzen. Aber mein Sohn ist gerade mal sieben Monate alt, dieser Prozess hat gerade erst begonnen. Mal sehen, was als nächstes passieren wird.
Du bist schon seit über 20 Jahren im Musikgeschäft. Wie, glaubst du, hat sich deine Musik über all die Jahre entwickelt?
Sie hat sich auf enorme Weise verändert. Als ich begann, wusste ich, was ich erreichen wollte, aber ich hatte keine Erfahrung und auch meine Stimme als Künstlerin noch nicht gefunden. Ich wusste, wie man singt, weil ich das bereits seit früher Kindheit gemacht hatte. Meine ersten Alben produzierte ich mit einem großartigen Songschreiber; das sind seine Lieder und ich war das Gesicht und die Stimme dazu. Es hat also gedauert, bis ich meine eigenen Stärken als Texterin für mich entdeckte und meine eigenen Stil fand. Und das eigene Material, das tief aus einem selbst kommt, zu singen und zu performen, das ist nochmal etwas ganz anderes, als einen Song, den jemand anderes geschrieben hat, zu „covern“. Das war also eine große Evolution in meiner Musik.
Was denkst du über deine anstehenden Konzerte in Deutschland? Hast du eine besondere Verbindung zu dem Land?
Definitiv! Eine große Überraschung diesen Sommer ist der Song, den ich gemeinsam mit dem deutschen Sänger Phlipp Poisel aufgenommen habe. Er hat mein Lied „Remind me to forget“ auf deutsch übersetzt. Auf meiner letzten Tour hat er mich sogar auf ein paar Terminen live unterstützt. Das wird diesen Sommer leider wahrscheinlich nicht möglich sein, aber ich werde den deutschen Song performen. Das bedeutet mir sehr viel. Ich selbst spreche kein Deutsch, aber das Publikum hier war immer so lieb zu mir und ich fühle mich geehrt, dass ich zurückkommen und hier spielen darf.
Katie Melua
Di. 25. Juli, 20:30 Uhr
Schloss Kapfenburg
Lauchheim
MORITZ verlost 5x2 Tickets