© RLarmann
Bülent Ceylan
Dein aktuelles Programm heißt »HAARDROCK«. Hast Du deiner Haarpracht jetzt eine ganze Show gewidmet?
Das hat sich so ergeben. Aber eigentlich ist der Inhalt der Show ein ganz anderer! Gott sei Dank! (lacht)
Du hast die »deutsch-türkisch-türkisch-deutsch“-Schiene mittlerweile ein wenig hinter dir gelassen. Was für Themen werden in »HAARDROCK« angesprochen?
Ich mache mir über alltägliche Dinge Gedanken. Warum sagen Frauen z.B., dass sie Multitasking fähig sind, aber dann nicht Sex und Kopfweh gleichzeitig haben können? (lacht) Warum müssen sich Promi-Frauen immer mehr nackt zeigen? Was für Konsequenzen hat das für unsere Jugend? Warum Nazis keinen Platz in unserer Gesellschaft haben! Warum Kinder wichtig sind für unsere Welt! Warum wir tolerant und respektvoll miteinander umgehen sollen! All das sind Fragen oder Themen, die mal witzig, mal ernst behandelt werden. Die Zuschauer werden hoffentlich ein einmaliges Erlebnis mit nach Hause nehmen.
»HAARDROCK« soll persönlicher sein als die Vorgängerprogramme. Gibt es also mehr Bülent auf der Bühne zu sehen?
Das ist richtig. Dadurch wirkt das Programm authentischer und als Bülent kann ich mehr improvisieren. Meine Figuren Hasan, Harald, Mompfred und Anneliese sind aber natürlich auch ein wichtiger Bestandteil der Show und bringen die nötige Abwechslung ins Spiel.
Du tourst mit dem Programm nun schon seit Monaten durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Ist man es als Comedian nicht irgendwann leid, Abend für Abend die gleichen Witze zu reißen?
Das mach ich ja so gar nicht. Ich habe zwar ein Grundgerüst, aber ich improvisiere sehr viel und dadurch ist jeder Abend anders!
Bereitest Du dich auf jede Stadt spezifisch vor, damit Du Besonderheiten aufgreifen und durch den Kakao ziehen kannst? Was fällt dir spontan zu Heilbronn ein?
Heilbronn hat über 120.000 Einwohner und darunter sind die meisten sehr hübsche Frauen (lacht), unglaublich wie Multikulti auch diese Stadt ist. Ich liebe euren Dialekt! Es klingt für einen Mannheimer ein bisschen wie Schwäbisch. Ihr habt viele Brunnen und Türme. Die Römer waren schon damals im 1. Jahrhundert bei euch und ansonsten verbinde ich mit Heilbronn auch meine Anfangszeit im Alten Theater in Sontheim. Das waren meine ersten Auftritte. Das Publikum ist wahnsinnig toll und deswegen komme ich immer wieder gerne hierher! Und jetzt sogar zweimal!!!! Alla hopp! Ich freu mich!
Du bist als erster Comedian beim Wacken-Festival aufgetreten – eine Leistung, die nur ein echter »HA(A)RDROCKER« fertig bringt. Aber mal ganz ehrlich, wie viel Heavy Metal steckt wirklich in Dir? Und wie viel Kuschelrocker?
Ja, da bin ich auch sehr stolz, dass ich der erste Comedian war, der auf der Bühne auftreten durfte, auf der Rammstein, Iron Maiden, Ozzy Osbourne und viele mehr standen! 80.000 Leute riefen »Türk, Türk, Türk«. Das war der Hammer! Und eins ist klar: Ich liebe diese Musik! Wer sonst würde dann freiwillig das ganze Festival bis zum letzten Tag auskosten? Ich gebe aber zu, dass ich auch mal softe Musik mag. Schließlich bin ich ja auch romantisch (lacht).
Hast Du dich beim Metal-Festival in Wacken für Deine aktuelle Tour inspirieren lassen?
Absolut ! Vor allem mein Schlusslied gegen Nazis ist ziemlich rockig!
Mit »Hausmeister Mompfred« hast Du beispielsweise auch Figuren im Programm, mit denen Du politische Einstellungen aufs Korn nimmst. Beobachtest du politische Entwicklungen wie beispielsweise die aktuelle Flüchtlingsthematik? In welchem Umfang sollte ein Komiker solche Themen in sein Programm aufnehmen?
In Interviews wie jetzt z.B. kann ich darüber besser reden, weil dies eher ein ernstes Thema für mich ist und keines, worüber ich heftige Witze mache! Daher kommt dieses Thema im Live-Programm mehr als Statement rüber. Die Flüchtlingsdebatte heute ist ja auch sehr komplex. Auf der einen Seite finde ich es toll, dass Deutschland hilft, vor allem wenn man die weinenden Kinder noch sieht. Da muss man einfach helfen! Auch ich helfe, aber eines sollte auch klar sein: Wer nach Deutschland kommt, muss sich auch anpassen, das heißt, die gleichberechtigte Frau nach deutschem Gesetz respektieren, denn für diese Rechte haben deutsche Frauen heftig kämpfen müssen und diese Rechte dürfen nicht verloren gehen! Homosexuelle müssen akzeptiert werden und vor allem ist es ganz wichtig, dass die deutsche Sprache erlernt wird! Wer das alles akzeptiert und friedfertig mit seinen Mitmenschen umgeht, der soll auch willkommen sein.
Dein Video zu »Ich bin kein Rassist, aber...« wurde in den vergangenen Wochen erneut tausendfach in den sozialen Netzwerken geteilt. Darin machst Du dich über die mangelnden Rechtschreibkenntnisse der Verfasser von ausländerfeindlichen Postings lustig. Ist Humor die beste Art, mit solchen Anfeindungen umzugehen?
Absolut! Witzig ist ja, dass ich dieses Video schon vor drei Jahren aufgezeichnet habe für die damalige Bülent Ceylan Show! Krass ist leider, dass es jetzt noch aktueller ist als vor drei Jahren.
Du pflegst eine ziemlich enge Beziehung zu deinem Publikum, eine einstündige Autogrammstunde gehört in der Regel zu jeder Show. Hast Du keinerlei Berührungsängste? Kann sich auch das Heilbronner Publikum auf eine Autogrammstunde freuen?
Ich liebe mein Publikum und bin dankbar, denn ohne die Fans wäre ich ja nicht da, wo ich jetzt bin! Das direkte Feedback ist mir wichtig und die Zuschauer sollen sehen, dass ich immer noch der Gleiche bin wie der, der im Alten Theater vor viel weniger Zuschauern aufgetreten ist! Und von daher ist es auch selbstverständlich, dass ich in Heilbronn wieder ne Autogrammstunde gebe! Aber dieses Mal eine Stunde vor Einlass.
Eine Frage zur Haarpracht darf natürlich nicht fehlen, denn Frauen wie Männer bewundern Dich um Deine schwarze Mähne. Doch die gehört natürlich richtig gepflegt – hast du Geheimtipps?
Nicht zu oft waschen! Alle zwei bis drei Tage und dann immer etwas Haaröl in die Spitzen (lacht).
Nächstes Jahr wirst du 40 – welche Ziele hast Du dir für das nächste Jahrzehnt gesteckt?
Ich dachte 30? Die Frage war doch jetzt getürkt? Mein Ziel ist es, weiterhin gesund zu leben und viele Menschen mit meinem neuen Programm »Kronk« zum Lachen zu bringen!