Olaf Bossi
Der Stuttgarter Olaf Bossi hatte in den 1990er Jahren mit seinen Dance-Projekten Das Modul und The Free große Charterfolge. Heute ist der 44-Jährige als Musik-Kabarettist erfolgreich und schreibt der jungen deutschsprachigen Schlager-Garde einen Hit nach dem anderen auf den Leib.
Olaf Bossi ist einer dieser Menschen, die eigentlich jeder kennt – zumindest hat (fast) jeder, der sich für Musik interessiert und älter als 30 Jahre ist, schon einmal eine Komposition oder Produktion von ihm gehört – die sich in der Öffentlichkeit aber trotzdem völlig unbehelligt bewegen können. Und einen Hype um seine eigene Person ist wahrscheinlich das Letzte, was der Stuttgarter Komponist, Arrangeur, Produzent – und seit Kurzen auch Kabarettist – möchte. Dazu passt die Geschichte hinter der Geschichte von Bossis erstem abendfüllendem Musik-Kabarett-Programm »Glücklich wie ein Klaus«. Denn es steckt mehr »Klaus« in Olaf Bossi, als dieser selbst zugeben würde. »Das würde Olaf Bossi nicht gerne hören, aber es stimmt wahrscheinlich schon«, sagt der 44-Jährige.
Der »Klaus« aus Bossis Musik-Kabarett-Programm, für das der Stuttgarter 2015 den Förderpreis des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg bekam, ist ein glücklicher Spießer, der mit sich und der Welt im Reinen ist. »Klaus hat natürlich auch einmal vom großen Rock‘n‘Roll geträumt, ist jetzt aber mit dem zufrieden, was er hat«, sagt Bossi. Und das kommt seiner eigenen Biographie tatsächlich recht nahe. Nicht, dass Bossi ein Spießer ist – keinesfalls. Nicht, dass Bossi keine Ziele mehr hat – ganz im Gegenteil. Doch Bossi hatte in jungen Jahren den großen Rock‘n‘Roll und nach dem Hype eine gewisse Durststrecke. Jetzt ist er als Kabarettist erfolgreich und ein gefragter Komponist von Schlagern – aber dazu später mehr.
Von null auf hundert mit das Modul
1995 ging es für den jungen Olaf erst einmal von Null auf Hundert. Zusammen mit seinem Schulfreund Felix Gauder gelang ihm mit dem Dance-Projekt Das Modul und dem Paso-Doble-Cover »Computerliebe« der ganz große Wurf. Der Song schoss auf Platz drei der Single-Charts und erreichte Gold-Status.
Dabei war Bossi so etwas wie ein Spätentwickler, was populäre Musik betrifft. Aufgewachsen in einem 68er-Haushalt, bestand seine musikalische Sozialisation aus Musik aus der Bretagne, Irland und Südamerika. Entsprechend elektrisiert war der elfjährige Olaf dann auch, als er mit »Major Tom« von Peter Schilling mit dem ersten Pop-Song seines Lebens in Berührung kam. Seitdem hat der Walldorfschüler alles an »Beatmusik« aufgesogen, was er im Radio hören konnte und zum Entsetzen seiner Lehrer angefangen Gitarre zu lernen, Kajal und Netzhemden zu tragen und mit wechselnden Frisuren und Haarfarben zu experimentieren. »Das war eine Liebe auf den ersten Ton, die danach nie wieder wegging«, sagt Bossi, dessen Helden Depeche Mode, Pet Shop Boys oder Erasure hießen und denen er schon bald nacheifern sollte.
Zurück auf der Bühne mit Musik-Kabarett
In der Schulband traf Bossi dann auf Felix Gauder (u. a. E-Rotic). »Wir haben in jeder freien Minute Musik gemacht und wollten damit unbedingt Erfolg haben«, sagt Bossi, der mit seinen Eltern nach der Schule einen Deal abgeschlossen hatte: »Wenn ich es in die Hitparade schaffe, darf ich das Modedesign-Studium schmeißen und alles auf die Musik setzen.«
Im Juni 1994 war es dann so weit. The Free mit Frontmann Charles Simmons stiegt mit der Bossi-Gauder-Komposition »Born Crazy« auf Platz 44 in die deutschen Single-Charts ein. »Das war der Moment, in dem sich mein ganzes Leben verändert hat, denn eine Woche vorher hatte ich meine heutige Frau kennengelernt.« Danach ging es Schlag auf Schlag und mit Das Modul dann erst einmal endgültig durch die Decke.
Aber auch Bossi musste Lehrgeld zahlen. Ende der 90er Jahre blieb der Erfolg mit seinem Musik-Projekten aus, der Stuttgarter arbeitete als Mediengestalter und versuchte sich als Stand-Up-Comedian – musste sich aber eingestehen, dass das nicht seine Welt war. 2010 wechselte Bossi wieder hinter die Kulissen und schreibt seitdem extrem erfolgreich Songs für die junge deutschsprachige Schlager-Garde: Beatrice Egli, Ella Endlich, Wolkenfrei, Maite Kelly und andere.
Vor zwei Jahren wagte Bossi dann auch wieder den Sprung auf die Bühne, mit dem, was er am Besten kann – mit Musik, hintersinnigen Texten und satirischen Geschichten. Und wenn es so weitergeht, wird Olaf Bossi womöglich doch noch irgendwann auf der Straße erkannt – aber eigentlich braucht der Stuttgarter das gar nicht zum Glücklichsein.
Olaf Bossi – »Glücklich wie ein Klaus« Sa. 12. März, 20 Uhr, Rosenau, Stuttgart; Sa. 19. März, 20 Uhr, Das K, Kornwestheim, www.bossi.de