Foto: Guido Schröder
Rolf Miller
„Setz dich gerade hin“, ja genau diesen Satz haben wir alle als kleine Kinder von den Eltern, Großeltern oder dem Lehrer gehört, wenn wir in halber Schräglage auf dem Stuhl herumfläzten. Rolf Miller macht das ständig. Denn Rolf Miller ist ein Kabarettist, der nicht viel braucht. Ein Stuhl, eine Flasche Wasser – und das war’s auch schon. MORITZ hat mit dem in Walldürn geborenen Kabarettisten über sein aktuelles Bühnenprogramm, seine Sitzhaltung auf der Bühne und seinen Odenwälder-Slang gesprochen:
Herr Miller, mein erster Gedanke, wenn ich Sie auf der Bühne sitzen sehe ist, was sagt Ihre Mutter eigentlich zu Ihrer Sitzposition auf der Bühne?
Die kannte diese Sitzhaltung schon von meinem Vater, der wiederum von seinem. Es ist also in gewisser Weise eine Familienpflicht, sonst wird das Erbrecht tangiert. Mein kleiner Sohn sitzt übrigens auch schon so da. Außerdem muss Rolf Miller so selbstgefällig und von sich überzeugt dasitzen – das erhöht die Fallhöhe, wenn er dann wieder grandios scheitert.
Ihre Sitzhaltung ist irgendwie bereits zu einem Markenzeichen geworden. Saßen Sie schon von Anfang an so auf der Bühne?
In meiner Anfangszeit stand ich noch auf der Bühne und die war voller Requisiten. Da war die Figur Rolf Miller nur ein kleiner Teil meines Programms. Und der saß anfangs die Beine übereinandergeschlagen, mit schwarzem Rolli und Existenzialisten-Brille da. Trotzdem merkte man aber schnell, das ist gar nicht Wim Wenders oder Josef Hader.
Eines Ihrer weiteren Markenzeichen ist Ihr unverwechselbarer „Odenwälder-Slang“ – Wie kommt unser Kauderwelsch eigentlich im Rest der Republik an?
Für Hamburger oder Berliner ist das quasi bayerisch. Also müssen die nur Thomas Müller verstehen, dann geht`s auch bei meinen Pointen. Und bei einer Pointe muss letztendlich auch nur das Runde ins Eckige.
Und das ewige Gestammel – ist das auch eine Odenwälder Eigenart?
Ne Ne, das gibt‘s überall. Ich denke, einige wenige Kollegen machen das schon auch, aber nicht so extrem wie ich. Ich nehme mir aber vor, das noch mehr, also weniger... äh... praktisch. Naja egal macht das Ganze doch auch irgendwie authentisch. Eines meiner großen Vorbilder, der große Gerhard Polt, druckst ja auch so herum.
„Alles andere ist primär“ – Herr Miller, was verbirgt sich hinter diesem geheimnisvollen Titel?
„Ein Sieg muss her, alles andere ist primär" – eine klare Aussage eines Fußballers, glaube Hans Krankl. Seit ich das gehört habe, ist bei mir eine Menge primär geworden. Ansonsten ist von allem etwas dabei. Putin, Isis, Achim, Jürgen und auch zwei neue Frauen.
Die besten Gags schreibt doch immer wieder das echte Leben – wo kommen einem Rolf Miller die besten Einfälle?
Das ist bei mir eher ein Zuhören und Sammeln. Aber so was wie: „Eine Beziehung hält am längsten, wenn beide in einer festen Partnerschaft sind“ zum Beispiel ist durch Beobachtungen kombiniert. Die Halbsatzfetzen sind oft 1:1 übernommen bzw. nachgeahmt. Ein paar Ähs und ein paar Pausen, und schon klingt’s, als ob jemand verbal schwimmt. Ich spiele so, als ob ich am Anfang des Satzes noch nicht weiß, wie dieser endet. Das ist übrigens eigentlich der Normalfall. Die Schauspielerin Birgit Minichmayr redet zum Beispiel auch so. Deshalb kommt sie auch so authentisch rüber.
Fußballer fragt man immer nach Titeln, die sie noch gewinnen möchten. Welcher Titel, neben dem deutschen Kleinkunstpreis, dem bayrischen Kabarettpreis, der Torjägerkanonen in der D-Jugend für die Fortuna Walldürn 1974, fehlt ihnen denn noch in Ihrer Sammlung?
Am Anfang ist das schon toll und auch wichtig mit den Preisen. Aber jetzt geht‘s einem eher um die nächste Pointe, den nächsten Auftritt – die sollen sitzen. Ich trete in jeder Stadthalle, auf jeder Bühne usw. genauso motiviert auf wie im TV und möchte, um mal als alter Fußballer zu sprechen, ganz einfach konstant gute Leistung bringen.
Sie sind zudem noch Schirmherr der Stiftung Circus Sonnenstich. Was verbirgt sich hinter dieser Stiftung?
Das ist ein einzigartiges Projekt, bei dem aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit "geistigen Behinderungen" Artisten und Tänzer gemacht werden. Dort können Menschen mit Downsyndrom als Artisten und Akrobaten auftreten und auch trainieren. Ich kenne die beiden Haupt-Trainer sehr gut, so ist der Kontakt zustande gekommen. Die Auftritte sind wirklich sehenswert und es ist einfach ganz wichtig, das zu unterstützen.