Anfangs machten die Räumlichkeiten nicht viel her. Vor 1983 wurde der Keller des Gebäudes in der Gartenstraße vornehmlich als Abstellkammer oder Gaderobe für das damals dort ansässige Theater genutzt. »Aber als das Theater dann auf den Berliner Platz umzog, hat man sich gesagt, wäre doch schade um den schönen Platz hier«, erzählt Hans-Georg Bickel, Vorsitzender des Kulturkeller e.V. von der Geburtsstunde von Heilbronns älteste Kleinkunstbühne, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum feiert. Seitdem bieten die überschaubaren Räumlichkeiten mit Bühne und Platz für rund 60 Zuschauer politisches Kabarett, Literaturlesungen, Musik, Theater – kurz: alles, was zu dem Bereich Kleinkunst gehört. Hagen Rether, Georg Schramm, Volker Pispers, Torsten Sträter – unzählige heute sehr bekannte Künstlerinnen und Künstler waren zu Beginn ihrer Karriere im Kulturkeller, in manchen Fällen sogar am Ende: »Georg Schramm hat bei uns seinen Karriereabschied gefeiert«, erinnert sich Hanne Jacobi, stellvertretende Vorsitzende und zeigt hinter sich. »Gegen diese Säule da vorne ist er mal aus Versehen gegengelaufen.«
Nicht nur bei den Künstlern, auch beim Publikum hat sich der Kulturkeller in der Gartenstraße in den 40 Jahren zu einer festen Institution entwickelt. Dafür machen Bickel und Jacobi das abwechslungsreiche wie ausgesuchte Programm verantwortlich: »Die Leute wissen, wir suchen gezielt und mit Geschmack aus und sind immer auf der Suche nach neuen, frischen Gesichtern.« Viele Gesichter tauchen heute in Sendungen wie der Heute Show oder der Anstalt auf – ´ der Kulturkeller hatte sie schon in ihrer Anfangszeit gehabt. »Die Leute kommen gerne hier hin«, ist Hanne Jacobi überzeugt, auch weil die Künstler im Nachhinein oft von ihrer Zeit hier schwärmen. »Einen mussten wir gegen halb fünf Uhr morgens sogar dazu überreden, doch langsam mal in sein Hotel zurückzukehren, der hat sich so wohlgefühlt.« Ein anderes Mal hatte ein Auftretender vorab in seiner Tourliste eine thailändische Masseuse gefordert – »das hat sich als Scherz herausgestellt, aber wir hatten uns vorher ernsthaft Gedanken gemacht«, lacht Bickel und Jacobi ergänzt: »Wir waren schon soweit, zu sagen, da gibt es doch eine Chorleiterin in Flein, die ist Thailänderin, vielleicht könnten wir die ja fragen.«
Auch der Kulturkeller Heilbronn kam nicht unbeschadet durch die Corona-Pandemie: »Man kann klar beobachten, die Leute kommen deutlich zögerlicher«, merkt Hans-Georg Bickel an. Längst werde der Raum nicht mehr bei jedem Auftritt voll, oft müssen Events sogar abgesagt werden. Trotzdem sind die Veranstalter weiterhin bemüht, dem Heilbronner Publikum immer wieder etwas Neues zu bieten: »Mittlerweile haben wir uns auch dem Bereich Comedy geöffnet. Die Grenzen sind mittlerweile fließend.«
Geschichtliche Eckdaten:
14. Juli 1983 – Gründung der Gartenhausgesellschaft Heilbronn e.V.
1989 – Gründung des hauseigenen Theaterensembles
2019 – Gründung der hauseigenen Kabarettgruppe »Heilbronner Leibgerücht«
Kulturkeller e.V.
Gartenstraße 64
74072 Heilbronn