Jud Süss Theater im Fluss
»Als wir uns im letzten Jahr für die Tragödie »Jud Süß« entschieden haben, geschah dies zwar im Bewusstsein der Brisanz des Themas an sich, wir ahnten aber noch nicht, dass es eine solche Aktualität bekommen und die Resonanz darauf so groß sein würde«, so der Vorsitzende des Theater im Fluss Heiner Sefranek.
Das Stück wurde am 7. Oktober 1930 am Theater am Schiffsbauerdamm in Berlin uraufgeführt und behandelt die Geschichte des »Joseph Süß Oppenheimer«. Kornfelds Stück wird 1933 von den Nazis als »entartete Kunst« angesehen und radikal vernichtet. Erst 1987 wird es wiederentdeckt und an den Städtischen Bühnen Nürnberg wiederaufgeführt.
Mit großzügiger dichterischer Freiheit zeigt Paul Kornfeld den Aufstieg des Ghettojuden Süss, der unerlaubt nach Stuttgart eingereist war, zum mächtigen Finanzienrat und Hoffaktor des Herzogs Carl Alexander von Württemberg. Dieser, ein typischer Renaissanceherrscher, braucht Geld, viel Geld, um seinen Lebensstil in Nachahmung des französischen Sonnenkönigs finanzieren zu können. Jud Süss beschafft es ihm, nicht ohne Umgehung der Rechte und Einwände der schwäbischen Landstände, die darüber und über die Einführung neuer Steuern wenig erfreut sind. Das Stück zeigt die Intrigen, das ausschweifende Leben am Hof eines deutschen Duodezfürsten und mittendrin Oppenheimer, der versucht, die Fäden zu ziehen und ein modernes Finanzwesen zu gestalten. Er wird zum Mittelpunkt des mondänen ausschweifenden Hoflebens. Er schwankt zwischen Weltekel und manischer Arbeitswut. Er verstört seine Mitmenschen und macht sich immer mehr Feinde. Der Ausgang dürfte klar sein ...
»Das Stück hat Qualität«
Unter der bewährten Regie von Franz Bäck und der Ausstattung durch Nina Weitzner wird ein großer Teil des Freibadgeländes als natürliche Bühne genutzt, um das üppige Leben am Hofe Carl Alexanders von Württemberg mitten im Zeitalter des Barocks darzustellen. »Das Stück ist gut, wir versuchen, es so darzustellen, dass die Größe dieser Literatur, die teilweise fremd ist, in dieser Form erscheint mit den Möglichkeiten, die ein Laientheater bieten kann – das ist abenteuerlich«, erzählt Regisseur Franz Bäck, der sich bisher für alle fünf Inszenierungen des Theater im Fluss verantwortlich zeigte. »Wir suchen uns aus der großen Wundertüte der Literatur ein Stück aus, von dem wir glauben, dass es zu uns passt. Jud Süß ist eine gute Geschichte, das Stück hat interessante Rollen für unser großes Ensemble und bietet die Möglichkeit, das Thema Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit zu behandeln. Dieses Stück hat Qualität«. Damit diese zum Tragen kommt, hat Bühnen- und Kostümbildnerin Nina Weitzner die bildreiche Sprache in Form von Masken »übersetzt«. »Masken bringen Texte klarer zum Erscheinen, verwischen nichts durch unklares oder hinzufügendes Spiel, Masken verlangen klare Gesten und eine klare Körpersprache«, so Weitzner und fügt hinzu: »Wir haben die Zuschauertribüne so platziert, dass man über das gesamte Freibad blickt. Solch einen weiten Panoramablick hatten wir noch nie. Dementsprechend opulent fällt es aus, wenn wir mit vielen Leuten diesen großen Raum bespielen.«
Zahlreiche Helfer
Auch im fünften Jahr geht man beim Theater im Fluss wieder von steigenden Besucherzahlen gegenüber dem Vorjahr aus. Damit alles reibungslos funktioniert, sind über 60 Schauspieler und Helfer vor und hinter der Bühne an der Realisierung des Stücks beteiligt.
Termine: Mi. 3. Juni, 18 Uhr (Premiere)
Fr. 5., Sa. 6., Do. 11., Fr. 12., Sa. 13., Mi. 17.,
Fr. 19., Fr. 26., Sa. 27., So. 28. Juni und
Do. 2., Fr. 3., Sa. 4. Juli, jeweils 19.30 Uhr
Tickets: Tabakwaren Brückbauer, Künzelsau und unter: www.theater-im-fluss.com