Eduard Popp
Profi-Ringer Eduard Popp spricht mit MORITZ Redakteurin Sophia Budschewski über seine nächste große Herrausforderung, Blumenkohl-Ohren und warum sie wahrscheinlich sein schwerster Gegner wäre. Er ist dreifacher Deutscher Meister im Superschwergewicht, hat 2016 an den Olympischen Spielen in Rio teilgenommen und kämpft mit den Red Devils Neckargartach in der Bundesliga.
Alle Jungs wollen Fußballer werden. Warum wolltest Du Ringer werden?
Das Ringen steckt in jedem kleinen Jungen drin. Alle Kinder messen ihre Kräfte mit raufen, rangeln oder eben ringen. Bei mir kam zusätzlich die Familie dazu. Wir sind eine Sportlerfamilie. Meine Mutter hat Volleyball gespielt und mein Vater war Trainer im Ringen. Mein Bruder hat früher auch gerungen. Da hatte ich einige Vorbilder. Ich habe als Kind sowohl gerungen, als auch Fußball gespielt. Beides im Jugendbereich sehr erfolgreich. Irgendwann musste ich mich dann entscheiden.
»Man lernt seinen eigenen Körper gut kennen«
Was macht Ringen für Dich persönlich zu einem interessanten Sport?
Die Vielseitigkeit. Als Ringer braucht man aus jedem Bereich etwas: Ausdauer, Kraft, Technik, Taktik, Reaktionen, Körpergefühl und Instinkt. Du brauchst ein Auge für Details. Man lernt seinen eigenen Körper gut kennen. Das fasziniert mich.
Mit Deinen 1,91 Metern Körpergröße bist Du ein ganz schöner Riese. Ist das ein Vor-
oder ein Nachteil beim Ringen?
Die ideale Körperstatur zum Ringen gibt es nicht. Es gibt acht verschiedene Gewichtsklassen, da sind die Gegner auch ähnlich groß. Das ist wie beim Boxen. Die Größenunterschiede machen sich natürlich im Kampf bemerkbar. Je nach Größe des Gegners brauchst man eine andere Taktik, weil die Hebelverhältnisse dann anders sind. Mit kleineren Gegnern tue ich mich schwer.
»Mit kleineren Gegnern tue ich mich schwer«
Dann wäre ich wohl Dein schwerster Gegner mit meinen 1,55 Meter Körpergröße.
Wir wären wohl nicht in derselben Gewichtsklasse (lacht). Aber, klar, bei dir würde mir die Angriffsfläche fehlen. Durch die Größe verlagert sich auch der Schwerpunkt und dadurch müsste ich meinen ebenfalls verlagern, also in die Kniebeuge gehen. Das kostete mich beim Kampf viel Kraft.
Neben Deinem Job als Berufssoldat bei der Bundeswehr und Deiner Ringerkarriere hast Du noch Frau und Kind. Wie bringst Du das unter einen Hut?
Es ist eine echte Kunst. Es bleibt wirklich nicht viel Freizeit übrig. Dafür nehme ich mir aber bewusst Zeit für meine Familie. Da werden auch andere Dinge mal hinten angestellt. Auch unter der Woche versuche ich bewusst Zeit für meine Familie einzuplanen. Ob Beruf, Sport oder Familie, jede Beziehung braucht Pflege.
Wie ist Heilbronn als Ringerstandort?
Gut, Heilbronn bzw. Neckargartach hat eine lange Tradition, was das Ringen angeht. Der Namen ist in Deutschland bekannt. Wir sind seit diesem Jahr auch wieder in der Bundesliga vertreten.
»In anderen Ländern ist das Blumenkohl-Ohr eine Trophäe«
Das »Blumenkohl-Ohr« ist beim Ringer wie die O-Beine beim Fußballer. Ist das ein »Übel«, welches zum Profi-Ringen dazu gehört?
Ja, es gehört leider zu der Sportart dazu. Ich habe noch keines, das kann aber noch kommen. Es gibt viele, welche sich das Blut direkt nach dem Kampf aus dem Ohr herausziehen lassen. Dann geht die Schwellung zurück. In anderen Ländern, wo Ringen so beliebt ist, wie bei uns Fußball, ist das Blumenkohl-Ohr eine Trophäe.
Das große Ziel heißt: Olympische Spiele 2020 in Tokio. Was ist Dein nächstes Ziel, auf welches Du aktuell hinarbeitest?
Die Weltmeisterschaften im Oktober 2018 in Budapest. Dafür trainiere ich aktuell. Vorher sind noch die Deutschen Meisterschaften im Juni 2018. Da möchte ich zum vierten Mal den Titel Deutscher Meister im Superschwergewicht holen. Mein Ziel ist es auf jeden Fall das beste aus meinem Körper herauszuholen.
Was wäre Dein größter Traum?
Eine Medaille bei den nächsten Olympischen Spielen zu holen. Die möchte ich mir erkämpfen.
Du warst 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio dabei. Was ist das für ein Gefühl sein Land zu präsentieren?
Es war ein mega Erlebnis. Olympia war schon immer ein Traum für mich. Ich verfolge nicht nur Ringen, Sport allgemein fasziniert mich. Es war toll mit so vielen internationalen Sportlern an ein und demselben Ort zu sein. Der ganze »Spirit« im olympischen Dorf war toll.
Durch Erfolge und Niederlagen steigt und fällt auch das Interesse an einer Sportart. Bei Erfolg rückt auch entsprechend Nachwuchs nach. Hast Du Tipps für angehende Profi-Ringer?
Es hat viel mit Leidenschaft zu tun. Junge Sportler sollten sich immer fragen: Bin ich wirklich Feuer und Flamme für diese Sportart? Man sollte es nicht nur machen, weil die Eltern einen dahin schicken. Eigentlich ist es ein Tipp an alle Eltern: Macht euch Gedanken, was euer Kind möchte. Statt »Mainstream Sportarten«, lieber individuell fördern. Egal, um welchen Bereich es sich handelt – ob Sport, Kultur oder Musik. Diesen Ansatz habe ich auch für meinen Sohn. Er muss nicht zwingend Sportler werden.