Wie ich lernte
Es ist sicherlich gewagt, André Heller mit Hape Kerkeling zu vergleichen. Den wunderbar unterhaltsamen »Der Junge muss an die frische Luft« noch frisch vor Augen, kann einem dieser Gedanke aber durchaus kommen, wenn man sich nun die auf Hellers Biografie beruhende Verfilmung durch Rupert Henning anschaut und nun einen anderen sympathischen, aufgeweckten und ebenfalls vor Fantasie sprühenden Jungen (Valentin Hagg) mit schauspielerischem Talent entdeckt – auch wenn das familiäre Umfeld doch ein gänzlich anderes ist. Wo dem Jungen im Hause Kerkeling mehr oder weniger »mach mal« gesagt wurde, regiert bei Hellers, die in Buch und Film Silberstein heißen, doch die scharfe Hand eines noch vom Faschismus geprägten Vaters, den Karl Markovics mit strenger und grotesker Haltung und verbotenen sadomasochistischen Gelüsten ins Surreale hin darstellt. Paul, der Junge, gefällt wiederum durch seine poetische Natur und eine klare Haltung gegenüber seinen eigenen Merkwürdigkeiten. Im Unterschied zur Hape- Verfilmung gerät die Darstellung der Heller’schen Nachkiegskindheit allerdings deutlich mehr zum Kunstfilm.
Start: 25. April 2019