The Whale
Was an diesem Film ist faszinierender? Die Versöhnungsgeschichte eines sterbenskranken Mannes und seiner ihn hassenden Tochter? Oder die Performance von Brendan Fraser als, mit 270 kg Körpermasse fast bewegungsuntüchtigem und dadurch unsicheren, Dozenten von Creative-Writing-Online-Kursen, für die er die Bildschirmkamera ausschaltet und behauptet, sie hätte einen technischen Defekt. Es ist kein leichter Film, aber doch einer mit enormer Wucht. Angelegt als Kammerspiel, wagt sich die Kamera im Tschechow-Style nur selten an die frische Luft. Als weitere literarische Komponente wird auf Herman Melvilles „Moby Dick“ Bezug genommen, nicht ganz zufällig wohl auch wegen des monströsen Aussehens von Brendan Fraser. Schön, dass sich seine Figur trotz ihres Schicksals Humor bewahrt hat. Denn ohne den und den Glauben an das Gute im Menschen würde Darren Aronofskys cineastischem Schwergewicht dann doch etwas Entscheidendes fehlen. Die Oscars für Fraser und die Maske sind mehr als verdient. Start: 27. April
Die Gewerkschafterin
Zu Beginn ist’s ein Wirtschaftskrimi über schmutzige Machenschaften zwischen Kapital und Politik. Doch mehr und mehr entwickelt sich der auf wahren Begebenheiten basierende Film um eine Arbeitnehmervertreterin in einem französischen Atomkraftwerkskonzern zum privaten Drama. Es beginnt mit einem Wechsel in der Führungsetage eines Nuklearunternehmens und dessen Neuausrichtung. Aufgrund anstehender Kooperationen mit China fürchtet Maureen Kearney, dass diese zu Lasten der Belegschaft gehen. Eines Tages wird sie Zuhause überfallen. Dass dies alte Wunden bei ihr aufreißt, spielt in der Rekonstruktion des Falles eine wichtige Rolle. Isabelle Huppert überzeugt darin als zugleich kämpferische wie zerbrechliche Figur. Start: 27. April
Das Lehrerzimmer
Eine Woche vor der Verleihung des Deutschen Filmpreises kommt das in sieben Kategorien nominierte Drama von İlker Çatak auf die große Leinwand. Eine junge Lehrerin (Leonie Benesch) verliert darin den Glauben an die Loyalität ihres Kollegiums, nachdem es an ihrer Schule zu einer Reihe von Diebstählen gekommen ist und Schüler ihrer Klasse verdächtigt werden. Während sie ihrer Aufgabe mit Leidenschaft, Idealismus und Verständnis nachzukommen sucht, entdeckt sie bei anderen Formalismen und Egoismus. Niemand von den Erwachsenen, weder Eltern noch Lehrkräfte, scheint bereit zu sein, anderen zuzuhören. Trotz ihres gelebten Gerechtigkeitsempfindens wird die Pädagogin angefeindet. Es ist ein spannendes, ja entlarvenden Alltagsdrama. Start: 4. Mai
Donnie Yen‘s Sakra
Spektakel aus dem Reich der Mitte mit ordentlich Kung Fu und Karate-Gefuchtel, darum geht’s in diesem Actionfilm. Inszeniert hat ihn Donnie Yen, den man als schauspielernden Kämpfer aus zahlreichen Filmen kennt. Den Romantikteil hätte er sich aber sparen können. Start: 27. April
Meine Schwester, ihre Hochzeit & ich
Taufrisch ist die Komödie nicht, ihre Machart aber erfrischend. Während Adrian seiner Ex hinterher trauert, kündigt seine Schwester ihre Verlobung an. Seinen Unmut teilt er in die Kamera blickend mit. Start: 4. Mai
Adiós Buenos Aires
Argentinien vor etwas mehr als 20 Jahren. Der Wirtschaft geht’s schlecht.Auch der Bandoneonspieler Julio will das Land verlassen. Doch dann zwingen ihn eine Reihe von Missgeschicken zum Bleiben. Nicht seine Musik lässt ihn unerwartet seine Sorgen vergessen. Start: 11. Mai 2023
Beau is afraid
Als komödiantisches Schauderstück wird das dreistündige Werk von Regisseur Ari Aster angekündigt. Er begleitet den von Angststörungen und Traumata geprägten Titelhelden. Wie psychische Zustände und Halluzinationen hier filmisch umgesetzt sind, ist großartig. Start: 11. Mai
Book Club - Ein neues Kapitel
Vor fünf Jahren haben die vier Ü60-Freundinnen (gespielt von Jane Fonda, Diane Keaton, Mary Steenburgen und Candice Bergen) „Fifty Shades of Grey“ gelesen. Nun reisen sie gemeinsam nach Italien. Dabei verläuft so manches doch deutlich anders als gedacht. Start: 11. Mai
Wenzel - Glaubt nie, was ich singe
„Glaubt nie, was ich singe“, hieß 2007 ein Studioalbum des in der DDR aufgewachsenen Wenzel. Im Dokumentarfilm kämpft er um den Erhalt des jährlichen Festivals in Kamp am Peenestrom. Es ist ein unterhaltsames Dokument der Zeitgeschichte.
Start: 11. Mai
Asterix & Obelix
Frankreich küngelt in letzter Zeit gerne mit China. Da passt’s, dass sich auch die Gallier mit einer chinesischen Prinzessin solidarisieren. Das Darstellerkarussell hat sich stark gedreht. Auch Fußballstar Zlatan Ibrahimović zieht als Caius Antivirus in die Schlacht. Start: 18.Mai
Die Linie
Ursula Maier, bekannt geworden mit „Winterdieb“, ist ins verschneite Wallis zurückgekehrt, um eine dramatische Familiengeschichte zu erzählen. Valeria Bruni-Tedeschi ist darin eine schwierige Mutter, der’s keine der Töchter recht machen kann. Nur die Liebe zur Musik eint sie. Start: 18. Mai
Living - Einmal wirklich leben
Wenn einem eine Krankheitsdiagnose plötzlich die eigene Endlichkeit bewusst macht, fällt vielen erst auf, dass sie aufgrund ihres Hamsterradlebens nichts bewegt haben. Der von Bill Nighy gespielte Mr. Williams ist so ein Mensch. Vorbild für den Film ist auch ein Tolstoi-Roman. Start: 18. Mai
Sparta
Dies ist der Zwillingsfilm von Ulrich Seidls letztes Jahr gezeigtem „Rimini“. Georg Friedrich hatte darin bereits einen kurzen Auftritt als Ewald, der Bruder eines gescheiterten und gealterten Schlagersängers. Ein bemitleidenswerter Antiheld ist er nun auch selbst. Start: 18. Mai
A Thousand and One
Harlem hat sich in der Zeit zwischen 1993 und 2005 von einem sozialen Brennpunkt zu einem Hipster-Quartier gewandelt. Hier wächst der Afroamerikaner Terry auf, der von seiner rastlosen und emotionalen Mutter (Teyana Taylor) aus einem Pflegeheim entführt wurde. Start: 18. Mai
Renfield
Nicolas Cage ist in der Hollywood-Verfilmung als Graf Dracula nicht die Hauptfigur. Aber ohne ihn geht’s auch nicht, als sich sein Diener Renfield nach Jahrhunderten der Nahrungsbeschaffung aus der toxischen Beziehung zu seinem blutrünstigen Chef befreien will. Start: 25. Mai
Filmkiste zusammengestellt von Dieter Kunert
Die spanische Inklusionskomödie „Campeones“ aus dem Jahr 2018 wird nun durch das US-Remake „Champions“ geadelt. Woody Harrelson muss darin Teenager mit Lernbehinderung zum Basketballteam formen. Start: 27. Mai
Im optimistischen Tonfall erzählt „Schulen dieser Welt“ von drei Lehrerinnen und ihrem sinnstiftenden Schulalltag in abgelegenen Regionen von Burkina Faso, Sibirien und Bangladesch. Start: 27. April
Mit „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ heißt es nun wohl Abschied nehmen von der Außenseiterschar aus dem Marvel-Universum. Fans jedenfalls bangen um das Leben von Waschbär Rocket. Start: 3. Mai
Um welches Tier es sich wohl im Animationsfilm „Oink“ handelt? Als die neunjährige Babs es von ihrem Großvater geschenkt bekommt, lässt sie es an einer Welpenerziehung teilnehmen. Start: 4. Mai
Bei „Winnie the Pooh: Blood and Honey“ werden die meisten sicher zunächst an den bekannten Buchbären denken. Kuschelig ist am britischen Horrorfilm nicht viel, denn Pu ist nun ein Wildtier. Start: 11. Mai
Das Schicksal des stets optimistisch lächelnden Finnen Pepe in der lakonischen Komödie „Die Geschichte vom Holzfäller“ erinnert auf verschrobene Weise an „A serious man“ von den Coen-Brothers. Start: 11. Mai
Auf dieses Actionspektakel sind Freunde heißer Reifen sicherlich schon ganz spitz: „Fast & Furious 10“ jedenfalls ist klar einer der erfolgreichsten Franchise-Filme. Teil 11 ist schon in Planung. Start: 17. Mai
Der Dokumentarfilm „All the Beauty and the Bloodshed“ porträtiert die Fotokünstlerin und LGBT-Aktivistin Nan Goldin und ihren ganz persönlichen Kampf gegen die Hersteller des Schmerzmittels Oxycontin. Start: 25. Mai