Vom Kraichgau über Heidelberg nach Hamburg: Der in Sinsheim geborene Lars Eric Paulsen, seines Zeichens Moderator beim Livestream-Kanal »Rocket Beans«, hat einen interessanten und ungewöhnlichen Weg hinter sich.
Im Gespräch mit MORITZ-Redakteur Andreas Wolf erzählt er von seinem Werdegang, der Entwicklung von »Rocket Beans« und seinem Mangel an Nerdtum.
Vom Studium der Fächer Politikwissenschaften und Economics zum Moderator bei einem Livestream-Kanal, der sich primär mit Games, Kino, Pen&Paper-Rollenspielen und insgesamt eher nerdigen Themen beschäftigt – das ist wohl die Definition des Wortes »Quereinsteiger«. Genau so sieht jedoch der Werdegang von Lars Eric Paulsen aus – geboren am 28. März 1989 in Sinsheim, später aufgewachsen in Eppingen – ein Sohn des Kraichgaus also. Auf besagtes Studium in Heidelberg folgte dann ein, wie er selbst sagt, »relativ untypischer Werdegang«. Rein inhaltliche gibt es kaum mehr Überschneidungen zum Studium, allerdings sind, wie Lars selbst zugibt, Politikwissenschaftler, die in den Medien landen, gar nicht mal so außergewöhnlich. Bereits während des Studium gelang es ihm, im Rahmen diverser Praktika ein wenig Medienluft zu schnuppern. Der entscheidende Moment war dann eine Anzeige für die Frank-Elstner-Masterclass, bei der talentierte Nachwuchsmoderatoren gefunden werden sollten.
»Es gab ein Casting mit etwa 1.500 Bewerbern – ich war dann ziemlich glücklich, dass ich zusammen mit 14 anderen aufgenommen wurde. So bin ich endgültig in die Medien gerutscht«, berichtet Lars von seinem Werdegang.
Im Rahmen der Frank-Elstner-Masterclass entstand dann auch »SRSLY«, Lars‘ erste Show, die praktisch als Abschlussarbeit fungierte. »Wir sollten uns überlegen, was uns interessiert und worauf wir Lust haben. Ich habe mir gedacht, ich interessiere mich für Politik, will das aber auch nicht zu ernst gestalten – so ist dann eine politische Satireshow samt zugehörigem Youtube-Kanal entstanden.« Auf diese Weise kam Lars dann letztendlich auch zu den »Rocket Beans«; »SRSLY« lief zu Beginn als externes Format auf dem Sender. »Irgendwann kam ein Anruf und ich wurde gefragt, ob ich nicht Lust hätte, als Redakteur und Moderator nach Hamburg zu ziehen. Das war noch ziemlich am Anfang, kurz nach der Gründung des Kanals.«
Seither hat sich »Rocket Beans« enorm entwickelt: »Wir haben mit 30 Mitarbeitern angefangen«, erinnert sich Lars. »Inzwischen sind es um die 100. Seit 2016 bin ich mit dabei, inzwischen ist alles deutlich professioneller geworden. Am Anfang gab es eher die Einstellung »Ach, man macht einfach mal«, jetzt ist das viel besser durchdacht und wird mit viel mehr Planung aufgezogen, die Videos sind besser produziert, allerdings ohne den ursprünglichen Charme dabei zu verlieren. Ich schätze es bei unseren Live-Shows besonders, dass man Fehler auch direkt ansprechen kann. Wir machen kein Plastik-Fernsehen, bei dem alles immer perfekt sein muss, sondern stehen zu unseren Fehlern. Zu den großen Vorteilen gehört zum Beispiel auch, dass man eine Formatidee haben kann und diese dann auch eine Woche später schon umgesetzt wird.«
Zu den Formaten, an deren Konzept Lars maßgeblich beteiligt war, gehört beispielsweise die Late-Night-Show »Die neue deutsche Abendunterhaltung«. »Wir haben uns einfach zusammengesetzt und überlegt, dass wir gerne ein Late-Night-Format umsetzen würden, mit Gästen, Musik, Einspielern und allem, was so dazugehört. Und das haben wir dann auch direkt so umgesetzt.« Zu den Gästen, die die »Neue deutsche Abendunterhaltung« bereits besucht haben, gehören unter anderem Christian Rach und Susi Kentikian, aber auch diverse Youtuber, Physiker, Biologen und sogar eine Amateur-Porno-Darstellerin – »also Leute, die einfach was zu erzählen haben.«
Wer jetzt allerdings denkt, um bei »Rocket Beans« als Moderator zu arbeiten, müsse man durch und durch ein Nerd sein, der wird von Lars eines Besseren belehrt. »Ich bin kein Nerd im klassischen Sinne, was ich aber auch von Anfang an klar gemacht habe. Ich spiele nicht pro Tag mindestens drei Stunden am Computer und bin auch nicht in irgendein Franchise wie beispielsweise Harry Potter verstrickt. Aber ich bin sehr interessiert und offen und finde es auch cool, wenn sich jemand für so etwas total begeistern kann. Ich bin dann der, der sein Gegenüber ausquetscht und herauszufinden versucht, wie tief er oder sie im Thema drin steckt.«
Das Moderieren ist allerdings noch bei Weitem nicht alles, auch musikalisch zeigt Lars gerne, was er kann und produziert etwa einmal im Jahr einen Comedy-Rap. »Ich nehme mir dann ein ernstes Thema, zum Beispiel die Schlacht bei Issos 333 vor Christus, und rappe darüber lustig.«
Trotz aller Erfolge bewahrt sich Lars immer eine gewisse Verbundenheit mit der Heimat. »Heimat ist etwas, dass ich nicht mehr so häufig sehe. Etwa zwei, drei Mal im Jahr komme ich dann wieder in die Heimat, um die Familie zu besuchen, da schwingt dann automatisch ein Gefühl der Geborgenheit mit. Gerade wenn man in Hamburg wohnt, lernt man erst, das Wetter im Süden wieder zu schätzen.«