Kann schwäbisch wirklich sexy sein? »Ja«, findet Andreas Kröneck. Das will der Heilbronner Regisseur mit dem Erotik-Thriller »Raub ihren Atem«, der ab 26. Dezember bundesweit in den Kinos läuft, beweisen. Im Gespräch mit MORITZ verrät Kröneck gemeinsam mit Komponist Antonio Lopes alles über ihr ambitioniertes neues Werk.
Ein kleiner Rückblick: 2022 veröffentlichte das Heilbronner Film- und Synchronstudio HNYWOOD mit »Faustdick« seinen ersten Spielfilm. Die Feel-Good-Komödie lief in diversen Autokinos in der Region und erfuhr später sogar eine DVD-Auswertung. »Der Film hat uns einige Türen geöffnet«, so Regisseur Andreas Kröneck. Türen, die direkt zu »Raub ihren Atem« geführt haben, der nun sogar bundesweit in den Kinos startet. »Wir hatten uns die Frage gestellt, warum wird Dialekt eigentlich immer nur mit Komödien asoziiert?«, erklärt Kröneck, der auch für das Drehbuch verantwortlich ist. Filmkomponist Antonio Lopes fügt hinzu: » Zuletzt gab es Kontroversen, weil in einem Tatort Schwaben wieder als Provinztrottel dargestellt wurden. Auf der anderen Seite hat man dann im Mainstream ernsthafte Serien, die spielen im Schwarzwald und alle sprechen hochdeutsch. Und das soll besser sein?« Die beiden sehen Raub ihren Atem deshalb auch ein Stück weit als Mission. »Für einige ist es ein fast schon provokanter Akt zu sagen: Es ist schwäbisch, es sieht aus wie Hollywood und es ist ein Thriller.« Überwiegend gedreht in Heilbronn können Zuschauer bekannte Locations der Stadt wie das Parkhotel erkennen – wenn auch in völlig neuem Licht: Große Bilder, hollywoodartiger Soundtrack, komponiert von Antonio Lopes, dazu eine wendungsreiche Handlung mit viel Spannung und großen Gefühlen, inspiriert von amerikanischen Thrillern der 90er-Jahre – aber eben auch eine große Liebeserklärung an zwei vermeintlich ungeliebte Dialekte: schwäbisch und sächsisch. Kröneck stellte bereits im Filmschnitt fest: »Nach kurzer Zeit vergisst man als Zuschauer tatsächlich, dass die Figuren Dialekt sprechen, weil man von der grandiosen Schauspielleistung und der Geschichte so gefesselt ist.« Auch die Besetzung muss sich nicht vor hochkarätigen Produktionen verstecken – so ist in einer Nebenrolle Katy Karrenbauer (Walter aus der RTL-Serie »Hinter Gittern«) zu sehen, »das hat uns natürlich sehr gefreut.« Zumal ihre Szene auf dem Gelände des ehemaligen AQUAtoll in Neckarsulm spielt, für das HNYWOOD eine exklusive Dreherlaubnis erhielt. Insgesamt fünf Wochen dauerten die Dreharbeiten, die Finanzierung übernahm HNYWOOD selbst – auch wenn Andreas Kröneck nicht verraten will, wie viel der Film am Ende gekostet hat: »Uns war es wichtig, unabhängig zu bleiben und unsere eigenen Entscheidungen treffen zu können, ohne dabei Kompromisse eingehen zu müssen.«
Ein wilder Ritt, das verspricht »Raub ihren Atem« – aber auch die eine oder andere Kontroverse: »Unser Film lässt sich nicht einfach in eine Schublade stecken und stößt vielleicht den einen oder anderen vor den Kopf«, so Andreas Kröneck. Filmkomponist Antonio Lopes ergänzt mit einem Lachen: »Andererseits gab es auch jemanden, der fand unseren Film spannender und abwechslungsreicher als den letzten James Bond, insofern...« Besonders in Erinnerung blieb Kröneck die Reaktion eines »Cineasten« und seiner lesbischen Tochter: »Er hat sich über die ganzen Anspielungen und Referenzen zu Filmklassikern gefreut, sie hingegen hat sich für die queere Repräsentation bedankt. Das hat mich enorm berührt.«
Raub ihren Atem
Kinostart: 26. Dezember
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