Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne
Madame Marguerite oder Die Kunst der schiefen Töne
Nobody is perfect, das ist eine Binsenweisheit. Und doch wird in unserer Welt genau darauf gezielt. Alles muss passen, besser sein, makellos, perfekter als perfekt. Insofern tut diese französische Tragikomödie um eine Opernsängerin, die sich für eine große Künstlerin hält und dies aufgrund ihrer großzügigen Ader auch ausleben darf, richtig gut. Die Geschichte zeigt aber auch: Selbst in einem Fall wie diesem regiert ein Stückweit doch auch wieder Geld die Welt. Die angeblich wahre Biografie der Madame Marguerite spielt in den Goldenen Zwanziger Jahren, was dem Film von Xavier Giannoli schon von seiner Ausstattung und den Kulissen her große Schauwerte liefert. Das gerne exzentrische Auftreten von Madame tut ein Übriges und passt zur Übertreibung, bzw. der grandiosen Selbstüberschätzung der Protagonistin. Cathérine Frot (»Die Köchin und der Präsident«) ist großartig in der Rolle der herrlich falsch singenden Heldin, der niemand die Wahrheit ins Gesicht zu sagen traut, will man es sich mit ihrer Freundschaft doch nicht verscherzen. Es dürfte sicher kein Leichtes für Frot gewesen sein, absichtlich so falsch zu singen, dass es schon wieder eine Kunst ist. Knapp vorbei ist hier eben doch nicht daneben und hilft die Komik locker über die Tragik hinweg.
Start: 29. Oktober, Sterne: 4/5
Die Schüler der Madame Anne
Die Schüler der Madame Anne
In ihrem Verhalten stehen die Schüler eines Pariser Vorortgymnasiums ihren gleichaltrigen Kolleginnen und Kollegen aus »Fack ju Göhte« in nichts nach. Allerdings haben sie eine Lehrerin (Ariane Ascaride), die eine Antwort weiß, auf die kleinen Sticheleien und großen Provokationen – und die zur Überraschung auch des Lehrerkollegiums einen Weg findet, auch den letzten Rüpel der ethnisch und sozial bunt zusammengewürfelten Klasse für ein gemeinsames Schulprojekt zu begeistern. Fördern und fordern lautet ihr Motto, konkret setzt sich die Klasse mit den Ereignissen und Auswirkungen des Holocaust auseinander. Pädagogisch wertvoll möchte man das nennen, auch deshalb, weil der Film auch Verständnis für alltägliche, familiäre und kulturelle Konflikte aufbringt.
Start: 5. November, Sterne: 4/5
Steve Jobs
Steve Jobs
Einen Kinderzimmerbackofen hat seine Tochter den iMac einmal genannt. Das schwierige Verhältnis zu ihr, seiner eigenen Kindheit und einigen für die Entwicklung des Apple-Konzerns wichtigen Personen steht im Mittelpunkt von Danny Boyles kammerspielartig aufgezogenem Biopic über einen der wichtigsten Computerarchitekten. Der Film fokussiert auf drei Schlüsselmomente zwischen 1984 und 1998 in Steve Jobs Karriere. Michael Fassbender legt ihn nicht als Sympathiefigur und Helden an, sondern als nicht makelfreien Egomanen mit Visionen. Gedankenblitzartig wird immer wieder auch zurückgeblickt in die Anfänge seiner Pionierarbeit, die er mit Steve Wozniak (Seth Rogen) in einer kalifornischen Garage begann. Als treue Verbündete glänzt Kate Winslet als Marketingchefin.
Start: 12. November, Sterne: 4/5
Macho Man
Macho Man
Christian Ulmen hat in vielen Filmen schon vom Leben überforderten Figuren genau die Dosis an Unbeholfenheit gegeben, die nötig war, um aus schüchternen spleenigen Figuren sympathische Helden zu machen. In »Macho Man« wirkt vieles jedoch nur wiedergekaut. Start: 29. Oktober, Sterne: 2/5
El Club
El Club
Als ein neuer Gast in ihr Haus an einem einsamen Küstenort einzieht, werden die vier dort lebenden und vom Dienst suspendierten Priester mit ihren vergangenen Vergehen konfrontiert. Stark, wie Regisseur Pablo Larrain in seinem Film an Tabus rührt.
Start: 5. November, Sterne: 4/5
Spectre
Spectre
Mit neuem Dienstwagen (Aston Martin DB10) ist James Bond im 24. Agentenabenteuer unterwegs. Zu klären hat er, was es mit der unheilvollen Organisation Spectre, für die unter anderem Christoph Waltz arbeitet, auf sich hat. Österreich ist deshalb Bonds Ziel.
Start: 5. November, Sterne: 4/5
Democracy
Democracy - Im Rausch der Daten
Was machen eigentlich Europaabgeordnete den lieben langen Tag in Brüssel? Prozessbegleitend verfolgt diese Doku den langen Weg zu einem neuen Datenschutzgesetz, welches Lobbyisten und Wirtschaftsjuristen zu verhindern suchen.
Start: 12. November, Sterne: 4/5
Irrational Man
Irrational Man
Dass junge Studentinnen sich in ihren Professor (Joaquin Phoenix) verlieben, ist nichts Neues. Woody Allen geht es allerdings um etwas ganz anderes, nämlich einen Mord aus moralischen Gründen. Der wäre wirklich perfekt, wäre da nicht besagte Studentin (Emma Stone).
Start: 12. November, Sterne: 4/5
Einstein in Quanajuato
Eisenstein in Guanajuato
Peter Greenaway gilt als kunstsinniger Regisseur und erzählt nun die Episode nach, wie sein ebenso berühmter wie exzentrischer Kollege Sergej Eisenstein (»Panterkreuzer Potemkin«) 1931 einen Film in Mexiko drehen wollte. Wild geht es da zu, mit mächtig viel Homo-Erotik. Start: 12. November, Sterne: 3/5
Virgin Mountain
Virgin Mountain
Es ist symbolisch zu verstehen, wenn der übergewichtige Flughafenangestellte Fúsi historische Schlachten mit Spielzeugfiguren nachstellt. Dabei gäbe es für ihn andere Schlachtfelder – die mobbenden Kollegen, die Einsamkeit oder die depressive Freundin. Start: 12. November, Sterne: 4/5
Mia Madre
Mia Madre
Der Mutter geht’s nicht gut, die Tochter ist durch den Wind, das aktuelle Filmprojekt gestaltet sich chaotisch, vor allem wegen diesem exzentrischen amerikanischen Schauspieler (John Turturro). Tragikomödie von Nanni Moretti über Alltagslast und Existenzfragen.
Start: 19. November, Sterne: 4/5
Stonewell
Stonewall
Der in seinen Filmen gerne Regierungssitze in die Luft sprengende oder mutierte Echsen durch Städte trampeln lassende Roland Emmerich erzählt in seinem neuen Film von den Stonewall-Ausschreitungen 1969 in New York, die Ursprung der Christopher Street Days sind. Start: 19. November, Sterne: 3/5
Familienbande
Familienbande
Missmutig zieht eine 11-Jährige mit ihrem vorzeitig aus dem Gefängnis entlassenen Onkel in einen Wohnwagen ein. Er will für sie sorgen, doch die Vergangenheit steht zwischen ihnen. Wie beide den Neuanfang schaffen, wird feinfühlig und mit lakonischem Humor erzählt.
Start: 19. November, Sterne: 5/5
Umikra
Umrika
Eine indische Familie denkt, ihr ältester Sohn baue sich in Amerika eine Zukunft auf. Tatsächlich hat er es nur bis in die nächste Stadt geschafft. Sein jüngerer Bruder will es besser machen. Märchenhafte Universalgeschichte über die Sehnsucht nach einem besseren Leben. Start: 19. November, Sterne: 4/5
Hallohallo
HalloHallo
Wenn’s doch so einfach wäre, Probleme einfach so hinter sich zu lassen, denkt sich in dieser schwedischen Komödie die vom Mann mitsamt Kindern verlassene Krankenschwester Disa. Doch dann trifft sie einen unkonventionellen Vater, der ihr die Augen öffnet.
Start: 19. November, Sterne: 3/5